Kreis Wesel. . Immer wieder mal hat jemand einen Waschbären gesehen. Es gibt sie tatsächlich bereits bei uns – die cleveren Tiere können viel Unheil anrichten.

Niedlich sind sie, klug, haben feine Nasen, sind sehr scheu. Und sie sind unwillkommen: Waschbären können enormen Schaden anrichten. Immer wieder mal werden die cleveren Kulturfolger auch bei uns gesehen.

Baumhöhlen

In der Weseler Innenstadt beispielsweise, aus einer Gartenhecke äugend. Auf dem Friedhof am Langen Reck in Wesel wird zumindest ein Exemplar vermutet, das im Verdacht steht, den Mülleimer eines nahen Einfamilienhauses heimgesucht zu haben. Typischen Lebensraum gäbe es dort in den hohen Buchen, Waschbären lieben Baumhöhlen. ASG-Chef Ulrich Streich sagt auf Anfrage, dass es keine Hinweise am Friedhof darauf gebe. Doch einen Waschbären zu sehen ist etwas für absolute Frühaufsteher oder Nachteulen.

Alfred Nimphius, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, setzt auf objektive Nachweise: Die Streckenmeldungen der Jäger, in denen geschossenes Wild und auch Fallwild, also Verkehrsopfer, aufgeführt sind. „Waschbären werden Sie am Tag niemals sehen“, sagt Nimphius, „sie sind dämmerungsaktiv und huschen nachts durchs Gebüsch.“ Ohne die Streckenlisten exakt im Kopf zu haben, sagt er: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es bei uns Waschbären gibt.“

Er behält Recht: Zwar gab es in der Jagdsaison 2014/15 kein einziges gemeldetes Tier, 2012/13 dagegen wurden in Kamp-Lintfort fünf Exemplare geschossen, dazu eines in Hamminkeln - in Dingden Unterlankern. Ein überfahrenes Tier wurde ebenfalls in Hamminkeln registriert.

Waschbären sind schwer zu bejagen und sehr intelligent. Manchmal aber werden sie gesehen. Am Schwarzen Wasser in Wesel zeigte sich einer in der Morgendämmerung, Peter Malzbender (NABU) hat das Tier beobachtet. In Flüren gebe es ebenfalls welche, die Tonnen umgeworfen hätten, in Obrighoven wurde einer gesehen.

„Waschbären ziehen alles auf links“, so Malzbender, „wenn sie unter einem Dach leben, bauen sie es ab“. Kassel, Deutschlands Waschbärenhauptstadt, hat ein Riesenproblem. Im Kreis Wesel, sind sich Jäger und Naturschützer einig, handelt es sich um einige Exemplare, obschon Sichtungen häufiger gemeldet werden. Ein echtes Problem sind sie – noch – nicht.

Nur ein Feind

Waschbären sind Allesfresser. Abfall, Schnecken, die Kirschernte, die Gelege geschützter Vögel – nichts ist sicher. Natürliche Feinde kommen fast nicht vor. Nur der Uhu, der mit kleineren Exemplaren durchaus fertig werden soll und auch Füchse nicht verschmähe. Doch der ist selten. Derzeit werden die aktuellen Streckenmeldungen der Jäger ausgewertet. Es bleibt spannend.