Schermbeck. . Das Projekt “Nachbarschaftsberatung“ soll älteren Menschen in Schermbeck helfen, länger in der eigenen Wohnung zu leben. Geld von Stiftung.

  • Ziel ist es, älteren Menschen ein langes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen
  • Die Helfer wollen künftig den Kontakt zu Schermbecks Arztpraxen ausbauen
  • Auch jüngere Leute sollen dazu beitragen, die demografische Entwicklung aufzufangen

Was den künftigen Bedarf an Hilfe betrifft, hatte der Soziologe Ralf Siegel Zahlen parat. 2030, haben Statistiker errechnet, wird die Hälfte der deutschen Bevölkerung im Rentenalter sein. Laut Hochrechnungen benötige dann allein der Kreis Wesel über 6000 Pflegekräfte, um seine Senioren zu versorgen, führte Siegel aus.

Er spricht von einem dringenden Handlungsbedarf. Noch fehlten geeignete Modelle, um den Engpass aufzufangen. „Wir müssen viel phantasievoller für die Zukunft sorgen!“ Umso mehr begrüßte der Vorsitzende des Lenkungsausschusses der Nachbarschaftsberatung für Schermbeck, Hünxe und Hamminkeln die Unterstützung der Ton-Stiftung Nottenkämper als Schritt in die richtige Richtung.

Helfer stellen Kontakte zu Ämtern und Behörden her

Die in Schermbeck gegründete Nachbarschaftsberatung (NBB) verfolgt das Ziel, älteren Menschen ein langes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Die Helfer stellen Kontakte zu Ämtern und Behörden her und versuchen, für die Betroffenen ein Netzwerk zu knüpfen.

Sie verstehe sich „als Bindeglied“ zwischen ihren Klienten, deren Familien, Ärzten und Institutionen, führte Silvia Keiner aus, die als NBB-Koordinatorin für Schermbeck zuständig ist. 14 Ehrenamtler stehen ihr in der Gemeinde zur Seite.

Bis 2020 wird die Beratung zu 65 Prozent finanziert

Über die Höhe der Unterstützung schweigt Bruno Ketteler von der Ton-Stiftung-Nottenkämper diskret. Nur soviel: Es handele sich „um einen fünfstelligen Betrag.“ Das Geld soll als Anschubfinanzierung für neue Projekte dienen und aktuell dabei helfen, Engpässe zu überbrücken, die im Rahmen der Leader-Förderung entstehen: Bis 2020 wird die NBB zu 65 Prozent über das Leader-Programm finanziert - 35 Prozent der Kosten müssen durch andere Träger gedeckt sein.

Künftig hofft Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth, die jährlichen Kosten von rund 15 000 Euro für die Nachbarschaftsberatung in den Haushalt einstellen zu können, so dass die Finanzierung dauerhaft gewährleistet ist.

Ein Ehrenamtskoordinator für die Gemeinde

Aktuell geplant ist eine Vernetzung mit den Arztpraxen. Gerade dort wisse man, ob eine häusliche Versorgung der Patienten sichergestellt ist und wann Handlungsbedarf bestehe. In diesen Fällen könnten Praxen und Gesundheitseinrichtungen auf die NBB verweisen.

Ein weiteres Anliegen der Helfer ist es, jüngere Leute mit ins Boot zu holen. An weiterführenden Schulen soll verstärkt für ein gesellschaftliches Engagement geworben und auf den Bedarf an Pflegeberufen aufmerksam gemacht werden.

Rexforth geht noch weiter. Ihm schwebt die Einrichtung der Stelle eines Ehrenamtskoordinators in der Gemeinde vor. Hier ließen sich Kräfte, wie sie bei der Flüchtlingshilfe sichtbar wurden, sinnvoll bündeln und verteilen.