Hamminkeln. . Der Samstag stand ganz im Zeichen der Operation Varsity, der Luftlandung am 24. März 1945 in Hamminkeln. Es gab eine Gedenkveranstaltung und eine Bustour.

Es waren 14000 britische und amerikanische Soldaten, die am 24. März 1945 im Rahmen der Operation „Varsity“ in Hamminkeln landeten und damit das Ende der nationalsozialistischen Diktatur am Niederrhein einläuteten. 70 Jahre später herrscht Frieden und Freundschaft zwischen Deutschen und Briten, und so kamen am Samstag britische Veteranen, Angehörige und auch aktive Soldaten zu einem Empfang ins Hamminkelner Rathaus, um sich gemeinsam zu erinnern.

In seiner Begrüßungsrede betonte Bürgermeister Holger Schlierf, wie wichtig es sei, die Erinnerung lebendig zu halten und freute sich, dass auch viele Kinder und Enkelkinder der einstigen Soldaten zu der Gedenkveranstaltung gekommen waren. „Das zeigt, dass sich die nachfolgenden Generationen für die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern interessieren.“

Stallmannsweg und Brüner Straße

Nach einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem auch ein Film mit Aufnahmen der Operation „Varsity“ gezeigt wurde, folgte der Höhepunkt des Wochenendes, eine Bustour entlang relevanter Stationen. Ortwin Nissing, ehemals Archivar der Stadt Hamminkeln, erläuterte dabei, was wo passiert war. „Wir fahren alle Orte ab, wo die sechste Airborne gelandet ist“, erklärte er. Dazu gehören etwa verschiedene Landezonen, in und um Hamminkeln, die Isselbrücken an der Brüner und an der Ringenberger Straße, das frühere Hauptquartier der Division im Bislicherwald, sowie die Sprung- und Landezone im Bereich Stallmannsweg, wo zahlreiche Fallschirmjäger gelandet sind.

Zahlen und mehr

Insgesamt zehn Veteranen und zehn Witwen waren am vergangenen Wochenende in Hamminkeln zu Gast. Die meisten von ihnen hatten ihre Kinder und Enkelkinder dabei. Hinzu kamen 80 aktive Soldaten aus vier Fallschirm-Bataillonen.

Die älteste noch lebende Witwe eines Veteranen, die 90-jährige Margaret Andrews, legte am Gedenkstein der „6th Airborne Division“ an der Güterstraße einen Kranz nieder.

Anschließend wurden am Rathaus 60 Friedenstauben fliegen gelassen, bevor der offizielle Empfang startete.

An dieser Sprung- und Landezone, in Englisch „Drop Zone“, wurde der längste Halt gemacht, denn für einige der Veteranen ist sie ein besonderer Punkt. „Im letzten Jahr war ein Veteran dabei, der seinen Landepunkt genau wieder gefunden hat. Das war sehr bewegend“, erzählt Ortwin Nissing.

Auch für Len Trewin ist die „Drop Zone“ der bewegendste Moment der Tour. „Zwei Tage nachdem wir gelandet sind, musste ich zur Drop Zone zurück und die toten Körper einsammeln“, erinnert sich der heute 91-Jährige mit Tränen in den Augen. Er ist schon zum dritten Mal bei einer Gedenkveranstaltung in Hamminkeln und erstmals hat er seinen Sohn Michael (59) dabei. Für diesen eröffnet sich hier eine ganz neue Perspektive auf das Leben seines Vaters. Zwar hat er recherchiert und herausgefunden, dass sein Vater im ersten Bataillon war, das abgesprungen ist, doch wie er es erlebt hat, wusste er bis heute nicht. „Ich habe meinen Vater oft gefragt, doch er hat nie über den Krieg gesprochen.“

Auch David Billington (66) ist Sohn eines Veterans und sehr interessiert an der Geschichte seines Vaters. Harry Billington ist bereits verstorben, doch sein Sohn hat Fotos aus den Kriegstagen dabei, die ihn als jungen Mann, mit gerade einmal 19 Jahren, in Uniform zeigen. David Billington weiß genau, wo sein „Papi“ während der Operation „Varsity“ war und zeigt es auf einer Karte, die er mitgebracht hat: in „Drop Zone B“, nordwestlich von Hamminkeln. Für ihn, wie wohl für die meisten Angehörigen, ist es sehr emotional, die ehemaligen Kriegsschauplätze zu besuchen. Nach dem Gedenkwochenende fuhren er und seine Schwester außerdem noch in Kleve, am britischen Soldatenfriedhof vorbei.