Wesel/Hamminkeln. . Der Frühling beginnt früher, starker Regen oder große Trockenheit, Hagel und Unwetter: Auch am Niederrhein müssen sich die Menschen vorbereiten.

  • Klimamanager aus Wesel und Hamminkeln prophezeien größere Hitzeperioden und Unwetter
  • Mensch und Natur müssen sich auch in der Region auf die Veränderungen einstellen
  • Sturmtief Ela 2014 und der Starkregen 2016 waren nur ein Vorgeschmack

Die globale Erwärmung ist für viele Menschen nicht greifbar. In ihrem Vortrag zum Klimawandel am Niederrhein brachten die Klimaschutzmanager der Städte Wesel und Hamminkeln, Ingrid Bozsoki und Alexander Ehl, den Bürgern das Thema anhand lokaler Beispiele im Saal der Volkshochschule Wesel näher.

Chaotische Zustände

Extreme Wetterphänomene treten nicht nur am anderen Ende der Welt auf, sondern auch direkt vor unserer Haustür. Sturmtief Ela im Jahr 2014 oder das Hochwasser 2016 sind noch gut in Erinnerung. Und sie werden keine Ausnahmen bleiben, meint Alexander Ehl: „Durch die Erderwärmung verdunstet mehr Wasser, das führt zu mehr Dynamik und kann in chaotischen Zuständen wie beispielsweise Hurrikans enden.“ Starkregen, Dürren und riesige Hagelkörner sind ebenfalls denkbar. In Nordrhein-Westfalen konnte von 1902 bis 2011 ein Plus von 1,1 Grad Celsius festgestellt werden, im bundesweiten Vergleich weist der Niederrhein aber die höchste Durchschnittstemperatur auf.

Die Jahreszeiten haben sich bereits verschoben, so Ingrid Bozsoki: „Das Zusammenspiel von Flora und Fauna funktioniert nicht mehr ganz reibungslos, denn der Frühling beginnt nun schon rund zwei Wochen früher – bis der Kuckuck hier angekommen ist, hat er die Möglichkeit verpasst, seine Eier in andere Nester zu legen.“ Doch nicht nur die lokale Tier- und Pflanzenwelt wird durch die Veränderung des Klimas herausgefordert – auch in der Region wird man sich bald möglicherweise mit Problematiken wie Trinkwasserknappheit konfrontiert sehen. Die Landwirtschaft hat es ebenfalls schwer, sich diesen Bedingungen anzupassen: Bereits beim Issel-Hochwasser im vergangenen Jahr wurden ganze Felder geflutet und zerstört.

Die Temperaturen steigen weiter

Bis zum Ende des Jahrhunderts rechnen Wissenschaftler nach aktueller Prognose mit einer Temperaturzunahme von 4,5 Grad Celsius. Der Meeresspiegel würde weiter steigen, die Nordseeinseln, Hamburg, Bremen oder London würden geflutet, wie die Klimaschutzmanager mit erschreckenden Bildern belegen. Hitzeperioden wie in den vergangenen Tagen werden sich dadurch intensivieren, und Alexander Ehl fügt hinzu: „Die letzten Tage waren eher gemäßigt, in Zukunft müssen wir mit extremerer Hitze rechnen.“ Daher lautet sein Appell: „Wir haben es noch in der Hand, in welchem Szenario wir landen.“ Es gilt, Klimaschutz und Klimaanpassung zu betreiben. Dazu gibt es zahlreiche Handlungsfelder, wie beispielsweise die Energiewirtschaft, die sich dauerhaft auf erneuerbare Quellen umstellen müsste, oder die menschliche Gesundheit, die trotz klimatischer Veränderung gewahrt werden muss. Anhand von zwei Szenarien erläuterten die Klimaschutzmanager Maßnahmen: Bei Hitze helfen Schattenbäume, Trinkwasserspender, Fassaden- und Dachbegrünung und entsiegelte Flächen – Pflanzen statt Beton.

Starkregen erfordert Umdenken: Mehr Rückzugsflächen für das Wasser, umstrukturierte Flüsse und Bäche, stabile Deiche und eine Verkehrsinfrastruktur, die weniger anfällig ist, sind die anstehenden Aufgaben.