Wesel. . Ein Besuch im Willibrordi-Dom in Wesel anlässlich des Tages des offenen Denkmals. Auch Turmbesteigungen wurden angeboten.

Beim Tag des offenen Denkmals konnten Besucher eine einmalige Aussicht auf die Stadt genießen: Denn der Turm des Willibrordi-Doms war geöffnet. Je nach Interesse gab es auch kleine Führungen durch die Kirche – sowie eine große Führung, bei der der Dachstuhl des Doms genauer unter die Lupe genommen wurde.

Den Auesee, den Rhein mit seiner neuen Brücke, den Fernsehturm in Büderich, die Innenstadt und natürlich all die Wohnviertel, die den Dom umschließen – der Blick hinunter vom Gotteshaus ist schon etwas Besonderes. Bevor sie ihn genießen konnten, mussten die Besucher jedoch harte Arbeit leisten: Der Weg nach oben führt über genau 216 Stufen. Erst geht es über eine enge, wendelförmige Steintreppe, danach über eine genau so verlaufende Holztreppe den Turm hinauf. Definitiv kein Aufstieg für Menschen mit Platzangst.

Auf dem Weg nach oben konnten die Besucher dann sogar die vier riesigen Glocken bestaunen, die vier mal täglich für eine Minute zum Glockenspiel erklingen. Die Glocken wurden im Jahr 1832 gegossen, die schwerste von ihnen wiegt rund vier Tonnen. „Ich wusste gar nicht, dass hier vier Glocken sind – ich dachte immer, es sei nur eine“, sagt die fünfjährige Nele erstaunt.

Über ein paar weitere Holzstufen erreichten große und kleine Gäste dann schließlich ihr Ziel: Die schmale Aussichtsplattform in 45 Metern Höhe, die einmal um den ganzen Dom führt. „Das ist ein ganz toller Blick, den man sonst nicht auf seine Stadt hat“, fand Manuela Bathe. „Gerade bei dem Wetter kann man alle Sehenswürdigkeiten erkennen“, freute sich Iris Bathe aus Wesel. Der Turm ist sonst nur beim Stadtfest, den PPP-Tagen, für die Allgemeinheit zugänglich. „Alles andere wäre viel zu viel Aufwand“, erklärt Karl-Heinz Tieben, Vorsitzender des Dombau-Vereins, der die Interessierten herumführte.

Das Gerüst war morsch

Er kennt sich mit der Geschichte des Doms aus – und teilte sein Wissen mit den Besuchern bei kleinen Führungen. Aktuell steht unten in der Kirche das Modell eines Wasserspeiers, den der Bildhauer Tadeusz Korpale entworfen hat. „Er war zwanzig Jahre hier Bildhauer und seine Frau, die war Kunstlehrerin am Andreas-Vesalius-Gymnasium“, weiß Tieben. Anlässlich der Jahreshauptversammlung des Dombau-Vereins wurde kürzlich auch das Modell des Glockenstuhls nach unten geholt. Dieser wurde im Jahre 1594 aus Eichenholz gebaut und gründlich gepflegt. 1982 stellte man jedoch bei einer Bohrung fest: Das ganze Gerüst war morsch. „Das war echt Glück, dass da nichts passiert ist“, erklärte Tieben. Es musste also ein neuer Glockenstuhl gebaut werden – dieser besteht ebenfalls aus Eichenholz: „Gutes Holz aus Südfrankreich, damit der Stuhl wieder 500 Jahre hält“, sagte Tieben lächelnd. Später wurden die Besucher durch den gesamten Dachstuhl geführt – vom Dombaumeister Professor Wolfgang Deurer persönlich.