Wesel. . Thorsten Kowalczik hat ungewöhnliche Haustiere. In seinem Weseler Wohnzimmer leben Königsschlangen. Sie zischen mit Tochter Mia um die Wette.
- Zum Knuddeln sind die Schlangen von Thorsten Kowalczik aus Wesel definitiv ungeeignet
- Einmal im Monat gibt es acht Mäuse zum Futtern für die Boa Constrictor
- Das Weibchen kann 5,50 Meter lang werden
Abends nach Hause kommen, es sich gemütlich machen und erst einmal eine Runde mit dem Haustier spielen und schmusen? Für Thorsten Kowalczik undenkbar, denn die Tiere, die der 42-Jährige hält, sind nun wirklich keine Kuscheltiere. Der Flürener teilt sein Wohnzimmer mit Schlangen. Eine 16 Jahre alte männliche Boa Constrictor und ein kleineres, erst zweijähriges Weibchen derselben Art bewohnen je ihr eigenes Terrarium auf einer Kommode. Zum Knuddeln definitiv ungeeignet, ein Blickfang aber allemal.
„Als wir uns kennenlernten, habe ich gedacht, Thorsten veräppelt mich, als er mir erzählte, er habe Schlangen“, erinnert sich Kowalcziks Frau Doreen lachend. Mittlerweile gehören aber auch für sie die nicht ganz alltäglichen Haustiere einfach dazu. Und auch Töchterchen Mia (1) mag die Mitbewohner und imitiert sogar das schlangentypische Zischen. Auch, wenn sie von den Schlangen natürlich keine Antwort bekommt.
Einmal im Monat gibt’s Futter
„Die Tiere haben gar keinen Bezug zu uns“, stellt Thorsten Kowalczik klar. „Ich bin der Futterlieferant, mehr nicht.“ Wieso dann aber gerade Schlangen? „Es sind tolle, faszinierende Tiere“, findet der Kfz-Mechaniker. „Und durch die bepflanzten Terrarien haben wir immer ein Stückchen Natur mit viel Grün in der Wohnung.“ Nicht zuletzt sei die Haltung der ungiftigen Würgeschlangen mit nur wenig Aufwand verbunden.
„Einmal im Monat füttern, das reicht vollkommen“, sagt Thorsten Kowalczik. Die große Schlange bekommt dann acht Mäuse, das kleinere Weibchen drei. Die schon toten Futtermäuse kauft der Schlangenhalter im Fachhandel. Ansonsten macht er regelmäßig die Terrarien sauber und bestäubt die Schlangen mit Wasser, um sie feucht zu halten. „Durch diese Feuchtigkeit halten sich auch die Pflanzen in den Terrarien von ganz allein.“
Zu seiner ersten Schlange ist Thorsten Kowalczik übrigens gekommen wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind. Ein Bekannter von ihm hatte das männliche Tier zur Pflege bei sich, als dessen ehemaliger Besitzer im Urlaub war. Kowalczik fand das Tier toll. Und da sich herausstellte, dass der alte Besitzer die Schlange eigentlich gar nicht mehr wollte, zog sie daraufhin recht schnell bei dem Flürener ein. Mehr als zehn Jahre ist das jetzt her. „Seither versuche ich, die Schlange aufzupäppeln.“ Das Tier sei in schlechtem Zustand gewesen, als er es bekommen habe. Mittlerweile gehe es dem Männchen aber gut. „Auch wenn er noch immer viel kleiner ist als gleichaltrige Artgenossen.“
Das Schlangenpaar verträgt sich nicht
Etwa 1,35 Meter misst das Schlangenmännchen, um die zwei Meter lang werden die Tiere im Durchschnitt. Zumindest die männlichen, die Weibchen können mit bis zu 5,50 Meter noch um einiges größer werden. Das noch junge Weibchen in der Flürener Wohnung ist mit 80 Zentimetern davon aber noch weit entfernt.
WG mit Boa Constrictor
„Wenn sie drei Meter lang ist, muss sie ausziehen“, sagt Thorsten Kowalczik. Dann werde auch das Terrarium zu klein. Anfangs teilte sich die Schlangendame ihr Heim mit dem männlichen Tier. Die beiden haben sich aber nicht vertragen, so dass nun jeder sein eigenes Reich hat.
Besucher seien in der Regel neugierig, wenn sie seine Haustiere sehen, sagt Thorsten Kowalczik. „Es gibt aber auch Leute, die unsere Wohnung nicht mehr betreten.“ Einen Schreck jagte eine der Schlangen auch seiner Mutter schon einmal ein. „Als Thorsten im Urlaub war, habe ich nach den Tieren gesehen“, berichtet sie. „Eines Morgens habe ich erst gedacht, eine Schlange sei gestorben. Zum Glück hat sie sich nur gehäutet.“ Auch das gehört zu einem Schlangenleben.
>> Mit was man rechnen muss
Auch wenn die Haltung seiner Haustiere für ihn recht gut zu handhaben ist, rät Thorsten Kowalczik anderen Interessenten, sich gut zu informieren, bevor sie sich Schlangen anschaffen. Für Anfänger seien pflegeleichte Exemplare wie etwa Kornnattern geeigneter als andere, sagt er. Ein Terrarium mit Erde und Pflanzen, einer Lampe für die richtige Wärme und Bewässerungsanlage benötigen die Tiere. Ein Terrarium beginnt für ein Jungtier bei etwa 300 bis 500 Euro, doch es muss mitwachsen. Heißt: Es wird später ein mittleres, dann ein großes Terrarium fällig. Hinzu kommen Stromkosten für das intensive Licht und Futter. Für das junge Weibchen selbst hat Thorsten Kowalczik 70 Euro bezahlt. (gasch)