Schermbeck. . Stemmen, pumpen, radeln, steppen: In Sportvereinen und Muckibuden herrscht am Jahresbeginn traditionell Hochbetrieb. Ein Besuch im Schermbecker Fitnessstudio „Fitness-Life“
Christian hat sich einiges vorgenommen: „Zehn Kilo Gewicht müssen runter.“ So der Plan beim Jahreswechsel. „Nach und nach“, wiegelt er ab. „Dann ist das ohne weiteres möglich.“ Silvester 2016 will er sein Ziel erreicht haben. Bis dahin: Zwei- bis dreimal in der Woche Sport, dazu eine proteinreiche Kost: „Fisch, Fleisch, Protein-Shakes.“ Der 31-Jährige weiß, wovon er spricht. Seit vielen Jahren ist er Mitglied in Schermbecks Fitness-Studio „Fitness-Life“. Aktuell sitzt er an einer Rudermaschine. 65 Kilo hat der Muskelmann draufgepackt. Jetzt folgen vier Sätze à zwölf Wiederholungen. „Das stärkt den mittleren Rücken.“
Christian ist an diesem Montag nicht allein. Um ihn herum wird geradelt, gesteppt, gestemmt, gepumpt. Schweiß fließt, Atem keucht, Muckis quietschen. „Man merkt, dass Januar ist“, sagt Studio-Chefin Eva Pöpping, die mit „Fitness-Life“ das 25. Jubiläum feiert. Zu Jahresbeginn herrscht traditionell Hochbetrieb. „Das ebbt wieder ab. Spätestens im Sommer.“
Fit im Januar
Die Fitness-Studios der Stadt bestätigen es bei einer Blitzumfrage: Der Januar ist der bei weitem stärkste Monat. Das trifft für Neuanmeldungen zu, aber auch für die tägliche Auslastung der Trainingsflächen. Nie kommen Mitglieder so regelmäßig wie jetzt am Jahresanfang.
Pilates und Zumba
Wer gute Vorsätze gefasst hat, hat in Wesel die Wahl: Acht Unternehmen spuckt die Internet-Suchmaschine aus. Reine Frauen-Studios sind darunter ebenso wie Anbieter, die sich auf ein gesundheitsorientiertes Krafttraining spezialisiert haben. Viele bieten neben verschiedenen Kraft- und Ausdauertrainings auch eine Sauna, Massagen, Solarium und ein kostenloses Kursprogramm an. Die Angebote reichen hier von Zumba über Rücken- und Bauchkurse bis hin zu Wellness, Pilates und Yoga.
Der normale Weg: Man vereinbart ein kostenloses Probetraining, das etwa eine Stunde dauert. Danach entscheidet man sich, ob man Mitglied werden will. Die Kosten beginnen bei rund 20 Euro pro Monat, allerdings hängt der Beitrag meist mit Service, Trainerkompetenz, Komfort und eventuellen Vertragslaufzeiten zusammen. Viele Fitness-Studios locken im Januar mit Gratis-Testpaketen nebst Gesundheitscheck.
Der Ton ist familiär. Gerade schlüpft Toni durch die Tür: „Frohes neues Jahr!“ „Guten Morgen“, ruft Eva Pöpping über den Tresen hinweg. „Kommt dein Vater auch noch?“ Sie zeigt auf einen Tisch mit Gläsern und Schnittchen: „Wir feiern Jubiläum. Wollt ihr einen Sekt?“ Toni und ihre Freundin winken ab. Da sei der Trimmgott vor. Jetzt geht’s erst mal auf den Stepper.
Nebenan, im Geräteraum, beginnt das Reich von Jörg Hilfert. Er ist 32 und seit rund zehn Jahren Trainer, hat schon bei großen Ketten gearbeitet. Hier gefällt ihm die persönliche Atmosphäre. Er kennt alle Mitglieder vom Scheitel- bis zum Wadenmuskel. An Jörg kommt keiner vorbei. Mit Neulingen absolviert er einen Einstiegscheck, wobei die Zielsetzung für das weitere Vorgehen entscheidend ist. Steht die Gesundheit im Vordergrund, das allgemeine Wohlbefinden oder der reine Muskelaufbau? „Jeder hat etwas anderes vor. Aber im Januar geht es ums Abnehmen.“
Hilfert kennt sich aus. Von Diäten hält er nichts. „Kohldiät, Suppendiät, Gemüsediät, und nach kurzer Zeit droht der Jojo-Effekt, und alle Pfunde sind wieder drauf.“ Er empfiehlt statt dessen eine Mischung aus Herz/Kreislauf- und Krafttraining plus einer Ernährungsumstellung: „Dann ist ein Kilo Gewichtsverlust pro Woche drin.“ Zucker ist tabu, gute Fette wie in hochwertigen Ölen sind erlaubt.
Im Obst versteckt sich Fruchtzucker. Besser sei gedünstetes Gemüse. Neueinsteigern rät der Experte: Dran bleiben. Nicht übertreiben, sonst verliert man schnell die Lust, sich aber auch nicht unterfordern - „sonst bringt das ganze Training nichts.“
Sabine Schering hat auf einer erweiterten Beinpresse Platz genommen. Zehn Kilo drückt sie mit den Oberschenkeln nach innen und außen. Sie kommt mehrmals die Woche her. „Für mich ist das reine Prävention.“ Sie absolviert ihr Training als Ausgleich zum Schreibtischjob. Ihre Krankenkasse bietet da ein Bonusprogramm. Das Studio ist in ihren Wochenplan fest eingebunden, erzählt sie. Sonst funktioniert das mit dem Durchhalten nicht. Trainiert wird in der Regel vormittags - „dann ist das Kind in der Schule.“ Außerdem geht die 44-Jährige manchmal mit ihrer Schwester joggen. „Aber das ist nur im Sommer schön.“
Am Ende noch mal Eva Pöpping. Sie hat in 25 Jahren Fitness-Branche viel erlebt. Früher wurde auf Muskelmasse trainiert, heute steht die Gesundheit im Vordergrund, weiß sie. Viele trainieren Nacken, Schultern und natürlich den Rücken. Probleme damit seien „Die Volkskrankheit Nummer eins“.