Wesel. . Landrat Dr. Ansgar Müller verlieh Karl-Heinz Peschen das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

  • Seit über 30 Jahren betreibt er die Auffangstation für die Vögel auf dem Gelände der Schill-Kaserne
  • In dieser Zeit wurden über 8000 Vögel aufgepäppelt und wieder in die Freiheit entlassen
  • In strengen Wintern schaut so mancher von ihnen noch mal vorbei: Denn hier gibt’s immer Futter

Er ist schon hoch dekoriert: 1983 erhielt Karl-Heinz Peschen das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold, 2010 die goldene Ehrennadel des NABU-Landesverbands NRW. Freitagvormittag kam eine weitere Auszeichnung hinzu, obwohl, wie Peschen bei der Verleihung selbst sagte, „er nicht darauf aus ist, mit Orden behängt zu werden“. Doch nun ziert das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland seinen Anzug, in dem der Leiter und Betreiber der Greifvogelstation in der Schill-Kaserne nicht allzu oft zu sehen ist. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp hätte den Mann der Tat deshalb bei der Verleihung im Kreishaus beinahe kaum erkannt.

Aus einer Voliere sind 17 geworden

Vor mehr als 33 Jahren errichtete Peschen auf einer ehemaligen Müllhalde die mittlerweile landesweit bekannte Anlage. Naturverbunden war der gebürtige Mönchengladbacher schon immer, und so wollte er eigentlich Förster werden. Stattdessen ging es mit 17 Jahren zur Bundeswehr, mit 18 wurde er dort Unteroffizier. Als zu Beginn der 80er Jahre die Greifvogelpopulation zurückging, konnte der heute 76-Jährige seine Liebe zur Natur auf dem Gelände der Schill-Kaserne doch noch zum Ausdruck bringen. Für verletzte und illegal gehaltene Vögel wurde die Auffangstation gebaut, ab 1984 zunächst unter der Flagge des Kreises Wesel, später übernahm die NABU-Kreisgruppe. Was mit einer Voliere auf 70 Quadratmetern begann, ist heute auf 17 Volieren mit 10000 Quadratmetern angewachsen.

Bislang wurden mehr als 8000 Vögel aufgenommen, betreut, versorgt und nach der Genesung wieder ausgewildert. Dabei umfasst der Einzugsbereich große Teile Nordrhein-Westfalens, hinzu kamen mehrfach illegal gehaltene Tiere aus anderen Bundesländern nach Blumenkamp. Kein Wunder, dass Fachdienststellen des Landes die Greifvogelstation als effizienteste Anlage in NRW bezeichnen.

Mehr als 350 Tage im Jahr in der Greifvogelstation

Über 350 Tage im Jahr arbeitet Buddy Peschen hier und hat immer wieder selbst verletzte Vögel eingefangen, abgeholt und wieder weggebracht sowie Futter und Baumaterial beschafft. Dazu kommen Jahr für Jahr etwa 150 Führungen, vor allem von vielen Schulklassen, aber auch Vereinen. Dabei versteht es der Geehrte immer wieder, die Besucher zu begeistern. Ja, sogar zur Therapie werden die Vögel genutzt. Denn sie reagieren feinfühlig und rücksichtsvoll, wenn behinderte Menschen vorbeischauen.

Bei aller Liebe zu den Greifvögeln fällt es Karl-Heinz Peschen nicht schwer, die genesenen Vögel wieder in die Natur zu entlassen. Denn weder eine Verniedlichung noch eine Vermenschlichung ist das Ding des Falkners, der sich aber dennoch darüber freut, wenn ehemalige Zöglinge in strengen Wintern doch mal vorbeischauen. Denn eines wissen sie ganz sicher: Hier gibt’s immer was zu futtern.

NACHFOLGE IST GESICHERT

Dass Buddy Peschens Lebenswerk auch in seinem Sinne weitergeführt wird, ist bereits gesichert. Er selbst arbeitet momentan seine Nachfolgerin ein. Dabei handelt es sich um eine junge Frau aus Haltern, die sich in derselben Weise um die Tiere in der Greifvogelstation kümmern möchte wie Peschen.