Schermbeck. Der Kreis Wesel hat in einer Tierhaltung in Schermbeck 270 verwahrloste Hunde beschlagnahmt. Die Züchter erwartet nun ein Strafverfahren.
Ein Tierskandal erschüttert den Kreis Wesel. Die Veterinärüberwachung spricht von einer "bislang für den Kreis" beispiellosen Aktion. Rund 270 verwahrloste Hunde, kleine Rassen, die meisten Malteser, wurden in einer Schermbecker Hundezucht beschlagnahmt.
Die Aktion fand bereits am 3. März statt, wurde aber erst jetzt bekannt. Anlass für die Durchsuchung waren Hinweise darauf, dass in der Tierzucht wesentlich mehr Hunde gehalten wurden als erlaubt. Die Züchter hatten sie versteckt und unter sehr schlechten Verhältnissen untergebracht, heißt es seitens des Kreises. Die Tiere waren von ihrem eigenen Dreck umgeben, hatten verfilztes Fell und kaputte Zähne.
17 Mitarbeiter des Veterinärdienstes und die Polizei rückten an. Die Hunde wurden von Helfern der drei Tierheime aus Wesel, Kamp-Lintfort und Straelen provisorisch gekennzeichnet, erfasst, abtransportiert und dann einer ersten Pflege unterzogen - dazu zählten Fell- und Hautpflege, Krallenpflege und eine Zahnsanierung für die vernachlässigten Tiere. In einigen Fällen war eine sofortige weitergehende tierärztliche Behandlung erforderlich, erklärt Anja Schulte, Sprecherin des Kreis Wesel.
"Bei vielen Hunden sind die Augen vereitert. Die Krallen sind eingewachsen und fast alle Tiere müssen zunächst gewaschen und geschoren werden. Auch die Tierärzte haben alle Hände voll zu tun, da einige Verletzungen aufweisen oder kaputte Kiefer und Zähne haben", ergänzt ein Sprecher des Bundes Deutscher Tierfreunde, der das Tierheim in Kamp-Lintfort betreibt. Hier wurden 103 der Hunde aufgenommen. Die älteren Hunde sollen offenbar als Zuchtmaschinen missbraucht worden sein.
Dass die Hunde noch einmal nach Schermbeck zurückkehren, schließen die Fachleute der Weseler Kreisverwaltung bereits zum jetzigen Zeitpunkt aus. Die Schermbecker Züchter müssen nach Abschluss der Untersuchungen wohl auch mit einer Anzeige wegen Verstößen gegen das Tierschutzrecht rechnen. Auch sei davon auszugehen, dass sie gegen sie ein Verbot jeglicher Hundehaltung und -betreuung erwirkt wird, teilte der Kreis Wesel am Montag mit. (kui/we)