Wesel. . Ärzte verschiedenster Fachdisziplinen diskutieren am Marien-Hospital jeden Krebsfall. Fast alle aktuellen Therapien können sie vor Ort anbieten.
- Fast täglich gibt es neue Forschungsergebnisse zum Thema Krebs und neue Therapien
- Das Tumorzentrum am Marien-Hospital ist mit den Universitäten Heidelberg und Essen vernetzt
- Erklärtes Ziel: In Wesel immer Patienten immer auf dem aktuellen Stand der Forschung behandeln
Diagnose Krebs – und viele verzweifeln am Dschungel möglicher Therapien, die in den Medien diskutiert werden. Professor Dr. Henning Schulze-Bergkamen, die Oberärzte Dr. Mathias Hoiczyk und Dr. Süleyman Saz samt Team am Marien-Hospital Wesel, setzen da an: „Unser Ziel ist es, Patienten in Wesel moderne Therapien nach dem aktuellen Wissensstand anzubieten“, sagt Chefarzt Schulze-Bergkamen.
In der Krebsforschung gibt es fast täglich neues Wissen, das Marien-Hospital sichert sich den Zugang dazu. Das Krankenhaus arbeitet mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg, von dort kommt Schulze-Bergkamen und dort bildet der Professor auch weiterhin Studenten aus. Außerdem arbeiten die Weseler mit dem Westdeutschen Tumorzentrum am Universitätsklinikum Essen (WTZ), Dr. Saz und Dr. Hoiczyk sind von dort nach Wesel gewechselt.
Jeder Tumor ist anders und wird individuell bekämpft
Wenn die Onkologen von einer individuellen Therapie sprechen, dann meinen sie den Tumor. Jeder ist anders. Regelmäßig setzen sich die Disziplinen des Hauses zusammen, um genau die richtige Therapie gegen diesen einen Tumor zu finden: Onkologen, Radiologen, Pathologen, Chirurgen, Psychoonkologen und weitere. Dann ist die Innere Medizin II das Tumorzentrum. In Heidelberg gibt es Tumorboards, auch dort sitzen Fachärzte zusammen, die über jede Tumorform forschen. Es gibt einen festen Draht von Wesel nach Heidelberg, regelmäßig besprechen Schulze-Bergkamen und die Kollegen Fälle.
Ständig gibt es neue Substanzen, die gegen den Krebs eingesetzt werden. Die Ärzte halten sich auf dem Laufenden, „das ist eine Kraftanstrengung“, sagt der 45-Jährige. Permanent werden Therapien neu ausgerichtet, werden Substanzen zur Behandlung zugelassen, gibt es neue Studien. „Derzeit ist die Immuntherapie ein großes Thema,“ erläutert der Mediziner. Dabei werden Immunzellen aus dem Körper geholt, „scharf gemacht“ und wieder zurück gegeben. Der Körper wehrt sich dann gegen den Krebs. Nicht für jeden Patienten ist jede Therapie geeignet. „Wir verstehen uns als Lotsen im Dickicht der onkologischen Möglichkeiten.“
Ambulante und stationäre Behandlung eng verzahnt
Dem Krankenhaus angeschlossen ist die onkologische Praxis, in der Dr. Mathias Hoiczyk und Dr. Süleyman Saz die Patienten ambulant behandeln, in enger Zusammenarbeit mit der Station. Die onkologische Praxis ist Teil des Netzwerks Nowel: Ärzte der verschiedenen Fachdisziplinen Onkologie, Pneumologie und Pathologie schließen sich zum Thema Lungenkrebs zusammen, um Patienten zu helfen..
Drei Ärzte, die den Hochburgen der Wissenschaft den Rücken gekehrt haben und in ein Krankenhaus am Niederrhein gegangen sind. Warum? „An der Uniklinik hat man ein einziges Gebiet. In dem kennt man sich richtig gut aus“, erklärt Hoiczyk, „in anderen aber nur oberflächlich“. Man erforsche beispielsweise eine bestimmte Tumorart. „Dafür bin ich nicht Arzt geworden“, sagt der 37-Jährige. Er wolle in allen Bereichen seines Fachgebiets arbeiten. Die Onkologie sei für ihn ein gutes Arbeitsfeld. „Wenn die Menschen zu uns kommen, geht es ihnen schlecht. Wir können dafür sorgen, dass es ihnen besser geht. Das ist befriedigend.“
Direkter Kontakt zum Patienten zählt
Auch Professor Schulze-Bergkamen möchte mit der ganzen Breite der Inneren Medizin und Onkologie arbeiten. Und der menschliche Faktor sei anders. „Ich kann das Bild selbst einsortieren, habe einen Draht zu meinen Patienten. Bei den Forschern erfahre ich die aktuellen Möglichkeiten – welche davon sich für genau diese Person eignet, das kann ich besser entscheiden.“ Die Menschen würden nicht zu zehn verschiedenen Ärzten geschickt, „sie bleiben bei einem“. Das Verhältnis ist direkter und enger. Dr. Saz sieht es genauso, der direkte Kontakt zu den Menschen und seinen Nöten ist ihm wichtig. In den Zentren seien die Strukturen sehr festgefahren, „wir sind hier direkt an der Front“. Krebs, sagt Dr. Saz, entwickele sich immer mehr zu einer chronischen Krankheit. Die Diagnose sei in der Regel kein Todesurteil mehr.