Wesel. . Interkulturelle Tage: Donnerstagabend gab es eine Feier für 46 neu eingebürgerte Deutsche im Weseler Ratssaal.
Einbürgerung – das klingt erst einmal nach einem Verwaltungsakt, und genau genommen ist es das ja auch. Für Brahim Moukhli aber bedeutet seine Einbürgerung viel mehr. Schon seit 1999 lebt der mittlerweile 37-Jährige in Deutschland, längst fühlt er sich hier zu Hause. Dass er nun auch einen deutschen Pass hat, deutscher Staatsbürger ist, das ist für ihn „eine Bestätigung meiner Zugehörigkeit“, wie er selbst sagt. Zum Auftakt der Interkulturellen Tage war Moukhli am Donnerstag gemeinsam mit 45 weiteren Männern und Frauen, die in den vergangenen zwölf Monaten oder zum Teil auch an diesem Abend eingebürgert wurden, zu einer Feier in den Ratssaal eingeladen.
Eine Entscheidung für die deutsche Staatsangehörigkeit sei einerseits mit
gleichberechtigter Teilhabe und politischer Partizipation, etwa durch das Wahlrecht, natürlich aber auch mit Emotionen verbunden, sagt Bürgermeisterin Ulrike Westkamp in ihrer Ansprache. Die Vorsitzende des Integrationsrates Halyna Fritz gratulierte den neu eingebürgerten Weselern zu ihrer Entscheidung, die „sicher nicht für alle ein leichter Schritt war“, wie sie sagte. „Sie sind vielleicht über die schwere deutsche Grammatik gestolpert, haben sich mit dem politischen System und der Geschichte des Landes auseinandergesetzt.“
Ausstellung mit Fahrrad-Bildern
Vor Beginn der Einbürgerungsfeier wurde zum Auftakt der Interkulturellen Tage auf dem Flur vor dem Büro der Bürgermeisterin im Rathaus eine Ausstellung „Fahrräder aus aller Welt“ eröffnet. Zu sehen gibt es Fotos, die der Fahrradbeauftragte der Stadt, Michael Blaess, auf seinen Reisen nach Amsterdam, Peking oder Hanoi gemacht hat. Dazu fertigten Schüler des Konrad-Duden-Gymnasiums Linolschnitte.
Auf unbestimmte Zeit sind die Bilder zu sehen. Da nicht alle Schülerarbeiten Platz fanden, werden demnächst die Fotos abgehängt und durch weitere Linolschnitte ausgetauscht. Die Bilder entstanden im Kunstunterricht.
Ganz unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Geschichten standen bei der Einbürgerungsfeier im Mittelpunkt, nicht für alle liefen die Integration in Deutschland und die Einbürgerung so positiv wie für Brahim Moukhli. Aber auch der gebürtige Marokkaner hatte mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Mit Anfang 20 entschied er sich, nach Deutschland zu gehen, um hier sein Studium fortzuführen. Die Behörden erkannten sein Abitur allerdings nicht an, Moukhli musste den Schulabschluss wiederholen. Anschließend fand er sich schnell im neuen Land zurecht, studierte Wirtschaftsinformatik, bekam einen Sohn mit einer deutschen Frau und arbeitete in verschiedenen Städten. Seit einem Jahr nun arbeitet Brahim Moukhli in der Projektleitung im Softwarebereich des Weseler Chemiekonzerns Altana.
„Ich bin angekommen“, sagt Brahim Moukhli. „Ich fühle mich mittlerweile in Marokko nach kurzer Zeit fremd, meine Heimat ist jetzt hier.“