Hamminkeln. . Kreis Wesel stellte seine geplante Schutzmaßnahme für das Klosterdorf an der Issel den Anwohnern vor. Die waren in großer Mehrheit für die Pläne.
- Durch den Fischaufstieg wird die gesamte Maßnahme ökologisch
- Dadurch ist die Maximalförderung mit Landesmittel gesichert
- Die Anwohner interessieren die Fische eher wenig, sie wollen Schutz
Fische sind manchmal ganz schön praktisch. In Marienthal lässt sich dank der Schuppenwesen sogar bares Geld sparen - beim Hochwasserschutz. Das konnten die Marienthaler am Donnerstagabend bei der Informationsveranstaltung des Kreises Wesel feststellen.
Denn in Marienthal will der Kreis - und nicht der zuständige Isselverband - sein „Leuchtturm-Projekt“ in Sachen Hochwasserschutz an der Issel umsetzen, wie es Kreisvorstand Helmut Czichy im Marienthaler Gasthof formulierte.
Hier sind die Planungen am weitesten fortgeschritten
Warum gerade Marienthal? Weil hier die Planungen am weitesten fortgeschritten sind und die Behörden deshalb von einer zügigen Realisierung ausgehen. Und die Fische? Tja, die liefern den ökologischen Ansatz beim Hochwasserschutz, was das Land mit der Maximalförderung von 80 Prozent belohnt.
Denn die Issel soll im Bereich Marienthal durchlässig für Fische werden, weshalb, so die Planung, das Mühlenwehr umgebaut und mit einem Fischaufstieg versehen wird. Das erklärte Joachim Steinrücke von Pro Aqua, die das Hochwasserschutzkonzept erarbeitet haben.
An vier Stellen sollen Wälle das Dorf schützen
Viel wichtiger für die Anwohner ist die Tatsache, dass hinter den Gärten an der Kirchstraße, der Klosterstraße, am Marienthaler Gasthof und hinter dem Kloster Wälle oder Mauern in einer Höhe von einem halben bis einen Meter entstehen sollen, um bei Hochwasser ein Volllaufen der Grundstücke und Gebäude zu verhindern.
Eine wichtige Aufgabe fällt dabei einem Nebenarm der Issel, dem Verlorenen Wasser zu, das bereits beim Hochwasser im vergangenen Jahr schon große Wassermengen aufgenommen hatte. Dieser Seitenarm soll tiefer gelegt werden und steile, befestigte Böschungen bekommen, um die Issel, die durch den Ort führt, zu entlasten.
Die Brücke am Klosterweg wird neu gebaut
Die Brücke am Klosterweg wird etwas höher neu gebaut und verbreitert, damit im Fall der Fälle keine Überflutung droht. Außerdem soll kurz vor dem Klostergelände eine Flutmulde von der Issel zum Verlorenen Wasser entstehen, um auch hier Druck vom Hauptfluss zu nehmen.
Die Flutmulde soll mit dem Traktor befahrbar bleiben. Aber, das betonte Joachim Steinrücke, die Überschwemmungsgebiete werden nicht verlagert.
Kreis verwendet zurückgestellte Ersatzgelder
Kosten soll das alles drei Millionen Euro. 80 Prozent übernimmt das Land, 20 Prozent der Kreis, der seine zurückgestellten Ersatzgelder dafür verwenden wird. Weder die Anwohner noch die Stadt Hamminkeln werden finanziell belastet. Der Kreis hofft, die benötigten Genehmigungen in 2018 zu bekommen und bis Anfang/Mitte 2021 fertig zu werden.
<<<<<<<<<<<<<<<Kommentar>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Wo Bürgermeister Romanski recht hat, hat er recht. Seit Monaten wiederholt er schon fast gebetsmühlenartig, dass der Isselverband eine professionelle Struktur braucht, wenn das Hochwasserschutzkonzept zumindest in Ansätzen realisiert werden soll. Wie umfangreich die Planungen, Behördenwege und Verhandlungen sind, konnte jeder am Donnerstag Abend in Marienthal verfolgen. Die Hochwasserschutzmaßnahme im Klosterdorf ist nur eine von 30, die im gesamten Isselverlauf umgesetzt werden sollen. Da gehen Jahre ins Land, selbst wenn Profis am Werk sind. Und dann soll ein ehrenamtlich geführter Verband solch ein Mammut-Projekt stemmen? Im Leben nicht. Den Anwohnern reißt derweil der Geduldsfaden. Seit 25 Jahren wird geredet, gefordert, geplant - ohne Ergebnis. Außer jetzt in Marienthal. Aber auch die Ringenberger, Loikumer, Mehrhooger wollen eine Situation wie die im vergangenen Jahr nicht noch einmal erleben, sondern fordern Taten. Und womit? Mit Recht.