Kreis Wesel. . Der seltene Vogel droht austzusterben. Ackerflächen sollen ihm eine Überlebenschance geben – der Kreis hofft auf die Unterstützung der Landwirte. Sie sollen erst nach dem 20. Mai die Maisäcker bestellen

Er hat sich rar gemacht bei uns, der Kiebitz. Bernd Finke von der Unteren Landschaftsbehörde wirbt bei den Landwirten für ein Schutzprogramm. „Heute ist der Vogel mit dem hübschen, als ‘Holle bezeichneten’ Federschopf nur noch selten anzutreffen.“ Dabei sei der Kiebitz an sich nicht wählerisch. Ganz überwiegend brüte er am Unteren Niederrhein auf Ackerflächen. „Durch eine angepasste Bewirtschaftung der betreffenden Ackerflächen kann der in niederrheinischem Plattdeutsch „Pluchdriever“, das heißt Pflug-Treiber, genannten Vogelart wirksam geholfen werden.“

Die Idee ist bei den Landwirten umstritten: Gemeinsam mit der Kreisbauernschaft und der Landwirtschaftskammer wendet sich der Kreis wieder an die Landwirte, die ihre Maisäcker noch nicht bestellt haben. Sollten sie balzende oder brütende Kiebitze beobachten, wird darum gebeten, dort freiwillig bis zum 20. Mai auf die Bodenbearbeitung zu verzichten. Wer mitmacht, bekommt Geld vom Land: 280 Euro pro Hektar Ausgleich. Das Geld muss bis zum 15. April bei der Unteren Landschaftsbehörde beantragt sein, Landwirte können auch einen Fünf-Jahres-Vertrag abschließen. Ansprechpartner ist Bernd Finke, 0281/207-2550. Wer ohne Vertrag die Kiebitze auf seinem Acker schützen will, findet Unterstützung bei der Biologischen Station, 0281/962520.

Viele Landwirte sind aber skeptisch, dass das funktionieren kann. „Oft brüten die Vögel erst, wenn die Maiskörner gelegt sind“, erklärt der Obrighovener Landwirt Herbert Schmäh auf Anfrage. Kiebitze brüteten auch auf Kartoffeläckern. „Wenn wir die Äcker kahl lassen, holen sich die Krähen die Brut“, ist er überzeugt. Die seien auch der größte Feind junger Hasen und für Lämmer ein Risiko. „Vielleicht wäre es sinnvoller, Fenster frei zu lassen, wie für die Lerchen im Getreidefeld.“ 280 Euro pro Hektar hält er für fair, unwägbar dabei ist, wie der Getreidepreis sich entwickelt.

Und: Nach dem 20. Mai erst den Mais zu säen, ist ein Risiko für die Landwirte. Der Ernteerfolg hängt dann vom Wetter ab. „Ist es zu trocken, kann die Ernte ausfallen“, erläutert auch Anna Cappell-Höpken, Hünxer Landwirtin. „Davon abgesehen, ist es ein Problem für die Kiebitze, die Äcker frei zu lassen. Es ist, als würden wir für die Krähen ein Fähnchen setzen...“ Selbst habe sie keine Erfahrung damit gemacht, doch ältere Landwirte haben auf Versammlungen darüber berichtet. Auch die Hünxer Landwirtin hält es für sinnvoller, „um die Nester herum zu arbeiten“, damit die Vögel noch ein wenig Schutz haben.