Xanten. . RVR Ruhr Grün verwandelte die Station auf der Bislicher Insel in einen Artenschutzturm – und schuf damit eine neue Heimat für Fledermäuse

Der steinerne Turm erhebt sich weit über die Obstbäume der ihn umgebenden Streuobstwiese auf der Bislicher Insel. Seit drei Jahren wird der 1910 errichtete und 1913 in Betrieb genommene Trafoturm nicht mehr von RWE genutzt, weil die Stromleitungen längst unterirdisch verlaufen. Der Regionalverband Ruhr Grün hat nun mit dem Kauf und Umbau des Gebäudes die Gelegenheit genutzt, bedrohten Tierarten ein neues Zuhause zu bieten. Vogelnisthilfen und Insektenhäuser wurden an der Fassade angebracht und im Innenraum parallel zueinander stehende Wände, so genannte Spaltenquartiere eingerichtet. Sie sollen in Verbindung mit speziellen Elementen im Außenbereich Unterschlupfmöglichkeiten für Zwerg-, Rauhaut-, Wasser- und Breitflügelfledermäuse sowie den Abendsegler bieten. Gleichzeitig bietet sich Besuchern künftig die Möglichkeit, über eine Außentreppe auf die Dachterrasse zu gelangen und von dort einen einmaligen Blick auf das Naturschutzgebiet Bislicher Insel zu genießen. Der Clou aber ist die integrierte „Piepshow“. Im Turm installierte Kameras filmen die nistenden Bewohner, auf einem großen Monitor an der Außenwand können Naturfreunde die Tiere dann in Ruhe beobachten, ohne sie zu stören.

Im Rahmen der gestrigen Einweihung des Artenschutzturms stellte RVR-Bereichsleiter Ulrich Carow fest, dass über Deutschland verteilt zwar mittlerweile 58 solcher Trafostationen unter Denkmalschutz gestellt wurden, eine Nutzung für bedrohte Tierarten aber bislang einzigartig sei. Grund für die Bedrohung von aktuell 45 Tierarten ist die Tatsache, dass es zunehmend mehr hermetisch abgedichtete Energiesparhäuser gibt und immer weniger alte Bauernhäuser mit ihren Nischen und offenem Gebälk. „Alte Scheunen sind für Landwirte lästig, für die Natur sind es hingegen wahre Hotspots“, sagte Dirk Janzen, Leiter des Naturforums.

Mit dem Artenschutzturm möchte man einen kleinen Ausgleich schaffen. „Wir geben den einheimischen Insekten und Vögeln ein Stück von dem Raum zurück, den wir ihnen genommen haben“, erklärte Ulrich Carow. Zudem sollen die einfachen Nisthilfen und Insektenhotels die Menschen motivieren, es den Naturschützern im heimischen Garten nachzumachen. Soviel Engagement wollte der Nabu belohnen und zeichnete den Turm als erstes „Fledermausfreundliches Haus“ in NRW aus. Christian Chwallek überreichte dem RVR neben einer Urkunde eine Plakette, die künftig an der Fassade auf die Bewohner hinweisen wird.

Tag der offenen Tür

Ob und wann Fledermaus & Co das neue Hotel annehmen werden, ist völlig ungewiss. „Natur ist immer auch dynamisch und unberechenbar“, so Dirk Janzen. Begleitet wurde die Einweihung des Turms mit einem Tag der offenen Tür, an dem neben dem Nabu die Biologische Station Wesel und die Xantener Pfadfinder beteiligt waren.