Wesel. . Zum 70. Mal jährt sich bald der Tag, an dem Wesel von britischen Bombern dem Erdboden gleichgemacht wurde. Wir erinnern daran und hoffen auf Ihre Mithilfe.
Der Fliegeralarm für den schlimmsten Angriff begann am 16. Februar 1945 um 16 Uhr. Immer öfter flogen die Lancaster-Maschinen der Royal Air Force über die alte Hansestadt und warfen ihre Bomben ab. Bereits um 11 Uhr hatten sie das Landratsamt zerstört, das Rheinglacis und die Schlachthofstraße traf es als nächstes.
400 Tote
Die Piloten in den Flugzeugen nahmen nach und nach die Innenstadt ins Visier. Über den Bahndamm am Breiten Weg näherte sich die Gefahr aus der Luft. Komtur- und Baustraße, der Brüner-Tor-Platz wurden getroffen. Der entscheidende Schlag gegen die Stadt an Rhein und Lippe am Nachmittag dauerte gerade einmal 25 Minuten. Dann lag Wesel in Schutt und Asche, und nichts war mehr so wie zuvor.
Ihre Erinnerungen sind gefragt
Zum 70. Jahrestag setzt die NRZ auf Ihre Hilfe: Erzählen Sie uns Ihre ganz persönliche Geschichte zum Thema - über das Bombardement und/oder die Wiederaufbauzeit. Wir freuen uns über Zuschriften und Anrufe gleichermaßen: NRZ-Redaktion, Doelenstraße 7, 46483 Wesel;
E-Mail: lok.wesel@nrz.de; Fax: 0281/3387455; oder per Telefon: 0281/3387435.
Gerne drucken wir zudem Ihre Fotos. Selbstverständlich freut sich die Redaktion auch über Schilderungen aus Hamminkeln, Hünxe und Schermbeck.
400 Menschen überlebten die Angriffe Mitte Februar nicht. Allein 50 Menschen starben im Keller des Theatersaals an der Feldstraße, wo sie Schutz gesucht hatten, als die Sirenen mal wieder heulten, weitere in der 56er Kaserne, und im Hotel Escherhaus am Bahnhof traf es 80 Offiziere während einer Lagebesprechung.
Die Löscharbeiten begannen mit Wasser aus dem Rhein, die Oberhausener Rettungskräfte erreichten das Trümmerfeld erst am Abend gegen 20.30 Uhr.
97 Prozent zerstört
Vom wunderschönen Wesel mit seinen Bürgerhäusern war kaum noch etwas übrig. Der Rest wurde bei den Angriffen am 18. und 19. Februar zerstört. Am Ende blieben mehr als zwei Millionen Kubikmeter Schutt. Sage und schreibe 97 Prozent der Stadt waren zerstört, ähnlich wie in Dresden. Im amerikanischen Magazin „Life“ hieß die Schlagzeile damals ganz emotionslos „Wesel wurde pulverisiert“.
Doch die Weseler verzagten trotz all des Leids nicht. Lange überlegten die Verantwortlichen, ob man die Stadt vielleicht anderswo wieder aufbaut. Doch die Entscheidung fiel für den bisherigen Bereich. Ein Teil der Infrastruktur war schließlich noch da.
Die Menschen packten alle mit an, pickten Steine, errichteten Notunterkünfte und nach und nach die ersten Wohnhäuser. 1946 lebten 1900 Menschen in einsturzgefährdeten Wohnungen, Baracken, Kellern und Wellblechhütten. Nur 186 Wohnungen hatten den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Auch der Dom, im Bild nur noch als Ruine zu sehen, wurde nach und nach wieder so aufgebaut, wie er einst am Großen Markt stand. Die Aufräumarbeiten dauerten bis 1959, die typische 50er-Jahre-Architektur entstand.