Hamminkeln. In Hamminkeln entsteht ein kleines 25-Hektoliter-Sudwerk, in dem Wilhelm Kloppert Malzspezialitäten braut und mit Bier-Sorten experimentiert.
- Sechs Generationen Braukunst, von der Pike auf gelernt, floriert noch immer gut
- Trotz einfacher Zutaten: Bierbrauen ist eine hoch komplexe Angelegenheit, die gelernt sein will
- Malzbier geht gut bei der Feldschlösschen-Brauerei, der Trend geht zum Regionalen Produkt
Dass die ollen Sumerer vor 6000 Jahren im Zwei-Strom-Land zwischen Euphrat und Tigris bereits eine Vorform von Bier gebraut haben, gilt als gesichert. Seitdem begleitet das Bier die Menschheit durch die Geschichte. Die Hamminkelner Brauerfamilie Kloppert kann zwar nicht auf einen ganz so alten Stammbaum zurückblicken, aber immerhin ist Christian, der Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater von Wilhelm Kloppert und seiner Schwester Marlene Kloppert-Dreissen, als Keimzelle der Hamminkelner Brauerei im Jahr 1852 auszumachen. Die sechste Generation im Familienhandwerk? Eine tolle Leistung.
Der 54-jährige Hamminkelner hat sein Handwerk „von der Pike auf“ gelernt, studierte an der TU Berlin, genauer gesagt am Institut für Gärungsgewerbe und legte seinen Abschluss als Diplom-Braumeister und Diplom-Mälzer ab, und ist seit 1978 in der Unternehmensleitung tätig. Schwester Marlene kümmert sich als Geschäftsführerin um die Finanzen und Wilhelm ist fürs Brauen zuständig. Der Diplom-Brauer reichte dem Mann nicht, im Jahr 2012 machte er eine Zusatzausbildung zum Bier-Sommelier.
Eine richtige Entscheidung
Und als solcher doziert er auch gleich kräftig los: „Bier hat 140 bekannte Aromakomponenten, Wein nur 120.“ Nicht, dass der Mann den Wein schlecht reden will. Er möchte nur darauf hinweisen, dass das Bierbrauen eine hochkomplexe Angelegenheit ist. Die Feldschlösschen-Brauereihat sich früh in die Nische bewegt, denn die Konkurrenz gegen die entstandenen Großbrauereien war Anfang der 80er Jahre nicht zu gewinnen. Malzbier, das Bier, mit dem sich die Klopperts von jeher einen Namen gemacht hatten, wurde 1982 der Schwerpunkt. „Das war die richtige Entscheidung“, ist sich der 54-Jährige bis heute sicher. Dazu kam noch das Geschäft mit anderen Brauereien, für die Feldschlösschen braute und auch die Flaschen abfüllte - ein lohnendes Geschäft.
Produktion stieß an ihre Grenzen
Doch die Feldschlösschen-Brauerei stieß im Herzen Hamminkelns an ihre Grenzen, eine Ausweitung war wegen des Konflikts mit der angrenzenden Wohnbebauung auch politisch nicht machbar. So zogen die Abfüllung und die Produktion erst nach Wesel, seit 2013 nach Essen. Pläne für Standorte zunächst in Brünen und dann an der Straße Daßhorst zerschlugen sich. Nun gibt es neue Pläne, der Brauereistandort in Hamminkeln ist eine große Baustelle. Zwar bleibt das alte 135-Hektoliter-Sudwerk stehen, doch daneben entsteht ein kleineres 25-Hektoliter-Sudwerk.
Hier sollen ab 2018 wieder Malzspezialitäten gebraut werden. Und hier will Wilhelm Kloppert auch mit weiteren Biersorten experimentieren. Denn bei aller Liebe zum deutschen Reinheitsgebot („Das sollte man als Qualitätslabel hegen und pflegen“), sieht Kloppert neue Biertrends auf den deutschen Biermarkt drängen. Immer mehr Haus- und Minibrauereien setzen auf ihre eigenen Biere, durchaus mit ungewöhnlichen Geschmackskomponenten.
Gut gerüstet auch für neue Trends
In Voerde beispielsweise brauen vier junge Leute in ihrer Micro-Brauerei so manche Spezialitäten, die Pilspuristen vielleicht nur schwer über die Zunge gehen, aber immer mehr junge Menschen auf den Biergeschmack bringen. „Den Massenabsatz der früheren Jahre werden wir auf lange Zeit nicht mehr erreichen“, ist sich Wilhelm Kloppert sicher. Der Trend, glaubt der Braumeister, geht hin zu Spezial- und Regionalbieren. Und da ist die Feldschlösschenbrauerei aus Hamminkeln gut für die Zukunft aufgestellt.