Wesel. . Spix hat am Bahnhof das Café Vesalia eröffnet. Dort arbeiten Gastronomen gemeinsam mit Menschen mit seelischen Problemen. Die Leitung hat Annette Fehr.
- Seit zwei Wochen ist das Café nun offen. „Bisher sind wir sehr zufrieden“, sagt die Leiterin
- Hell und freundlich, ein wenig im Stil eines Wiener Kaffeehauses, lädt es zum Genießen ein - und zum Schauen
- Geräte, wie Kaffee- und Spülmaschine, aus dem Café Fehr sind im Café Vesalia untergekommen
Einfach alles auf sich zukommen lassen, das hatte Annette Fehr sich vorgenommen, nachdem sie und ihr Mann Uli ihr Café neben dem Marien-Hospital für immer geschlossen hatten. „Ich war fest davon überzeugt, dass sich schon irgendwann wieder etwas ergibt, an dem ich Spaß habe und das ich machen möchte.“
Die 54-Jährige sollte Recht behalten, und zwar viel schneller als sie es sich vorher je erträumt hatte. Seit zwei Wochen steht Annette Fehr wieder regelmäßig im Café – und zwar in einem ganz besonderen.
Der Verein Spix („Sozialpsychiatrische Initiative Xanten“), der sich auch in Wesel um psychisch kranke Menschen und deren Angehörige kümmert, möchte seine Klienten hinaus holen aus der klassischen Behindertenwerkstatt.
Schon seit einigen Jahren betreibt Spix deshalb eine Fahrradstation am Bahnhof, in der Klienten mitarbeiten. Auch die Brötchentheke an der Dinslakener Landstraße bietet Menschen mit seelischen Problemen die Chance eines geregelten Arbeitsalltags.
Grabpflege bietet Spix ebenfalls an. Nun ist mit dem Café Vesalia ein weiteres Projekt hinzugekommen.
Auch in Bahnhofsnähe, in den Räumen, in denen früher eine Videothek war, ist es entstanden. Hell und freundlich, ein wenig im Stil eines Wiener Kaffeehauses, lädt es zum Genießen ein - und zum Schauen. Denn die großen Fensterfronten bieten einen umfassenden Blick über den Weseler Bahnhof. Annette Fehr hat die Leitung des Cafés übernommen und arbeitet dort nun mit gastronomischen Fachkräften, einer Pädagogin und zwölf Spix-Klienten zusammen. „Wir sind ein tolles Team“, sagt die 54-Jährige. „Die Zusammenarbeit klappt gut und macht richtig viel Spaß.“
Einrichtung mitgenommen
Im Februar, schon wenige Wochen nach der Schließung ihres alten Cafés, war Spix-Geschäftsführer Dr. Jo Becker auf Annette Fehr zugekommen und hatte mit ihr über seine Idee eines Kaffeehauses für Wesel gesprochen.
Die Gastronomin konnte nicht nur wertvolle Tipps geben, sondern bot auch gleich ihre Mithilfe an. Und mehr noch: Geräte, wie Kaffee- und Spülmaschine, aus dem Café Fehr sind nun im Café Vesalia untergekommen. Auch Tische und Stühle könnten alte Fehr-Stammgäste wiedererkennen – wobei die Tische neue Platten bekommen haben.
„Gefertigt in der Spix-Werkstatt“, wie Annette Fehr erklärt. Auch eine Bank aus dunklem Holz ist dort entstanden. Historische Fotos aus Wesel runden die Einrichtung ab.
Seit zwei Wochen ist das Café nun offen. „Bisher sind wir sehr zufrieden“, sagt die Leiterin. Viele Reisende würden dort die Zeit bis zum nächsten Zug überbrücken, auch Anwohner des Fusternbergs kommen. Uli Fehr besucht seine Frau regelmäßig, und viele der alten Stammgäste ebenfalls. „Endlich hat man wieder ein Zuhause“, sagt einer von ihnen.