Kreis Wesel. . Schon die Jüngsten können mit Frosch, Spinne und Co können nichts mehr anfangen. Der Nabu will sein Erfolgsprojekt um vier Jahre verlängern.

  • Kinder haben den Bezug zur Natur verloren. Die Bildungswerkstatt will sie spielerisch wieder heranführen
  • Umwelt anfassen, begreifen und erleben – ein Abenteuer, das viele Kinder begeistern kann
  • Kitas und Grundschulen hatten ein solches Projekt vor sieben Jahren angeregt, weil der Bedarf hoch ist

Ein Mädchen steht verträumt unter Bäumen, breitet die Arme aus, legt den Kopf in den Nacken, dreht sich. Die Kleine ist acht Jahre alt, nimmt an einem Angebot der Nabu Bildungswerkstatt Natur teil. „Sie ist noch nie im Wald gewesen“, sagt Nabu-Kreisvorsitzender Peter Malzbender, „und sie war fasziniert von den Bäumen“.

Den Bezug zur Umwelt verloren

Wirklich ungewöhnlich sei das nicht, viele Kinder haben keinen Bezug mehr zur Natur. „Wir möchten, dass sie sie anfassen, riechen, erleben können“, sagt er. Nicht jedes Kind ist in der Lage, eine Eichel von einer Kastanie zu unterscheiden. „Es fehlt das Basiswissen, das früher selbstverständlich war.“

Jetzt soll das Projekt in die Verlängerung um vier Jahre gehen, 10 000 Euro pro Jahr beantragen die Naturschützer vom Kreis Wesel dafür, 123 Euro mehr als bislang. Dafür garantieren sie mindestens 64 Veranstaltungen. Die Kreistagsmehrheit aus CDU, Grünen und FDP/VWG hat schon grünes Licht signalisiert, die Entscheidung aber in die Haushaltsplanberatungen vertagt. Die SPD hätte gern sofort beschlossen und kritisiert die Verzögerung.

Kindertagesstätten gaben den Impuls

So ein Steinkauz aus nächster Nähe – Peter Malzbender zeigt den schönen Vogel, bevor er ihn frei lässt. Die Kinder werden das so schnell nicht vergessen.
So ein Steinkauz aus nächster Nähe – Peter Malzbender zeigt den schönen Vogel, bevor er ihn frei lässt. Die Kinder werden das so schnell nicht vergessen. © Gerd Hermann

Seit 2009 gibt es die Bildungswerkstatt Natur, der Nabu arbeitet mit mehr als 90 Kindergärten, Familienzentren und Grundschulen zusammen. Naturerlebnispädagoginnen vermitteln den Kleinen spielerisch und mit viel Spaß Wissen. „Es ist erstaunlich, wie viel die Kinder davon behalten.“ Dass ein Wasserskorpion einen Rüssel zum Luftholen hat, beispielsweise, das erzählte ein Junge Malzbender noch Monate nach dem Keschertermin an der Naturarena. Spinnen sind ein weiteres Thema, Umweltspiele und mehr.

Der Impuls für die Bildungswerkstatt kam von den Kindertagesstätten: Kinder wissen immer weniger von dem, was früher in der Familie weiter gegeben wurde. Die Hälfte interessiert sich auch nicht dafür. Medienkonsum steht an erster Stelle. „Dabei kann man die Mädchen und Jungen begeistern“, hat Malzbender erlebt. Kleine Naturdetektive entdecken, was beispielsweise in einem Teich alles lebt.

„Liebenswerte“ Spinnen begeistern die Kleinen

Eine Leistung, die die Kitas und Grundschulen aus eigener Kraft kaum noch erbringen können. Erlebnispädagogik vor der Haustür, die bunte Welt der Vögel, Igel, Fledermäuse, „liebenswerte“ Spinnen, Libellen, Erlebnisraum Wiese – das Angebot ist groß und vielfältig, die Kinder sind meist mit Feuereifer bei der Sache. Ort des Geschehens sind die 13 kreisangehörigen Städte und Gemeinden.

Wenn die kunterbunten Gruppen in die Landschaft ziehen, geht es nicht um ödes Pauken. Dann geht es darum, zu erleben. Und manches Kind war eben noch nie in einem Wald.