Wesel. Jubiläum: Seit 25 Jahren gibt es den Schüleraustausch zwischen dem Andreas-Vesalius-Gymnasium Wesel und einer Schule im polnischen Ketrzyn.
Noch sieht die neue Eiche an der Rheinpromenade etwas klein aus im Vergleich zu den umliegenden Bäumen – nur ein Schild zeigt ihre Bedeutung als „Baum der Freundschaft“ für die Schulpartnerschaft zwischen dem Andreas-Vesalius-Gymnasium und der Schule Liceum Ogólnoksztalcace in Ketrzyn. Um das 25-jährige Bestehen dieser Beziehung zu feiern, wurde der Baum am Freitag gegenüber des Rheinstübchens gepflanzt.
Polnische und deutsche Schüler schaufelten das Loch gemeinsam wieder zu, das der ASG – „glücklicherweise“, wie die Schüler anmerkten – zuvor gegraben hatte: noch ein symbolischer Akt. Am Freitagabend stand dann das eigentliche Jubiläumsfest auf dem Programm, in der Zitadelle.
Die Idee zu dem Austausch zwischen den beiden Schulen sei von polnischen Flüchtlingen gekommen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ketrzyn, damals noch Rastenburg, in den Kreis Wesel geflohen waren, erzählt André Steffans vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk am AVG. Diese Menschen wollten einen Austausch zwischen diesen beiden für sie wichtigen Städten ins Rollen bringen – und schafften das auch. Seit dem ersten Austausch haben ungefähr 1000 Schülerinnen und Schüler den Weg in das jeweils andere Land gefunden.
Auf die Entwicklung, die der Schüleraustausch genommen habe, verwies auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp: Heute gebe es Partnerschaften zwischen den Städten, vielen Vereinen und Organisationen. Entstanden sei das alles aus dem Schüleraustausch, der unter der damaligen Schulleiterin Johanna Hahnen zustande gekommen war. „Viel früher wäre ein Austausch mit einer polnischen Schule auch gar nicht möglich gewesen“, blickte Wolfram Eggeling, der Lehrer am Andreas-Vesalius-Gymnasium, der sich heute um den Austausch kümmert, zurück.
Derzeit betreut er wieder eine Reisegruppe aus der Partnerstadt, die allerdings in diesem Jahr etwas kleiner ausgefallen sei: „Normalerweise kommen immer so um die 15, 20 Leute“, in diesem Jahr seien es weniger als zehn. Die Schülerinnen und Schüler wohnen bei Gastfamilien, die dann ihre Gäste aus Polen im nächsten Jahr besuchen werden.
Neun Tage dauert der Austausch
Vielen gefällt die Reise so gut, dass sie gleich noch einmal beim Austausch mitmachen: „Ich bin jetzt schon zum dritten Mal hier“, erzählte etwa Aleksandra (17). Die Stadt möge sie mittlerweile sehr, am liebsten die Orte entlang des Rheins: „Ich mag den Fluss eben“, erklärte sie – viele Weseler würden ihr da zweifellos zustimmen.
Neben dem Programm in der Stadt selbst hat Eggeling auch wieder Ausflüge ins Ruhrgebiet organisiert: „Im Industriemuseum in Oberhausen waren wir zum Beispiel schon mit der Gruppe“, so der Lehrer: „Und wenn man schon mal da ist, muss man natürlich auch ins Centro“, fügte er schmunzelnd an. Insgesamt neun Tage dauert der Trip, zwei davon werden aber für die An- und Abreise benötigt.
Pia (15) ist schon einmal im Rahmen des Austauschs nach Polen gefahren, im kommenden Jahr soll es für die AVG-Schülerin wieder dorthin gehen: „Man bekommt einfach Einblicke, die man so noch nie hatte – und erlebt ganz neue Dinge.“ Ob es Kommunikationsprobleme gebe? Aleksandra und Pia lachten und schüttelten den Kopf: „Meistens unterhalten wir uns auf Englisch, da können wir wenigstens mal das anwenden, was wir gelernt haben“ Und wenn das auch nicht funktioniere gebe es einen Mix aus Deutsch, Polnisch – und Italienisch: „Das lernen wir beide“, erklärte Pia.
Für die Zukunft des Austausches wünschen sich die Mädchen, aber auch die beteiligten Lehrer, „dass er wieder etwas größer wird in den nächsten Jahren.“