Hamminkeln. Nachdem Hotel und Restaurant in Marienthal in schwerer See Schlagseite erlitten, sieht der Kapitän, wie er sich selbst nennt, zunehmend Land.
.„Scheff“ steht auf dem kleinen Schild auf seinem Schreibtisch. Sein Restaurant-Leiter Ozan Güllü, auf den er große Stücke hält, hat es ihm geschenkt. Das liest sich nett. Der hinter dem Schreibtisch sitzt, bezeichnet sich selbst als Kapitän. Das passt ins Bild, denn Oliver Krause (44), ist im vergangenen Sommer angetreten, das Hotel Haus Elmer in Marienthal wieder richtig flott zu machen.
Anfang 2013 hatte das sich als gastronomisches Flaggschiff verstehende Haus in rauer See Schlagseite erlitten. Mit viel Herzblut hatte eine kleine, einsatzfreudige Crew es über Wasser gehalten und wieder auf Kurs gebracht. Jetzt habe es Fahrt aufgenommen, sei die Mannschaft angewachsen, seien Kunden zurückgewonnen worden, sagt Krause. Dass es dem Haus wirtschaftlich schlecht gehe, könne man nicht sagen.
Tradition und Trends
Haus Elmer mit seinem elegant-gediegenen Ambiente hat in langer Tradition einen Ruf erworben - als Markenzeichen gepflegter Gastronomie in der Region. Das verpflichtet. Die Gäste erwarten konstante Qualität, Stil, Atmosphäre. Aber auch Anpassung an sich verändernde Urlaubstrends. „Weste und Fliege möchten wir nicht mehr“, sagt Oliver Krause über sein Personal, das nun „sportlich-elegant“ gekleidet serviert. Das Mobiliar im Restaurant ist teils erneuert, große dunkle Holzflächen möchte er gerne weiß aufhellen. Mittwochs gibt es trendiges „Live-Cooking“, Kochkurse und Cocktail-Schulungen sind beliebt. Rinderroulade mit Rotkohl und Klößen, Leber wie eh und je setzen auf der Speisekarte das Traditionelle fort, das auf Gästewunsch um ein „Traditionsessen“ (Eintopf und Co.) an einem Tag der Woche ergänzt werden soll. Und natürlich, sagt Krause, backe Frau König weiterhin ihre Philadelphia-Torte und ihr Stachelbeer-Baiser. Die treuen Stammgäste seien „mehr als glücklich“.
Junges Team wird gefordert
Als Haus Elmer das Aus drohte, hat Angelika Patt mit einem kleinen Team um dessen Überleben gekämpft. Mit enormem Einsatz und mit Erfolg. Trotz aller Härten erinnern sich Mitarbeiter noch gern an den Zusammenhalt. Auf 15 Leute ist die Zahl der Mitarbeiter seither angewachsen – Fluktuation inbegriffen. Mit Krause ist Personal von seinem vorherigen Arbeitsplatz im Haus Duden nach Marienthal gewechselt, während andere Haus Elmer verlassen haben. „Das ist normal“, so der gelernte Restaurantfachmann. Er hat so seine Art, die man mag oder auch nicht. Er sei nicht perfekt, sagt der 44-Jährige über sich. Aber auf dem Weg zu seinem Traumberuf sei ihm nichts geschenkt worden, und so fordert er auch von seinem „jungen Team aus Fachleuten“ viel im harten Job. „Ich sage, wenn mir was nicht gefällt.“ Vermutlich auch seinem 20-jährigen Sohn, der im Haus Elmer eine Lehre zum Hotelfachmann absolviert. Krause fügt hinzu: „Auch wenn man es mir nicht ansieht – ich habe ein gutes Herz.“
Kurzurlauber in heiler Welt
Das Team in Restaurant und Hotel eint die gemeinsame Aufgabe, den Gästen ein „Wohlfühl-Gefühl“ (Krause) zu vermitteln. Unter anderen den Paaren in zunehmender Zahl, die aus dem Ruhrgebiet, dem Münsterland oder den Niederlanden nicht weit fahren wollen, um sich an einem verlängerten Wochenende in Marienthal eine Auszeit zu gönnen – beim Spaziergang an der Issel, beim Radeln, beim Shopping in dieser, wie sie oft sagen, kleinen heilen Welt, in der es neben dem hübschen Kirchlein gar noch ein Kloster gibt.
Haus Elmer wirbt und ist präsent: im regionalen „Top-50“-Werbemagazin, im Band „Kulinarische Schätze zwischen Münsterland und Ostwestfalen-Lippe“. Ganz wichtig sei, dass die „Marienthaler Abende“ an ihren Ursprungsort, ins Zelt nebenan, zurückgekehrt seien, sagt Krause. Inzwischen sei Haus Elmer mit seinen 24 Zimmern wieder ein 365-Tage-Hotel, in das auch Firmen als Tagungsgäste zurückgekehrt seien. Im Restaurant gebe es viele Familienfeiern und keine langen Wartezeiten mehr. Nach seinem Start hier sei von August bis Dezember vergangenen Jahres „das Betriebsergebnis verdreifacht“ worden. Und jetzt „haben wir unseren vierten Stern wieder“.
Krause will das einstige Romantik-Hotel wieder einer Kette anschließen. Er setzt auf die Zusammenarbeit mit dem Kulturkreis und den Marienthaler Kaufleuten, und er träumt von einem großen Sandkasten oder - als Kapitän - noch lieber einem Schiffchen-Teich vor Haus Elmer – für die Kinder, die statt Dauer-Handy wieder mit der Familie essen gehen sollen.