Wesel. . Die Quote überschuldeter Bewohner in Wesels Innenstadt bleibt hoch: 17,47 Prozent der geschäftsfähigen Menschen ab 18 Jahren sind hier nicht in der Lage, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Das geht aus dem von Creditreform aktuell vorgelegten Schuldneratlas hervor.

Dass sich die Zahl für Wesels Innenstadt im Vergleich zum Vorjahr (17,4) nur geringfügig veränderte und die Überschuldung bundesweit von 9,81 auf 9,9 Prozent und im Kreis Wesel von 9,5 auf 9,61 Prozent zunahm, ist kaum ein Trost. Ebenso wenig wie der Vergleich zu den Nachbarn Schermbeck (von 8,52 auf 8,58 Prozent), Hamminkeln (von 7,24 auf 7,38) und Hünxe (von 6,13 auf 6,04).

Städte stehen anders da als ländliche Gemeinden. Aber warum rangiert Wesels Innenstadt so deutlich auch vor Obrighoven und dem Fusternberg mit dort unverändert 10,2 Prozent? Die Mietwohnungssituation im Stadtkern hat Hans-Günther Egerlandt für das von seiner Nichte Anke Wemmer geführte Weseler Creditreform-Büro schon im vergangenen Jahr als einen wesentlichen Hintergrund ausgemacht. Vermieter mit mehreren Objekten, die Mitglieder des Inkasso-Dienstleisters sind, haben es mit häufig wechselnden Mietern zu tun, die oft eine Restmiete schuldig bleiben. „Manche nutzen fünf bis sieben Wohnungen in drei oder vier Jahren.“

Rückgang bei den Jüngeren

Bei den 18- bis 29-Jährigen ist die Überschuldung seit dem vergangenen Jahr leicht geringer geworden, aber in den vergangenen zehn Jahren ist sie um 68 Prozent gestiegen. Dass Schulden machen nicht schlimm sei, werde von den Eltern schon vorgelebt, sagt Creditreform-Geschäftsführerin Anke Wemmer. Angebote, die mit „null Prozent Zinsen“ locken, laden zum Kaufen ein. Dass auch bei der Geldanlage der Zins gegen Null tendiert, ist ein zusätzlicher Antrieb, das Geld lieber auszugeben. Und schließlich spricht sich herum: „Eine private Insolvenz tut nicht weh“, wie Anke Wemmer sagt. Sie zu überstehen ist leichter als früher. „Die Fälle mit hoher Überschuldungsintensität haben zugenommen“, stellt sie fest.

Die starke Selbstdarstellung über Konsumgüter und die verführerischen Instrumente wie Leasing, Prozente, Ratenzahlung, das Erfolgserlebnis durch das Schnäppchen-Machen per raschem Klick im Internet - das alles verdrängt oft den Blick für das eigene finanzielle Leistungsvermögen. Die Kompetenz, mit Geld umzugehen, werde in manchen Familien nicht vermittelt, so Anke Wemmer. Vielleicht sei der Vorschlag von Beratungsstellen, ihnen ehrenamtliche Familienpaten zur Seite zu stellen, ein hilfreicher Ansatz gegen die Überschuldung.