Wesel/Hamminkeln. . 27 Fragen beantworteten Radfahrer zur Fahrradfreundlichkeit ihrer Stadt. Es gab viel Lob, doch es gibt auch noch einiges besser zu machen
- Wesel ist bei der ADFC-Umfrage bundesweit unter den ersten drei fahrradfreundlichsten Städten gelandet
- Hamminkeln legt mit Platz 41 von 364 in der Kategorie unter 50 000 Einwohner ein gutes Ergebnis hin
- In beiden Städten gab es nicht nur Lob, sondern auch Kritik von den Radfahrern
Am Niederrhein gehört das Rad einfach dazu. Aber ist es auch eine Freude, hier zu radeln? Jetzt hat der ADFC den Fahrradklimatest 2016 veröffentlicht. Wesel hat es in seiner Kategorie – Städte mit 50 000 bis 100 000 Einwohner – auf Platz drei von bundesweit 98 Teilnehmern und damit in die Riege der Spitzenreiter geschafft (Note 3,0). Hamminkeln wird in der Gruppe unter 50 000 Einwohnern geführt, immerhin auf Platz 41 von 346 Städten (Note 3,2).
Die Radler sind anspruchsvoll geworden
Auch Wesel hat sich nach dieser Umfrage im Vergleich zu 2014 eine Idee verschlechtert – trotz neuer Projekte wie dem Lipperadweg. 27 Fragen hatten die Teilnehmer zu beantworten: nach dem Spaßfaktor, der Sicherheit, nach Komfort und Infrastruktur, um nur einige zu nennen. Dickes Lob gab’s von den Beteiligten in Wesel für die gute Erreichbarkeit des Zentrums, dafür, dass Ziele zügig erreichbar sind und dass etliche Einbahnstraßen für Radler geöffnet wurden. Die Teilnehmer kritisieren, dass es unattraktiv sei, das Rad mit in Bus und Bahn zu nehmen, außerdem beklagen sie häufigen Fahrraddiebstahl und eine schlechte Verkehrsführung an Baustellen – letzteres betrifft auch die anderen kreisangehörigen Städte, die mitgemacht haben. Die Umfrage ist indes nicht repräsentativ, dafür haben zu wenig Menschen daran teilgenommen.
Vorzeigeprojekte erhöhen die Erwartungen
Michael Blaess, Wesels Fahrradbeauftragter, sieht in der Beurteilung ein Feedback für die Arbeit der Stadt, Platz drei bundesweit – das ist doch was. Aber: „Die Menschen erwarten heute mehr als früher: eine super Infrastruktur, guten Service und eine gute Kommunikation.“ Die Radwege seien nicht schlechter geworden, die Menschan aber kritischer. „Wir haben in der Aue einen schönen Radweg gebaut und es wird dort noch mehr passieren“, so Blaess. Er nennt den Lipperadweg, der noch weiter ausgebaut werden soll. „Damit kann man von der Rheinbrücke bis zur Emdener Straße durchfahren, wir warten noch auf die Fördermittel.“ Hinzu kommt der Radweg an der Römerroute von Wesel nach Drevenack. Doch hochwertige Projekte haben den Nachteil, dass alle anderen Radwege an diesem Standard gemessen würden, die Ansprüche steigen.
Leader-Projekt Fahrradmobilität
Hamminkeln muss sich mit seinem Platz 41 von 364 nicht verstecken – Radfahren macht hier Spaß, loben die Befragten. Sie hätten aber gern ein Angebot an öffentlichen Leihfahrrädern und kritisieren unebene Radwege. Verleihstationen des „NiederrheinRads,“ die grünen Leihräder, sind Hotels – unter anderem Welcome-Hotel und Haus Duden in Wesel, Hotel Voshövel in Schermbeck. In Hamminkeln seien ihm keine Verleihstationen bekannt, so Thomas Michaelis von der Verwaltung. Das Problem Fahrräder in Bus und Bahn sei „ein dickes Brett, das wir bohren. Wir sitzen regelmäßig mit der NIAG und der Deutschen Bahn in der Leader-Runde zusammen mit dem Kreis Wesel, der Metropole Ruhr und anderen. Fahrradmobilität ist ein großes Thema.“ Es werde noch etwas passieren, wenn es auch nicht von Jetzt auf Gleich gehe. Was die holprigen Radwege angeht, und andere Hindernisse wie zu enge Umlaufschranken: „Wir haben mit dem ADFC gemeinsam eine Liste erstellt. Die wird abgearbeitet.“