Seit dreieinhalb Jahren laufen Bemühungen, den Flächennutzungsplan für Alpen zu ändern, um die Ansiedlung von Windrädern steuern zu können.

Alpen. Der Klimawandel lässt den Ruf nach der Energiewende lauter werden. Auch in kleineren Rathäusern werden längst bei allen Entscheidungen auch klimatische Folgen mit bedacht, um sich möglichst sauber zu verhalten. Klimaneutralität heißt das Ziel. Doch wenn’s konkret wird, überzeugt nicht allein die gute Absicht. Es brechen schnell Konflikte auf. Aktuell wird auf der Facebook-Seite „Wenn Du Alpener bist ...“ ein Post über eine geplante Windfarm in Winnenthal kontrovers diskutiert. Hier plant ein Investor fünf Windmühlen mit einer stattlichen Gesamthöhe von 199 Metern. Kritiker sprechen von „Verschandelung von Natur und Landschaft“.

Das mag man so sehen. Nur den Hinweis, dass die Pläne neu sind, die Bevölkerung nicht gefragt werde und „alles bereits in trockenen Tüchern“ sei, wie’s unterstellt wird, lässt Volker Schlicht im Planungsamt der Gemeinde nicht gelten. Er ist seit dreieinhalb Jahren intensiv damit befasst, den Flächennutzungsplan (FNP) der Gemeinde so zu fassen, dass die im Einklang mit den Gesetzen ihren Beitrag zur Energiewende per Windkraft verträglich leisten kann. Ein höchst komplexes wie zähes Geschehen.

So wie vor 20 Jahren

Der Gesetzgeber, so Schlicht, lässt Anlagen im ländlichen Außenbereich ausdrücklich zu, wenn nicht planerisch gesteuert wird. Die Gemeinde wiederum habe ein großes Interesse daran, die Ansiedlung in Händen zu halten und mit Plan „zu steuern“. Daher sei es sein Ziel, so genannte Konzentrationsszonen für Windräder auszuweisen. „Sollten wir das nicht hinkriegen, drohen fast überall Anlagen aus dem Boden zu wachsen, ohne dass wir was ausrichten könnten“, so Schlicht. Wildwuchs also. Wie er vor 20 Jahren drohte, als 60 Anträge für Windräder im Rathaus landeten.

Es gebe daher keine Alternative, das Interesse von Investoren zu bündeln. Auch wenn er Einwände verstehe, es bei bestehenden Flächen zu belassen, müsse er aber den rechtlichen Rahmen sehen, der sich in zwei Jahrzehnten erheblich verändert habe. Die derzeit bestehenden Standorte seien aus heutiger Sicht nicht mehr zulässig. Nichts zu tun, sei keine Option, weil der bestehende Flächennutzungsplan in Bezug auf Windkraft wacklig und „eine Flut von Einzelanträgen“ zu befürchten sei. „Es gibt schon Investoren, die mit Klage drohen“, so Schlicht. Seit Februar 2017 – die Redaktion berichtete mehrfach – werden drei von der Verwaltung ausgeguckte Windfarm-Flächen (insgesamt 110 Hektar) für mindestens drei Objekte untersucht: Winnenthal (5), Bönninghardt (4) im Wäldchen Richtung Hamber Busch und an der Ortsgrenze zu Sonsbeck in Veen (Zahl offen).

Die Gemeinde hat Fachleute beauftragt

Die Fachbehörden seien frühzeitig beteiligt worden, die Pläne hätten zwei Mal im Rathaus öffentlich ausgelegen, so der Chef-Planer. Vier Bürger hätten sich schriftlich geäußert. Dann sei jemand aufgetaucht, mit dem niemand gerechnet hat und der den Standort Winnenthal durchkreuzen könnte: der brütende Seeadler auf der Bislicher Insel. Die Gemeinde hat Fachleute beauftragt, die ein Jahr lang geguckt haben, ob der rare Raubvogel bis zu den Rotoren in Winnenthal fliegt. Die Beobachter seien zu dem Schluss gekommen, dass das nicht der Fall sei.

Der Regionalverband Ruhr (RVR) habe der Gemeinde auferlegt, das erworbene Wissen über das Flugverhalten des Seeadlers in den Umweltbericht einzuarbeiten, der im FNP-Änderungsverfahren unerlässlich ist. Der geänderte Bericht liege seit einer Woche vor. Wie sich aber der RVR und auch der Kreis als Untere Naturschutzbehörde schließlich dazu stellen, sei momentan kaum abzusehen, sagt Schlicht. Er rechnet nicht damit, dass er die Pläne noch in diesem Jahr öffentlich auslegen kann,so dass sich jeder dazu noch mal äußern darf.

Investor Abo-Wind geht auf seiner Homepage davon aus, Ende nächsten Jahres mit dem Bau beginnen zu können und dass die Rotoren in 2022 hier aus Wind Strom machen. Das scheint aktuell recht optimistisch.