Wesel. . Zahlreiche Weseler beklagen sich, dass der Auesee und das Rheinbad nicht vom ÖPNV angefahren werden. Der weite Fußmarsch sei unzumutbar.
- Vorschlag: Sonderlinie in den Sommermonaten von April bis September einmal pro Stunde zum Auesee
- Ohne Führerschein ist es sehr schwierig pünktlich zur Abeitsstätte in Ginderich oder Büderich zu kommen
- Ein Bürger gibt zu bedenken: Wenn noch mehr reduziert wird, wird der Linienverkehr noch unattraktiver
Jamie Lisa Hebisch ist auf dem Weg zum Auesee. Die Verbindung von ihrem Zuhause am Lippestadion in Wesel bis zu dem beliebten Erholungsziel beträgt ziemlich genau vier Kilometer.
Dies bedeutet für die 28-Jährige einen Fußmarsch von rund einer Stunde, mit dem üblichen Gepäck für einen Besuch am See – von Erholung kann da bei Temperaturen um die 30 Grad wie in den vergangenen Tagen kaum die Rede sein. Deshalb würde Hebisch viel lieber mit dem Bus zum Auesee fahren.
„Doch das ist leider nicht möglich“, sagt sie und ärgert sich über die Busverbidungen der Hansestadt. Sie ist nur eine von vielen Lesern, die sich zur NRZ-Berichterstattung über Kürzungen beim ÖPNV äußerten.
„Ich könnte theoretisch am Preußen-Museum in einen Bus steigen und von dort zunächst zum Bahnhof sowie anschließend bis zum Amtsgericht fahren“, sagt Hebisch, schiebt aber hinterher: „Das würde sich jedoch nicht lohnen, denn alleine die Fahrt würde schon 48 Minuten dauern – hinzu kämen ja auch noch zehn Fuß-Minuten zum Museum und nochmal 20 bis 25 Minuten vom Amtsgericht bis zum Auesee.“ Von den Buskosten ganz zu schweigen...
Wütend macht die Weselerin vor allem die Ankündigung, weitere Busverbindungen einzuschränken. „Anstatt Linien zu streichen, sollte man lieber eine Sonderlinie in den Sommermonaten von April bis September einmal pro Stunde zum Auesee anbieten. Ist doch mies, dass der nicht an den ÖPNV angeschlossen ist, gleiches gilt für das Rheinbad und die Anlegestelle der River Lady.“
Jamie Lisa Hebisch erklärt es sich so, dass es keine Busverbindung direkt zum Auesee gibt: „Dann würde man bei den Wucher-Parkpreisen dort ja nichts mehr verdienen.“ Sie findet es unverantwortlich, solch einen langen Weg zu Fuß laufen zu müssen: „Und das stelle ich mir dann mal mit Kindern vor! In der prallen Sonne über den Deich.“
Ganz ähnlich sieht das Gina Liewald vom Fusternberg: „Meine Kinder sind sechs und acht Jahre alt. Vom Fusternberg zu Fuß bis zum Auesee sind das etwa eine Stunde und 20 Minuten. Kommt aber auch noch aufs Wetter an und wie meine Kinder so drauf sind. Wenn wir mit dem Bus bis zum Dom fahren würden und von da aus laufen – dann wären es 30 bis 45 Minuten.“
Welche Auswirkung für schulpflichtige Kinder?
Eve Tiralongo (24) wohnt in der Stadtmitte: „Als Familie sind wir froh, den (Bus-)Bahnhof in unmittelbarer Nähe zu haben und brauchten bisher nie ein Auto, da meist alles mit dem Bus bewerkstelligt werden konnte. Nun wird es aber schwieriger, wenn schon wieder Verbindungen gekürzt werden. Und welche Auswirkung hat das auf die schulpflichtigen Kinder im Kreis? Ich habe selber bis vor zwei Jahren die Erfahrung gemacht, wie kompliziert es ist, mit dem Bus von Friedrichsfeld zum Berufskolleg nach Wesel zu fahren.“
Für ihren Mann, der zurzeit eine Arbeit sucht, sei es ohne Führerschein sehr schwierig mit öffentlichen Verkehrsmitteln pünktlich zu einer möglichen Arbeitsstätte in einem der Weseler Ortsteile auf der anderen Rheinseite zu kommen. Dies sei ein klarer Nachteil.
„Folge ist: Linienverkehr wird noch unattraktiver“
Thomas Cegla kritisiert ebenfalls Kürzungspläne und meint, die Bürger sollten sich sowas nicht einfach gefallen lassen: „Keiner fragt, warum kein Geld für einen vernünftigen ÖPNV ausgegeben wird. Dem kleinen Mann (respektable Frau) wird immer nur erzählt, dass kein Geld da sei. Unsere Wirtschaft blüht, jährlich steigt das Bruttosozialprodukt, aber für den Otto Normalverbraucher wird immer weniger getan. Die Franzosen regeln sowas anders, wie die Vergangenheit zeigt: Zack, Generalstreik! Der Deutsche hingegen sagt wie immer zu allem Jawoll und meckert maximal in den Kommentaren auf Facebook, was bisher noch nie etwas geändert hat.“
Cegla sieht zudem eine gefährliche Spirale: „Wenn noch mehr reduziert wird, wird der Linienverkehr noch unattraktiver, was wiederum zu weiteren Kürzungen führt.“