Wesel. . Ulla Hornemann hat 20 Eselordenträger in die Hansestadt geholt. Das war nicht immer ganz einfach.Mit Norbert Walter-Borjanswird Sonntag der 43. Eselordenträger gekürt.

Es ist das Jahr der Jubiläen: Wesel wird 775 Jahre alt, das Land Nordrhein-Westfalen feiert seinen 70. Geburtstag und es gibt am Sonntag die 40. Eselordenverleihung in der Kreisstadt.

20 der Ordensträger hat der ehemalige CDU-Fraktionschef Wilhelm Schulte-Mattler nach Wesel geholt, die anderen 20 gehen auf das Konto von SPD-Politikerin Ulla Hornemann.

Die Vorsitzende des Närrischen Parlaments, das aus lauter Ratsherren und -damen besteht, erinnert sich noch gut an die meisten Veranstaltungen, wobei die erste bereits 1972 über die Bühne der Niederrheinhalle ging. Adolf Urban, damals Gemeindedirektor von Voerde, war der Premierenesel von Wesel.

Es folgten weitere Ordensträger aus der Region, einige Journalisten, darunter 1984 auch der damalige stellvertretende NRZ-Chefredakteur Arnold Gehlen, und es kam immer mehr Prominenz hinzu. Showmaster Hans Rosenthal zum Beispiel, die Schauspielerin Helga Feddersen, Gewichtheber Rolf Milser, Kabarettist Dieter Nuhr, Tagesschau-Chefsprecher Jan Hofer, Sänger Hermann van Veen, und, und, und...

Selber auf der Bühne.
Selber auf der Bühne. © Foto: gerd Hermann Gall

Und wie kommt die Parlamentspräsidentin an die Eselordenträger? „Das ist nicht ganz einfach“, sagt Ulla Hornemann, die es am liebsten hat, wenn sie dem künftigen Eselordenträger einfach mal von Angesicht zu Angesicht begegnet. Dann lässt sich vieles einfacher regeln.

So wie bei Journalist und Radiomoderator Manni Breuckmann, der im Jahr 2000 die Auszeichnung erhielt. Bei der Verabschiedung von Ministerpräsident Johannes Rau in Düsseldorf ist sie ihm begegnet, denn er moderierte auch dort. Hornemann fragte ihn, er sagte ganz spontan zu.

Ähnlich leicht war es schon zwei Jahre zuvor, beim damaligen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement, oder aber auch beim Eselordenträger 2015, NRW-Städtebauminister Michael Groschek, den Horne­mann bei einem Richtfest in Dinslaken fragte.

Schwer wird es besonders immer dann, wenn eine Agentur die Dinge regelt. „Die sagen grundsätzlich erst einmal nein“, weiß die Genossin. Bei Michael Kessler, der einst fürs Fernsehen mit dem Esel durch die Lande zog und deshalb geradezu prädestiniert für den Orden war, lief es anders. Die Agentur des Schauspielers, Autors und Regisseurs reagierte so: „Einmal im Jahr dürfen wir sagen, wo er hingeht.“ So ging er nach Wesel, ohne Esel, denn der wartete ja auf der Bühne.

Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (links) mit Ulla Hornemann.
Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (links) mit Ulla Hornemann. © FUNKE Foto Services

Und an wen erinnert sich Horne­mann, ebenfalls ganz spontan, besonders gern? „An Wolfgang Clement“, sagt sie, denn der habe damals „eine unglaublich tolle Rede gehalten“ – offenbar aus dem Stegreif. Ansonsten fasst die Sozialdemokratin, ein Weseler Urgestein natürlich, ihre Aufgabe so zusammen: „Viel Stress, unglaublich viel Kritik und wenig Dankeschön“.

Und wenn dann doch mal jemand Danke sage, seien es ganz normale Bürger, die sie gar nicht kenne und die sie zufällig beim Einkaufen treffe. Denn eines steht nicht nur für Ulla Hornemann fest: Wesel ist nicht der Nabel der Welt, weshalb es auch nicht einfach ist, sofort begeisterte Zusagen für die närrische Ehrung zu erhalten.

Mit Norbert Walter-Borjans wird Sonntag der 43. Eselordenträger gekürt. Denn in manchen Jahren wurde die jecke Auszeichnung gleich an mehrere Persönlichkeiten vergeben. Drei erhielten den Orden 1977: Die WDR-Redakteure Frank Strecker, Werner van Appeldorn und Monika Paetow. 1984 folgte RP-Chefredakteur Joachim Sobotta zusammen mit dem stellvertretenden NRZ-Chefredakteur Arnold Gehlen. Und 2007 nahmen Rundfunkmoderatorin Steffi Neu und Diplom-Meteorologe Sven Plöger den Orden entgegen.

Zwischendurch gab es auch Jahre, in denen keine Verleihung stattfand. Mal wurde die Niederrheinhalle saniert, mal machte der Golfkrieg keine Lust auf Karneval, und auch politisch gab’s öfter Knatsch. Die Eselordenverleihung sollte sogar ganz gestrichen werden oder – so ein FDP-Vorschlag – nur alle zwei Jahre stattfinden. Mittlerweile hat der Orden einen festen Platz, auch wenn immer wieder mal Diskussionen aufkommen...