Kreis Wesel. .
Gegen die stetig wachsende Katzenpopulation hilft nur eine Kastrationspflicht, ist Karin Obbink überzeugt. Die Vorsitzende des Vereins Straßenkatzen Wesel-Hamminkeln leistet Überzeugungsarbeit, doch die hiesigen Kommunen sperren sich. Der Grund: „Bei herrenlosen Tieren müssten die Städte für die Kosten aufkommen“, erklärt sie. Das müssen sie jetzt auch schon, argumentiert Gerd Füting vom Bürgerservice der Stadtverwaltung Wesel: „Fundtiere gehen ans Tierheim, mit dem die Stadt einen Vertrag hat.“ 69 538 Euro hat das 2014 gekostet, doch die Tierschützer müssen damit auch andere Aufgaben erfüllen.
Bislang habe man in Wesel einfach noch keine Notwendigkeit gesehen, die Kastrationspflicht einzuführen. „Eine Insellösung wäre ohnehin nicht sinnvoll“, so Füting. Zwar hätten die Städte und Gemeinden das Thema vor zwei oder drei Jahren untereinander besprochen. Offenbar wird das Problem aber nicht als dringlich eingeschätzt.
300 bis 400 Katzen kommen jährlich zum Verein Straßenkatzen, der mit dem Tierheim zusammenarbeitet und zahlreiche Samtpfoten weitergereicht hat. Karin Obbink und ihre Mitstreiter haben in den vergangenen Jahren rund 350 Tiere kastrieren lassen, 2014 waren es aus Zeitnot weniger.
Brach liegende Flächen
Straßenkatzen Wesel und Hamminkeln e.V.
Straßenkatzen Wesel und Hamminkeln ist ein Verein, der sich in der gesamten Region um wilde Katzen kümmert, sie einfängt und kastrieren lässt.
Auch das Tierheim klagt über die Flut an Katzenbabys vor allem verwilderter Hauskatzen. Das milde Wetter sorge dafür, dass es bis zu vier Würfe im Jahr gibt.
Unterstützung können die Tierschützer jederzeit gebrauchen.
„Sie leben auf Campingplätzen, Firmengeländen. Die Eigentümer interessiert das nicht, und die Katzen vermehren sich unkontrolliert“, erläutert sie das Problem. Werden sie um Hilfe gebeten, stellen die Tierschützer Fallen auf, fangen die Tiere und lassen sie kastrieren. „Die Besitzer müssen allerdings etwas dazu geben, wir können das nicht allein tragen.“
Als Negativbeispiel nennt sie den Flughafen Weeze, wo sich niemand um die Streuner gekümmert habe. „Schließlich waren es rund 80 Katzen, da scheren die sich einen Käse drum.“ Bis es nicht mehr ging und der Verein helfen konnte. „Aber sie wollten, dass wir die Tiere behalten – das geht nicht.“ Wilde Katzen sind in der Regel nicht zu vermitteln, „die sind spuckgiftig“. Problemschwerpunkte sind Industriegebiete, brach liegende Flächen, Friedhöfe. „Überall dort, wo sie ihre Jungen verstecken können.“ Die Rede ist von zwei bis drei Würfen im Jahr pro Katze.
Doch es gibt auch gute Tendenzen. Nach und nach beginnen die Landwirte, ihre Tiere kastrieren zu lassen. „Einer hat mir mal gesagt, dass er es nicht mehr übers Herz bringt, die Katzenkinder ‘in den Eimer zu tun’“. Und mancher hat den richtigen Augenblick bloß aus Versehen verpasst, zwei Katzen aufgenommen – plötzlich waren es 15, und niemand wollte die Babys.
Katja Bienen aus Bislich hält 18 Katzen auf dem Hof. Sie pflegt und liebt ihre Tiere, die alle draußen leben. „Eigentlich gab es hier immer Katzen“, sagt sie. „Im Frühjahr und im Herbst gab es Junge, die wurden dann kaputt gemacht.“ Das will sie nicht mehr: „Die Kleinen haben auch ein Recht zu leben“.
Sie hat im vergangenen Frühjahr sämtliche Tiere auf dem Hof kastrieren lassen. „Meine Katzen leben draußen, ich liebe sie heiß und innig“, sagt die Bislicherin. Sie füttert sie („Da kommt schon eine Menge zusammen“), hat ihnen Strohnester im Schuppen in den alten Kaninchenställen gebaut. Nur vermehren sollen sie sich nicht mehr.
Katja Bienen steht für eine neue Einstellung in der Landbevölkerung. Auch in Hamminkeln hat sich aktuell wieder ein Landwirt dazu entschieden, seine Katzen kastrieren zu lassen, deren Population ihm über den Kopf gewachsen ist. „Der Mann ist gut zu seinen Katzen“, sagt Obbink. Da habe er sich für die vernünftige Lösung entschieden.
„Viele können es sich nicht leisten, zehn oder mehr Katzen kastrieren zu lassen. Wir helfen“, erläutert Karin Obbink. Der Verein kastriert Katzen für 70 Euro, Kater für 25. Das ist deutlich preiswerter als gewöhnlich, finanziert durch Spenden und mitunter durch das Land. „Wir haben Anfang Dezember Landesgelder erhalten. Mit der Auflage, sie bis Ende des Jahres zu verbrauchen“, erzählt Obbink, wie absurd es mitunter zugeht. 140 Katzen hat der Verein in diesen vier Wochen kastrieren lassen. „Wir haben es geschafft....“