Wesel. . Eine warme Winterjacke und rutschfestes Schuhwerk sind ein Muss, wenn man in die frische Blütenpracht am Perricher Weg in Büderich eintauchen möchte. Denn dort, wo es bunte Blumen in Hülle und Fülle und aus aller Herren Länder gibt, ist es kalt. Sehr kalt im Vergleich zu den hochsommerlichen Temperaturen am Niederrhein. Sechs Grad herrschen in der großen Halle und das das ganze Jahr hindurch.
Eine warme Winterjacke und rutschfestes Schuhwerk sind ein Muss, wenn man in die frische Blütenpracht am Perricher Weg in Büderich eintauchen möchte. Denn dort, wo es bunte Blumen in Hülle und Fülle und aus aller Herren Länder gibt, ist es kalt. Sehr kalt im Vergleich zu den hochsommerlichen Temperaturen am Niederrhein. Sechs Grad herrschen in der großen Halle und das das ganze Jahr hindurch.
Frank Braem ist der Herr der Rosen, Nelken, Gladiolen und noch viel mehr. Tag für Tag holt er sie von der größten deutschen Blumenversteigerung in Straelen-Herongen, damit sie möglichst frisch beim Gärtner ankommen. Der Blumengroßhändler, der den Betrieb vor 15 Jahren von seinem Vater Robert übernahm, muss dafür früh raus. Nicht selten geht es um 4 Uhr los.
Mehr als 15 000 Stiele hat er diesmal ersteigert. Das sind etwa 400 Eimer voller bunter Blumen, die demnächst die Wohnzimmertische zieren werden. Bis 2002 gab es solch eine Versteigerung am Schepersweg in Wesel, erinnert sich der 44-Jährige, doch damals waren auch noch fast zwei Dutzend Gärtnereien in Büderich.
Seither hat sich mächtig was verändert. Nicht nur, dass in dem Polderdorf lediglich eine Gärtnerei existiert, auch die Gewohnheiten der Menschen sind andere geworden, teils zwangsläufig. Kleine oder nicht vorhandene Fensterbänke haben vielen Topfpflanzen den Garaus gemacht und der schnelle Griff zum Blumenstrauß an der Discounter-Kasse gehört mittlerweile für so manchen zum Alltag. Von Frank Braem stammen diese Sträuße allerdings nicht, denn er beliefert ausschließlich Fachgeschäfte.
Von Äthiopien bis Zimbabwe
Mehr als 200 Artikel hat der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann, der auch Betriebswirt ist, ständig in seinem Sortiment. Und auch wenn viele tausende Kilometer mit dem Flugzeug an den Niederrhein zurückgelegt haben, ist alles taufrisch. Die Kühlkette wird selbst im Zollbereich nicht unterbrochen, so dass es überhaupt kein Problem ist, etwa aus Kenia, Zimbabwe oder Äthiopien Blumen in Empfang zu nehmen. Rosen und Johanniskraut kommen etwa aus diesen Ländern. Grüner Lederfarn steht zum Beispiel für Mexiko, Nelken stammen oft aus Kolumbien, Rosen und Schleierkraut aus Ecuador sowie jede Menge Grün aus Kanada und den USA.
Italien liefert unter anderem Eukalyptus und Pistazie, aber auch Ranunkeln, und Australien steht vor allem für exotische Pflanzen. Aber auch Spanien, Portugal, die Türkei und Israel gehören zu den Lieferantenländern, genauso wie Holland und Thailand. Oftmals lassen sich durch Importe die Jahreszeiten ein wenig vorverlegen, sagt Frank Braem, der schon als kleiner Junge seinen Vater begleitet hat und somit quasi in seine Arbeit hineingewachsen ist - ohne eine gärtnerische Lehre absolviert zu haben.
Die lateinischen Namen der Blumen beherrscht er jedenfalls aus dem Effeff, genauso wie die drei Verkaufstouren, die er sechsmal wöchentlich macht beziehungsweise von seinen Mitarbeitern erledigen lässt. In einem Umkreis von rund 75 Kilometern sind die Lkw mit der Büdericher Aufschrift unterwegs, wobei die Fahrzeuge nicht immer nur ausschließlich Schnittblumen mit sich führen, sondern auch saisonale Beetware, zuletzt Geranien und Co, im Frühjahr Töpfe mit Zwiebelblumen wie Tulpen und Narzissen.
Die Floristen können im gekühlten Lastwagen zwischen zwei Rollcontainern hindurch gehen und sich ihre Pflanzen aussuchen, erklärt Braem, der diesmal auch Lavendel in Rosa und Blau als Schnittblume im Angebot hat. Es dominiert allerdings das Kurzfristgeschäft, sagt er, was wiederum mehr verdorbene Ware zur Folge hat. Am meisten zu tun gibt es traditionell von Donnerstag bis Samstag. „Denn wer stellt sich schon am Montag einen frischen Blumenstrauß auf den Tisch, wenn er die ganze Woche arbeiten muss?“ fragt der Fachmann, der sich im Übrigen auch mal über einen solchen Strauß freuen würde. Doch er selbst habe noch nie einen geschenkt bekommen, sagt er fast ein wenig enttäuscht. Warum wohl...?