Rheinberg. Mit Muskelkraft, aber auch mit Fahrrädern und Bollerwagen wurden knapp 80 Schafe am Samstag durch Rheinberg transportiert – für den guten Zweck.
„Klaus“ hat Oliver Frenkel sein Schaf liebevoll genannt. Ohne dem blauen Vierbeiner einen richtigen Namen zu geben, wollte der Vorsitzende des Fördervereins des Hospizes Haus Sonnenschein scheinbar nicht losziehen. „Und wie heißt deins?“, fragte er Norbert Nienhaus mit einem Augenzwinkern. Der hatte seinem Schaf noch keinen Namen gegeben, es aber schon unter den Arm geklemmt. Entweder so oder geschultert, kopfüber an den Beinen festgehalten oder per Fahrrad, Kinder- oder Bollerwagen: Es gab ganz unterschiedliche Techniken, das acht Kilogramm schwere Schaf zu tragen. Immerhin leisteten die Tiere aus Polyester und Glasfaserkunststoff keinen Widerstand. Am Wochenende drehte sich in Rheinberg fast alles ums Schaf – für den guten Zweck.
Das Stadtmarketing hatte sich in Kooperation mit dem Hospiz Haus Sonnenschein und der katholischen Kirchengemeinde St. Peter eine besondere Kunstaktion ausgedacht: Die Schafe von „Blauschäfer“ Rainer Bonk wurden ausgestellt, für die Charity-Aktion „Bewegen hilft“ von Guido Lohmann durch die Stadt getragen und verlost. 80 blaue Schafe „grasten“ am Samstagvormittag auf der Wiese gegenüber vom Hospiz. Sie waren bei den Besuchern ein beliebtes Fotomotiv. Auch die echten Schafe von Udo Reisloh, die in einem eingezäunten Gehege zu Gast waren, wurden vor allem von den kleinen Besuchern bewundert.
Dazu gab es Live-Musik, Kaffee, Kuchen und Häppchen. Mirjam Klass, Leiterin des Hospizes, dankte den Spendern. „Bewegen hilft ist ein Geben und ein Nehmen“, sagte sie. Ein Teil des Spendenerlöses geht in diesem Jahr wieder ans Hospiz. Dem Lob schloss sich Bürgermeister Dietmar Heyde an. „Es ist eine fantastische Aktion“, betonte er und griff in seinem Grußwort das Motto der Ausstellung „Alle sind gleich – jeder ist wichtig“ auf. „Vielfalt bereichert uns alle. Man könnte meinen, die Blauschafe symbolisieren durch ihre einheitliche blaue Farbe genau das Gegenteil, aber das ist nicht der Fall. Sie zeigen, dass wir alle gleich sind und zusammenstehen sollten.“
Für Künstler Rainer Bonk war es die zweite Ausstellung in seiner Heimatstadt. 1999 hatte er zum ersten und bis dato zum letzten Mal eine kleine Herde vor dem Rathaus ausgestellt. „Ich freue mich, dass die Blauschafe nach so langer Zeit wieder in den Fokus gerückt werden“, sagte er.
Prozession als Highlight
Eines der Highlights der Aktion war sicherlich die Prozession mit den Blauschafen durch den Stadtpark, die Gelderstraße entlang bis zum Großen Markt, wo ein Kreativprogramm für Kinder und später ein Konzert in der St.-Peter-Kirche stattfand. Alle Schafe haben den Umzug im ersten Anlauf nicht geschafft. 80 Träger kamen nämlich nicht zusammen. Machte aber nichts. Norbert Nienhaus, Vorsitzender des Fördervereins des Rheinberger Stadtmarketings, zog bis dahin trotzdem schon ein positives Fazit. „Das Wetter spielt mit und die Stimmung und die Spendenbereitschaft ist gut.“ Das sei die Hauptsache. „Bewegen hilft“-Initiator Guido Lohmann hob die wichtige Arbeit des Hospizes und das Engagement der beteiligten Akteure hervor: „Die Aktion passt wieder einmal perfekt zu Bewegen hilft. Die Schafe senden eine Botschaft, sie stehen für Toleranz und dafür werben auch wir in diesem Jahr. Es darf keinen Millimeter Platz für Antisemitismus geben“, sagte er.