Wesel. . Im Weseler Naturschutzgebiet beginnen am Donnerstag umfangreiche Rodungsarbeiten. Auf einer Fläche von 2,5 Hektar soll künftig Calluna wachsen.
- Die rund 100 000 Euro teure Maßnahme bekommt der RVR zu 90 Prozent bezuschusst
- Sie wird im Rahmen des EU-Projekts „Bodensaure Eichenwälder mit Mooren und Heiden“ realisiert
- 800 bis 900 Bäume werden gefällt, an anderer Stelle wird dafür neu aufgeforstet
Ein Förster liebt in der Regel seine Bäume. Doch manchmal muss das Holz auch weichen, um anderen Pflanzen eine Chance zu geben, sich anzusiedeln oder aber deutlich besser entwickeln zu können. Zum Beispiel, wenn ein neues Heidegebiet entstehen soll.
„Es tat schon weh, von Baum zu Baum zu gehen und die Stämme zu markieren, die gefällt werden müssen“, erzählt Förster Christoph Beemelmans im Naturschutzgebiet Schwarzes Wasser.
Zwischen Dutzenden Bäumen, die mit gelben und orangen Markierungen versehen sind, erläutert er gemeinsam mit Heinz-Hermann Verholte vom RVR und Wilhelm Itjeshorst von der Biologischen Stadion Wesel, was hier ab Donnerstag passiert.
Dann rollt die Holzerntemaschine Harvester am Diersfordter Wald an und wird etwa zwei Wochen lang kräftig roden – 800 bis 900 Bäume (vorwiegend Fichten und Kiefern) werden dann gefällt, etwa 300 Festmeter Holz entsteht dadurch. Zeitweise müssen die idyllischen Wanderwege (auch der Rundweg ums Schwarze Wasser) gesperrt werden.
Jahrhunderte alte Samen könnten jetzt noch keimen
Nachdem die Boden-Vegetation und die Baumstubben beseitigt worden sind, soll auch der Mutterboden etwa 10 bis 15 Zentimeter tief abgetragen werden. Darunter tritt eine Schicht zu Tage, in der eventuell noch Jahrhunderte alte Heidesamen liegen – und sogar noch keimen könnten.
„Wir hoffen auf eine Spontan-Begrünung“, erläutert Verholte. Und Itjeshorst ergänzt, dass man auch etwas nachhelfen werde, falls die Besenheide nicht von alleine zu wachsen beginne: „Dann werden wir im Herbst die Samenhülsen von Heidepflanzen auftragen.“
Nach ein paar Jahren könnte es hier dann ein Meer aus Hunderten lila Blüten geben.
Die rund 100 000 Euro teure Maßnahme bekommt der RVR zu 90 Prozent bezuschusst, denn sie wird im Rahmen des von der EU geförderten Life-Projekts „Bodensaure Eichenwälder mit Mooren und Heiden“ realisiert.
Das Schwarze Wasser gehört zu den ältesten Naturschutzgebieten Nordrhein-Westfalens. Schon Naturforscher des 19. Jahrhunderts erwanderten diese Gegend wegen ihrer eigentümlichen Tier- und Pflanzenwelt der Heiden, Moore und Heidegewässer.
Das namensgebende Schwarze Wasser ist einer der letzten erhaltenen Heideweiher des Landes – und zu einem Heideweiher gehören eben blühende Heideflächen.
Auftrieb für das Froschkraut und andere Pflanzen
Durch die Rodung der Bäume hoffen die Biologen zudem auf mehr Wind über dem See.
Dadurch dürfte sich der Wellenschlag erhöhen, was wiederum die Schlammbildung am Ufer reduzieren soll.
Seltene Pflanzen wie das Froschkraut könnten davon profitieren.
Und auch Tiere werden von der Umgestaltung ihren Nutzen haben: Die Heideflächen werden umzäunt und später dann von zahlreichen Schafen beweidet. Nicht umsonst heißt ja eine Schafrasse auch Heidschnucken...
Übrigens: Für die gefällten Bäume wird der Regionalverband Ruhr eine Ersatzfläche im Wildgehege des Diersfordter Waldes aufforsten.