Schermbeck. . Carol und Stephan Mühlenbrock bieten im ehemaligen Haus Hecheltjen deutsche und afrikanische Küche an. Ein Leben zwischen zwei Kulturen - das auch den Gästen gefällt. Das Afrikanische Buffet ist bis Juni ausgebucht

Carol Mühlenbrock ist in Eile. Die Familie ist gerade weg, gleich kommen die Mittagsgäste, dann hat sich eine Gesellschaft angekündigt, 26 Personen. Es scheint, als fänden die Feiertage für die Wirtsleute Stephan und Carol Mühlenbrock zwischen Tresen und Küche statt. Die Gäste freuen sich auf den Osterbrunch mit regionalen Köstlichkeiten wie Sauerbraten - wobei sie Carol Mühlenbrocks Samosa ebenso schätzen, ein Rezept aus ihrer Heimat Kenia. Seit 2006 wohnt die 36-Jährige in Schermbeck und ist rundherum zufrieden. „Ich bin gern hier“, sagt sie. „Der Wald, die Ruhe, der Geruch - das erinnert mich an meine Heimat.“

Die Heimat, das ist Nanyuki im ostafrikanischen Kenia. Hier wuchs Carol Mühlenbrock auf, in Kenia studierte sie Jura, bevor sie vor zehn Jahren nach Schermbeck kam. Die junge Afrikanerin war Mitte 20, als sie sich bei den Behörden vorstellte und erfuhr: Ihr Studium wird in Deutschland nicht anerkannt. Sie hatte die Wahl. Entweder von vorn beginnen oder umsatteln.

Ein Neustart und ein neues Leben

Carol Mühlenbrock wählte die zweite Option. Sie fand einen Job als Servicekraft, fing im Restaurant Hohes Ufer in Gahlen an. Eine Entscheidung fürs Leben. Hier lernte sie ihren Mann kennen, den Sohn des Wirts Johannes Mühlenbrock. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Köchin, eroberte den Herd und zauberte bald Kulinarisches aus ihrer Heimat auf Schermbecks Tische. Bereits in Kenia schwang sie als junge Frau in der Küche das Zepter, erinnert sie sich. Obwohl Opa und Großonkel Köche waren, hieß es immer ganz selbstverständlich: „Die Carol kocht!“

Als Johannes Mühlenbrock sein Restaurant schloss, machte sich das Paar selbstständig. Seit Februar wird im ehemaligen Haus Hecheltjen an der Weseler Straße in Bricht afrikanische und deutsche Küche serviert. Neben Sauerbraten gibt es Lammragout mit Mandeln, Aprikosen und Rosinen - bald sollen Springbock, Strauß-, Kamel- und Zebrafleisch auf der Karte stehen. Besonders beliebt ist das Afrikanische Buffet, das Carol Mühlenbrock jeden ersten Freitag im Monat anbietet. Sie steht dann schon morgens um vier in der Küche, um Gemüse zu schnibbeln und die Gewürze frisch zu mahlen, die dazu gehören: Kardamom, Nelke, Zimt und Kreuzkümmel geben afrikanischen Speisen ihr warmes, feuriges Aroma. „Schmeckt nach Weihnachten“, erinnert sie sich an einen frühen Kommentar ihres heutigen Ehemanns. Für ihre deutschen Gäste kocht die junge Wirtin eine weniger lodernde Variante - wobei Chilipaste zum Nachwürzen immer auf den Tischen steht. Das Angebot wechselt und wird mit regionaler Saisonware kombiniert. Ergebnisse sind Kichererbsen-Tomaten-Ragout oder Mango-Chutney, Rote-Beete-Mangosalat, karamelisierter Kürbis oder Kürbis auf roten Bohnen. Eines aber darf auf keine Fall fehlen: die afrikanischen Samosa, Teigtaschen, die mit Gemüse oder Fleisch gefüllt werden und bei den Gästen mittlerweile ebenso beliebt sind wie heimische Schweinemedaillons.

Wer sich umschaut, entdeckt neben schneeweißen Tischdecken und deutscher Behaglichkeit jede Menge afrikanische Kultur. Der Blick fällt auf Skulpturen und Gemälde - die gute Stube haben Mühlenbrocks in „Massai-Raum“ umgetauft; zwei Massai-Krieger begrüßen die Gäste. Die typisch gemusterten Decken und Kissen hat Carol Mühlenbrock in Kenia nähen lassen. Dort erwarb sie im vergangenen Jahr große Teile der Dekoration und ließ sie per Container nach Deutschland bringen.

Noch sind Stephan und Carol Mühlenbrock nicht ganz fertig. Demnächst werden sie Zimmer anbieten. Im Sommer eröffnet ein Biergarten - ein afrikanisches Fest ist in Planung. Doch erstmal müssen die Feiertage bewältigt werden.

Gestern tobten Anna (6) und Jan (4) durchs Lokal, die nächste Generation. Carol und Stephan Mühlenbrock fühlen sich wohl mit ihrem Leben, das zwei Kulturen umfasst. Und auch die Schermbecker scheinen das als Bereicherung zu empfinden. Wer einen Platz für das Afrikanische Buffet haben möchte, muss bis Juni warten. Bis dahin führt Stephan Mühlenbrock eine - nun ja: ziemlich deutsche Warteliste.

Das Afrikanische Buffet steht jeden ersten Freitag im Monat um 18 Uhr auf der Speisekarte. Allerdings ist es vorerst ausgebucht - erst im Juni sind noch wenige Plätze frei. Kosten: 27,80 Euro - Anmeldung unter 02853 2480. Unter dieser Nummer werden auch alle anderen Reservierungen entgegen genommen. Informationen im Internet stehen unter www.haus-muehlenbrock.de

Für ihr Team brauchen Mühlenbrocks so bald wie möglich Verstärkung. Sie suchen einen Koch oder eine Köchin, der Carol Mühlenbrock unterstützt. Erfahrungen mit afrikanischen Speisen braucht der Bewerber/die Bewerberin nicht zu haben. Die Wirtin lernt ihn an.