Rheinberg. . Fast alle Arten haben ihre Bedeutung im Kreislauf der Natur – auch Spinnen, Läuse und Wespen. Weiß der Biologe Bernd Finke von der Unteren Landschaftsbehörde. Und etwas zu gewinnen gibt es auch: einen Gartenzwerg!

„Jedes Tier hat im Naturhaushalt, auch im heimischen Garten, seine Funktion.“ Sagt Bernd Finke, Biologe beim Kreis Wesel. Sein Kampf gegen Vorurteile gleicht dem gegen Windmühlenflügel. Berichtet er von Spinnen oder Insekten, gerät er ins Schwärmen. Ohne sie sähe es im heimischen Garten traurig aus, bliebe Bestäubung der Blüten und die herbstliche Ernte aus. Oder die Zahl von Fliegen, Läusen und anderen unangenehmen Genossen nähme stark zu. „Fast alle Arten haben Bedeutung im Kreislauf der Natur“, betont der Biologe. Spontan fällt ihm nur die Zecke ein, die ohne jeden Nutzen ist. Aber Spinnen, Läuse, Wespen? Sie werden in der Natur gebraucht.

Kleine Hotels für Ohrenkneifer

Ungeziefer! Der Begriff signalisiert Nutzlosigkeit. Wie beim Unkraut, das heute aber unter dem Begriff „Wildkräuter“ läuft. Nur für „Un“geziefer fand sich kein Ersatzwort, das auf Nützlichkeit der Arten hinweist. Natürlich ärgern Blattläuse den Gartenfreund, wenn sie dick an Blumen hängen. Finke: „Sie saugen an den Pflanzen, sind aber wieder Nahrung für andere Tierarten.“ Für Schlupfwespen oder Ohrwürmer, die als Ohrenkneifer in falschen Verdacht kommen. Sie sind so wichtig für den Garten, dass Bernd Finke rät, ihnen kleine Hotels einzurichten: Umgedrehte Tontöpfe mit Holzwolle aufgehängt an Ästen. In ihnen siedeln sich die wenig hübschen Nützlinge an.

„Auf keinen Fall Gift sprühen“, rät Finke. Das ist der Tod nicht nur für Läuse, auch für Ohrwürmer, Bienen, selbst Vögel wie Meisen, die die Läuse abpicken. Weil sie mit Läusen das tödliche Gift aufnehmen. „Wenn ein Garten gut angelegt ist, verträgt er Tiere, die wir als Ungeziefer charakterisieren.“ Finke macht Schluss mit manchem Unsinn. „Sieben Hornissen töten ein Pferd“, ist so ein Spruch. „Völliger Unsinn“, sagt Finke. Auch der Mensch verträgt den Stich einer Hornisse. Der ist schmerzhaft, aber nur für Allergiker gefährlich. Wie auch der Stich von Wespe und Biene. „Die stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.“

Viele sind vom Aussterben bedroht

Vielen schaudert beim Gedanken an fliegende oder krabbelnde kleine Tiere. Dabei sind sie Helfer des Gärtners, gehen auf Blattlausjagd oder bestäuben Obstbäume und Beerensträucher, sind eifrige Schädlingspolizisten. Zur Hilfsmannschaft gehören Schlupf- und Grabwespen. Sie bekämpfen Schädlinge, denn sie legen ihre Eier in Schild- und Blattläusen oder in den Raupen von Kohlweißlingen ab. Die Raupen des Schmetterlings können Kohlköpfe komplett kahl fressen. Zu Blattlaus-Feinden zählen auch Marienkäfern und Larven von Flor- und Schwebfliegen.

80 Prozent aller Pflanzen sind auf Insektenbestäubung angewiesen. Daher sollte man im Garten Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen fördern. Sie sorgen neben Honigbienen dafür, dass Obstbäume Früchte bilden. „Die Angst vor stechenden Insekten ist übertrieben, sie wehren sich nur, wenn sie sich bedroht fühlen“, sagt der Biologe. Wildbienen, die keinen Staat bilden, sondern als Solitärbienen allein leben, stechen erst, wenn man sie fängt.

Brennnesseln stehen lassen

Auf Brennnessel legen Tagpfauenaugen ihre Eier ab. Die Raupen fressen dann die Nessel und verpuppen sich auch dort. Es schlüpft der farbenfrohe und bekannte Falter.
Auf Brennnessel legen Tagpfauenaugen ihre Eier ab. Die Raupen fressen dann die Nessel und verpuppen sich auch dort. Es schlüpft der farbenfrohe und bekannte Falter. © WP

Viele sind inzwischen vom Aussterben bedroht, weil ihre Lebensräume zerstört werden. „Ein Grund mehr, sie im Garten anzusiedeln“, so Finke. Damit die nützlichen Insekten sich im Garten wohl fühlen, sollten man in etwas versteckteren Ecken Äste und Zweige zu kleinen Haufen schichten und mal eine Brennnessel stehen lassen. Die zieht magisch Schmetterlinge an, wie der Schmetterlingsflieder.

Viele Menschen finden Spinnen eklig. Doch sie sind nützlich und harmlos, erfüllen als Insektenvertilger eine wichtige ökologische Aufgabe. Spinnen selbst sind wieder Nahrung für Vögel, Blindschleichen, Kröten, Schlupfwespen, Eidechsen, Spitzmäuse, stellen ein wichtiges Glied in der Nahrungskette dar. 20 Prozent der heimischen Spinnen sind sogar vom Aussterben bedroht. Woran der Mensch Schuld ist. Man sollte sie in einem leeren Glas mit Deckel fangen, draußen wieder aussetzen, rät Finke.

Finkes Credo: „Gärten und Grünanlagen möglichst naturnah gestalten, kein Gift, keine Insektizide verwenden. Heimische Kräuter und Wildsträucher pflanzen, da sie Unterschlupf und Nahrung einer Vielzahl von Lebewesen sind. Auch ein wenig Unordnung im Garten dulden.“ Das hilft den Insekten, ist überlebenswichtig. Und dazu sollte man Unterkunft für sie schaffen.

Beliebte Futterpflanzen

Bienen, besonders Wildbienen und Schlupfwespen, dienen „Insektenhotels“: Das sind geeignete Materialien, die sie zum Nisten benötigen. Altes mürbes Holz, Stroh oder Schilf, röhrenförmige Nisthöhlen.

Eine Trockenmauer oder ein von der Sonne erwärmter kleiner Steinhaufen ist ein begehrtes Quartier. Ritzen bieten Schutz vor Witterung und eignen sich als Eiablageplatz für Raubwanzen und andere Nützlinge. Hecken und einheimische Gehölze dienen vielen Nützlingen als Lebensraum.

Beliebte Futterpflanzen sind Kräuter wie Fenchel, Dill, Kerbel, Salbei und Thymian sowie Blütenstauden wie Kugel-Lauch, Hohe Fetthenne, Glockenblume, Kugeldistel, Margerite, Schafgarbe, Brennnessel. Viele Nützlinge überwintern in abgestorbenen Blüten, der Borke alter Bäume, im Herbstlaub am Boden, in Ritzen und Spalten von Holzwänden und Steinmauern.

Nützliche Schriften, sogar Nistkästen und Insektenhotels sind bei der Kreisverwaltung erhältlich. Weitere Infos gibt’s unter Tel. 0281/2072546 bei der Unteren Landschaftsbehörde.

Kompost für Container-Pflanzen

Container-Pflanzen und solche, die als ,,wurzelhackt’’ verkauft werden, gehen beide besser an, wenn man sie im Pflanzloch auf einen Hügel setzt; der kann auch gern aus hochwertiger Erde, etwa einem Gemisch aus Mutterboden, Sand und abgelagertem Kompost bestehen. Bäume müssen natürlich immer so eingesetzt werden, dass die knorpelig verdickte Veredelungsstelle, die bei den meisten ja sehr leicht zu erkennen ist, noch aus dem Boden ragt. Nach dem kräftigen Begießen des Planzlochs sollte man außerdem die Pflanze noch ein bisschen hin und her ruckeln, damit eventuelle Lufteinschlüsse im Boden vermieden werden - sonst haben es die Wühlmäuse ja unnötig leicht.

Wer möchte einen Gartenzwerg gewinnen?

Haben Sie auch ihre ganz speziellen Tricks, damit im Garten und auf dem Balkon alles wächst und gedeiht?

Wenn ja, verraten Sie sie uns doch, damit auch anderen Menschen etwas blüht. Vielleicht haben Sie auch einen besonders schönen Garten oder netten Balkon - dann rufen Sie uns an, wir möchten ihn gerne vorstellen. Unter allen, die an unseren Aktionen teilnehmen, verlosen wir drei niedliche Gartenzwerge. Sie können uns anrufen (Tel. 02843/170771), mailen (lok.rheinberg@nrz.de) oder auch schreiben: NRZ/WAZ-Lokalredaktion, Kamper Straße 5 bis 7, 47495 Rheinberg. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.