Kreis Wesel. Der neue Ausschuss für Mobilität im Kreis Wesel will mehr umweltfreundliche Antriebe im Linienverkehr sehen. Geld dafür steht bereit.

In die Vision der Mobilitätswende mit umweltfreundlichen Verkehrsstrategien wollen die mitunter betagten Dieselbusse, die auf den Kreis-Weseler Straßen unterwegs sind, nicht recht hineinpassen. Der vom Kreistag für diese Legislaturperiode neu eingerichtete Mobilitätsausschuss diskutierte jetzt, wie der Umstieg auf umweltfreundlichere Antriebsarten zu schaffen ist.

Es gibt Geld vom Land

Für Bus und Bahn gibt es Geld vom Land, neben dem Umweltschutz zählten Kategorien wie Barrierefreiheit, die Ausstattung aller Linienbusse mit einem Abbiegeassistenzsystem und andere Kriterien. Zusätzlich zum Land hatte der Kreis Wesel eine Million Euro jährlich für die Anschaffung von Bussen mit umweltfreundlicher Antriebstechnik in den Haushalt eingestellt. Allerdings wird das Geld bis jetzt kaum abgefragt: Es fehlt an Konzepten der Verkehrsunternehmen, an der Infrastruktur und nicht zuletzt an Herstellern passender Modelle auf dem Markt. Jetzt galt es im neuen Fachausschuss zu entscheiden, wie die Mittel von Land und Kreis künftig eingesetzt werden sollen.

Die Verwaltung will die Möglichkeit einbauen, auch Dieselbusse der höchsten Schadstoffklasse bezuschussen zu können, falls die Landesmittel nicht für beispielsweise Elektrobusse ausgeschöpft werden - was wohl zu erwarten sei. In erster Linie will die Kreisverwaltung Bürgerbusse komplett fördern, weil sie ein wichtiger Baustein im ÖPNV sind. Dann Busse mit umweltfreundlichen Antrieben und zuletzt die genannten Dieselfahrzeuge. Für die Linke kritisierte Karin Pohl, Letzteres. „Wir haben die Befürchtung, dass die Niag dann einen E-Bus beantragt und den Rest Dieselfahrzeuge.“ Die Linke beantragte, ausschließlich umweltfreundliche Antriebsarten zu fördern.

Gerade im Sammelverkehr seien umweltfreundliche Alternativen zu begrüßen

Auch die Grünen forderten „nachzuschärfen“ und konsequent fossile Antriebstechniken auszuschließen, somit auch Gas. Jürgen Bartsch (Grüne) möchte mit der Niag sprechen, ob die Busse mit umweltfreundlichem Antrieb die Fläche bedienen können, also auch die ländlichen Strecken abdecken würden.

Gerade in Rheinberg legt ein Bus pro Linie viele Kilometer zurück. Der Strom sollte ihm da zwischenzeitlich natürlich nicht ausgehen. Nicole Weber F. Santos, Klimaschutzmanagerin der Stadt Rheinberg, würde den Ausbau der Elektromobilität im öffentlichen Raum begrüßen. „Besonders im Sammelverkehr macht es Sinn, emissionsfrei unterwegs zu sein, weil mehr CO2 eingespart werden könnte, als im Individualverkehr“, sagt sie auf NRZ-Nachfrage. Die Klimaschutzmanagerin teilt die Meinung von Jürgen Bartsch, keine Kompromisse einzugehen und ausschließlich auf Elektroantrieb zu setzen. „Ein besserer Diesel ist schließlich immer noch ein Diesel. Warum nutzen wir nicht jetzt konsequent die bessere Elektrotechnologie, wenn es diese doch schon gibt?“ Die Reichweite, die so ein E-Bus zurücklegen kann, sieht Weber F. Santos nicht als großes Problem. Während ein gewöhnlicher Verbrennungsmotor gerade beim ständigen Anfahren und Abbremsen Treibstoff verbraucht, wandelt ein E-Motor diese Bremsenergie zurück in Energie, die zum Fahren benötigt wird, erklärt die Fachfrau. „Hohe Geschwindigkeiten erschöpfen die E-Batterie viel eher. An den Haltestellen könnte man zum Beispiel Ladepanele installieren, an denen die Busse aufladen können. Das gibt es in Deutschland testweise schon und das ist kein Hexenwerk.“

Kreiskämmerer Karl Borkes verteidigte im Fachausschuss dagegen seine Beschlussvorlage: Es sei nicht realistisch, dass die Fördermittel so schnell für alternative Antriebstechniken abgefragt würden, dann müsse der Kreis das Geld ans Land zurück geben. Das gelte es zu vermeiden. „Auch ein Euro-6-Diesel ist besser als das, was die Niag aktuell fährt.“

Rund 120 Busse der Niag rollen derzeit im Kreis Wesel, die meisten im zweistelligen Alter, so die Verwaltung. Doris Beer (SPD) gab zu bedenken, dass ein Diesel, der heute gekauft wird, unter Umständen 20 Jahre in Betrieb bleibt, das sei eine „verschenkte Chance“. Doch den Verkehrsunternehmen fehle ein Konzept, das auch umsetzbar sei: E-Busse beispielsweise hätten doppelt so viele Umläufe wie Dieselbusse, so Borkes. Und: „Wir haben keinen Einfluss auf das Nachfrageverhalten der Unternehmen.“

Der Kreisausschuss wird sich erneut mit dem Thema auseinandersetzen, nachdem die Verwaltung Informationen von der Niag eingeholt hat.