Hamminkeln. . Der Freibadverein verdient mittels Photovoltaik Geld und heizt sein Wasser per Fernwärme. Das weckte Aufmerksamkeit

  • Der Freibadverein Dingden gehört zu 20 ausgewählten Projekten für Nachhaltigkeit
  • In Essen wurde die gewichtige Dokumentation jetzt mit großem Bahnhof präsentiert
  • Was im Kleinen wächst, soll in der Region im Großen ankommen

Großer Bahnhof für Helmut Wisniewski und Ulla Terörde in Essen. Als Vorsitzender und Stellvertreterin des Freibadvereins Dingden waren die beiden Hamminkelner jetzt bei der Buchpräsentation „Geschichten einer Region - AgentInnen des Wandels für ein nachhaltiges Ruhrgebiet“ dabei. Die renommierte Mercator-Stiftung und das Kulturwissenschaftliche Institut in Essen hatten zur Präsentation mit Expertendiskussion eingeladen. „Schnittchen inklusive“, wie Helmut Wisniewski berichtet. Dabei waren er und seine Mitstreiter überrascht, dass sich überhaupt jemand von Außerhalb für den Freibadverein interessiert.

Doch das Kulturwissenschaftliche Institut in Essen interessierte sich. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Energiewende Ruhr“ entdeckte das KWI den Freibadverein Dingden und seinen effizienten Umgang mit Energie. Denn der Kreis Wesel gehört zum Regionalverband Ruhr. Also ist auch das niederrheinische Hamminkeln mit dem westfälischen Dingden Teil des Ruhrgebiets im weiteren Sinne. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind nun in der aufwendigen Dokumentation veröffentlicht worden.

Der Band zeigt 20 Agenten des Wandels, die die grüne Energiewende von unten vorantreiben. Und was im Kleinen klappt, könnte ja auch im Großen klappen, ist die Idee dahinter.

Auf elf Seiten erzählt Autorin Sandra Schmitz, was es mit dem Dingdener Freibad und seinem Verein auf sich hat. Wie sich die Bürger gegen einen Ratsbeschluss, das Bad nur noch während der Sommerferien zu öffnen, zur Wehr setzten. Wie die Proteste zunächst erfolglos blieben, Gerlinde Bleise dann 2001 mit vielen anderen Mitstreitern den Freibadverein gründete, der seitdem dafür sorgt, dass das Dingdener Freibad vom Mai bis zu den Sommerferien geöffnet bleibt.

430 000 Euro Kredit

Und sie erklärt, wie der jetzige Vereinsvorsitzende Helmut Wisniewski auf die Idee mit den Photovoltaik-Anlagen kam. 430 000 Euro nahm der Verein damals als Kredit auf, baute sechs Anlagen auf kommunalen Dächern, speist seitdem den produzierten Strom ins allgemeine Netz. Mit den Einnahmen werden die Kredite getilgt, die Pacht für die städtischen Dachflächen bezahlt und 20 000 im Jahr an die Stadt gezahlt, die dieses Geld zweckgebunden ins Freibad investiert. Vom so eingesparten CO2 mal ganz zu schweigen.

Auch beim Heizen des Wassers sind die Vereinsmitglieder innovativ voran gegangen. Sie nutzen seit 2014 die Abwärme der Biogasanlage eines Landwirts. So sorgen sie dafür, dass das Wasser immer 27 Grad hat und das Bad deshalb auch Menschen aus der weiteren Umgebung anzieht. Zur Zeit holt der Freibadverein neue Kostenvoranschläge ein. Denn die Heiztherme für die Duschen hat ihre besten Tage hinter sich. Da könnte man das Wasser ja auch mit der Abwärme erhitzen.

Und wie fühlt es sich so an, mit den ganzen anderen Großstadt-Projekten zusammen präsentiert zu werden? Ach ja, so ein bisschen stolz ist Helmut Wisniewski schon, kommt aber, ganz der USD-Ratsherr, der er auch ist, nicht umhin, zu bemerken: „Mit unserer LED-Straßenbeleuchtung und den ganzen Blockheizkraftwerken für einige Schulen sind wir weiter als so manche Großstadt.“