Rheinberg. Die Rheinberger Liberalen kritisieren die Anbindung ans rechtsrheinische Impfzentrumin Wesel. Ein weiterer Standort könnte Messe Niederrhein sein
Wer von Orsoy oder Budberg aus nach Wesel zum Corona-Impfzentrum möchte, der sollte Zeit mitbringen – zumindest dann, wenn er mit Bus und Bahn nach Wesel fahren muss. Knapp zwei Stunden ist man pro Strecke unterwegs. Für die Rheinberger FDP ist das ein unakzeptabler Zustand. Sie fordern ein zweites linksrheinisches Impfzentrum. „Im Kreis Wesel leben über 460.000 Menschen, aber nur 60.000 davon direkt in Wesel“, erklärt Elias Sentob, stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender der FDP in Rheinberg.
„Die überwiegende Mehrheit der zu impfenden Personen muss demnach weit pendeln. Insbesondere wir Anwohner der linksrheinischen Kommunen fühlen uns abgehängt.“ Bereits Ende November hatte sich die FDP im Weseler Kreistag per Antrag für ein zweites, linksrheinisches Impfzentrum stark gemacht. Die Rheinberger Liberalen knüpfen hier an.
In der Nähe von Hotspots leben
Sie unterstützen damit auch den Vorstoß des Seniorenbeirates der Stadt Rheinberg, der darauf hingewiesen hatte, dass die Niederrheinhalle in Wesel als einziges Impfzentrum im gesamten Kreis für mobilitätseingeschränkte Personen nur schwer erreichbar sei. Auch in Moers wurde die Forderung nach einem zweiten Impfzentrum größer. Der Rat hat einen Antrag zur Einrichtung eines zweiten Impfzentrums in der Wir4-Region auf der linken Rheinseite – also in Moers, Rheinberg, Kamp-Lintfort oder Neukirchen-Vluyn – einstimmig verabschiedet.
Eine parallele Impfung an zwei Standorten würde zudem die Geschwindigkeit der Durchimpfung verdoppeln und dadurch der Pandemie schneller Einhalt gebieten, argumentiert die FDP. Als Rheinberger lebe man in der Nähe von Hotspots wie Duisburg. „Es kann ja nicht sein, dass mit diesem einen Impfzentrum in Wesel der gesamte Kreis als versorgt gilt“, betont Sentob.
Sich den Vorschlägen anschließen
Auch die FDP sei sich darüber im Klaren, dass für das Vorhaben überhaupt genügend Impfstoff zur Verfügung stehen muss. An freiwilligen Helfern, die die Impfungen vornehmen, scheine es auf jeden Fall nicht zu mangeln, erklärt Christian Weiss, Schatzmeister der Rheinberger FDP und selbst Arzt. Er hat sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung zum Impfeinsatz gemeldet und ist optimistisch. „Etliche ärztliche Kollegen halten sich bereit, und könnten an einem weiteren Standort eingesetzt werden.“
Doch wo könnte ein zweites Impfzentrum entstehen? Die Rheinberger FDP schließt sich dem Vorschlage der FDP-Kreistagsfraktion an, die Moerser Eissporthalle und die angrenzende Festival-Halle zu nutzen. Aber auch in Rheinberger gebe es geeignete Standorte wie zum Beispiel die Hallen der Messe Niederrhein. „Wichtig ist jetzt erst, dass wir ein linksrheinisches Impfzentrum bekommen. Und das besser heute als morgen“, resümierte FDP-Mitglied Franca Cerutti.
Wichtige Frage blieb bislang unbeantwortet
Die Chancen stünden nicht schlecht, ergänzt Sentob, der sich vorsichtig optimistisch zeigt. „Normalerweise ist ein Impfzentrum pro Kreis vorgesehen, der Kreis Wesel hat aber eine Besonderheit: Er ist ein Flächenkreis mit weiten Distanzen.“ Derzeit führen die Rheinberger FDP und die liberale Kreistagsfraktion Gespräche mit der eigenen Landtagsfraktion, um vielleicht doch noch ein weiteres Impfzentrum zu bekommen. Die Frage, warum im Kreis Wesel nicht – wie etwa im Märkischen Kreis – ein Impfzentrum mit zwei Standorten eingerichtet werden konnte, blieb bisher unbeantwortet. Wegen seiner begrenzten Menge an Impfstoff orientiere sich dessen Zuweisung an den jeweiligen Einwohnerzahlen.
Zusätzlich Impfgelegenheiten hätten keine erhöhten Impfstoff-Zuweisungen zur Folge. Fest steht: Auch der Kreis Wesel hätte gerne einen zweiten Standort, habe aber keinen Einfluss darauf, wie eine Sprecherin des Kreises auf Nachfrage mitteilte. „Das Land gibt die Anzahl der Impfzentren vor und entscheidet, ob eines genügt oder ein weiteres eingerichtet wird.“