Wesel. . Wer sich für die Historie der Hansestadt interessiert, wird von diesem Buch gefesselt sein. Es enthält jede Menge Fakten und Fotos, die in eine andere Zeit entführen.

Woher der Name „Wesel“ kommt, darüber gibt es seit jeher Spekulationen. Eine davon: Der Wiesel - drei davon sind im Wappen der Kreisstadt zu sehen - sorgte dafür. So steht es auch auf der Internetseite der Stadt, die jetzt wohl überarbeitet werden dürfte. Denn es gibt neue Erkenntnisse, wie die Historische Vereinigung Wesel in ihrer neuesten Veröffentlichung beweist (siehe Box). Winfried Evertz hat darüber geschrieben und kommt mit Hilfe der Ortsnamenforscher Wolfgang Haubrichs und Kirstin Casemir zu folgendem Schluss: Bei Wesel soll es sich um den bewohnten Ort/die Stelle an oder in der Wi/Wis/Wisa handeln, wobei die drei Begriffe mit W auf einen sehr alten Flussabschnittsnamen zurückzuführen sein könnten. Denn, da ist sich auch Werner Köhler ganz sicher: Wiesel wohnen im Wald. Und von dem gab es damals nicht allzu viel.

Die drei Buchredakteure der Historischen Vereinigung, neben Köhler Hermann Knüfer und Manfred Krück, sehen das neueste Werk als ihren Beitrag zum 775. Geburtstag der Stadt im nächsten Jahr. Zum 750. gab es den ersten Sammelband zur Stadtgeschichte.

Staffellauf: Vier WSV-Siege in Folge

Zahlen und Fakten

„Wesel und der Untere Niederrhein - Beiträge zur rheinischen Geschichte“, lautet der Titel der Reihe, in der nun der fünfte Band erschienen ist. 350 Exemplare gibt es zu je 19.80 Euro. Die Weseler Buchhandlungen und die Stadtinformation am Großen Markt bieten das rund 225 Seiten umfassende Buch an.

Die Historische Vereinigung Wesel, die das Werk herausgegeben hat, zählt zurzeit rund 180 Mitglieder und würde sich über Zuwachs freuen. Für 20 Euro Jahresbeitrag kann jeder mitmachen. Mehr über die Vereinigung finden Interessenten im Netz. Die Adresse lautet: www.historische-vereinigung-wesel.de

Diesmal haben sich zwölf Autoren mit den unterschiedlichsten Themen befasst. Da geht es beispielsweise um den niederländisch-spanischen Krieg von 1568 bis 1648 oder aber um persönliche Schicksale von Weseler Bürgern. Auch die Außensportplätze und deren Vereine bis 1945 spielen eine Rolle. Historische Fotos dokumentieren die Situation von einst. Im September 1920 beispielsweise wurde der neue Sportplatz Am Alten Wolf eingeweiht. Der WSV hatte mit seinen 722 Mitgliedern hier sein Domizil. Vor allem im Bereich der Leichtathletik war der Zusammenschluss eine Macht. Gleich viermal hintereinander gewannen die Sportler den Staffellauf „Rund um Wesel“, von 1920 bis 1923. Bis 1945 gab es den Sportplatz an dieser Stelle, dann wurde er - wie alle anderen auch - von den alliierten Bomben zerstört.

Fleisch- und fettsparende Tage

„Saatkrähen gegen den Hunger - Wesel im Ersten Weltkrieg“ hat Werner Köhler seinen Beitrag überschrieben. Denn nicht nur Saatkrähen, auch Dohlen und Stare wurden in Zeiten des Lebensmittelmangels als wohlschmeckend gepriesen - und auch verspeist. Die Dokumente von damals bieten einen interessanten Einblick in eine Zeit der Entbehrungen. „Die Kriegsküche im Sommer 1916“ ist der Titel einer Broschüre in der Reihe „Flugschriften zur Volksernährung“. Darin enthalten sind Kochanweisungen für fleisch- und fettsparende Tage. Für immer mehr Lebensmittel mussten Karten vorgelegt werden. Brot, Eier, Milch, ja auch, wer Seife wollte, musste eine Karte vorweisen.

Die Situation verschärfte sich mehr und mehr. Zwar gab es viele Selbstversorger in der Stadt, doch am Ende reichte das Angebot nicht mehr aus. Ab Februar 1917 hatte Wesel eine Kriegsküche. Im April wurden dort rund 37 500 Portionen ausgegeben, im Mai knapp 33 500. Später versorgte eine Suppenanstalt arme Schulkinder sowie Mädchen und Jungen in den Horten und Krippen. Und wegen des Mangels an Kartoffeln wurde die Kohlrübe, auch Erdkohlrabe oder Steckrübe genannt, gepriesen - als Kartoffelstreckmittel.