Kreis Wesel. . Fledermäuse siedeln gern in Kirchendächern – wenn man sie lässt. Die Biologische Station arbeitet mit den Gemeinden zusammen, damit alles stimmt.
- Fledermäuse brauchen bestimmte Unterschlupfmöglichkeiten, etwa in Kirchen
- Die moderne Architektur bietet ihnen in der Regel nämlich keinen Platz
- Die Biologische Station bemüht sich, passenden Wohnraum für die Tiere zu finden
Sie haben es schwer, heutzutage einen Unterschlupf zu finden: Fledermäuse können mit moderner Architektur wenig anfangen. Doch es gibt sie noch und die Biologische Station des Kreises Wesel bemüht sich, Wohnraum für sie zu finden. Kirchtürme sind optimal. Und was da an den Balken im Dach von St. Johannes Bislich kopfüber hängt, nennt Biologe Paul Schnitzler einen „Oberhammer“: Eine Kolonie „Großes Mausohr“, eine Fledermausart, „die hier eigentlich gar nicht vorkommt“, sagt Schnitzler, „nördlich von Düren ist keine Kolonie bekannt“. Die rund sieben Zentimeter langen zwei bis drei erwachsenen Weibchen samt Nachwuchs fühlen sich offensichtlich trotzdem wohl. Männliche Tiere halten Abstand, wenn sie mal da sind, suchen sie sich ihre Plätze rund 20 Meter entfernt.
Sie haben sich ohne Hilfe angesiedelt, doch die Biologische Station arbeitet mit dem Bistum Münster und mit den evangelischen Gemeinden zusammen, um Sommerquartiere unterm Dach zu finden. Jeder zweite Kirchturm im Kreis Wesel ist von Fledermäusen besiedelt, es sollen mehr werden. Die Bedingungen müssen stimmen: „Alte Kirchendächer sind aus viel Holz gebaut“, erläutert Schnitzler. Viele wurden im Krieg zerstört und neu gebaut, ohne die Schlupflöcher, die Fledermäuse benötigen. Schnitzler arbeitet mit den Gemeinden zusammen, um die Dächer wieder fledermaustauglich zu machen, „ein Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung“, sagt er.
Kleine Spalten, Einflugshilfen, aber auch Fledermauskästen – Schnitzler baut sie gern zusammen mit Schulklassen – helfen bereits. Ein Rückzugsraum, nur zwei Zentimeter hoch, ist für manche Fledermausart vollkommen ausreichend. Im Willibrordi-Dom sind Kästen angebracht worden, im Xantener Dom auch. Es muss eigentlich keine Kirche sein, aber „anders als bei Wohnhäusern werden Kirchendächer nicht in Wohnungen umgebaut“, sagt Schnitzler. Die Schall-Läden am Glockenturm können so gestellt werden, dass die Tierchen hineinschlüpfen. In der Kirche am Lauerhaas hatte der Biologe Erfolg: Zwar war niemand zuhause, unter dem Dach. Doch Kotspuren verrieten die Anwesenheit. Auch Schulen - im AVG wurden Kästen angebracht, an der Böhlschule auch – sind tauglich. Im Winter sind feuchte Rückzugsorte wichtig, alte Keller beispielsweise. Auch sie sind sehr selten geworden.