Alpen. Der Kinderschutzbund hatte rund 250 Postkarten an Kinder und Jugendliche verteilt – mit der Frage, was sie als Bürgermeister realisieren würden.
Anlässlich seines 40-jährigen Bestehens hat der Alpener Kinderschutzbund im vergangenen Jahr rund 250 Postkarten an Alpener Kinder und Jugendliche verteilt, versehen mit der Frage, was sie machen würden, wenn sie Bürgermeister der Gemeinde wären. 179 verwertbare Aussagen kamen zurück. Das Ergebnis fasste Karin van Bonn, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Alpen, in der 42. Ratssitzung der Gemeinde zusammen: „Kinder haben einen Blick für ihr soziales Umfeld. Chancengleichheit beispielsweise ist für sie ein großes Thema.“
Sicheres Umfeld, sichere Radwege
Nicht verwunderlich also, dass viele der Befragten Menschen am Rande der Gesellschaft im Fokus hatten. „Ich würde jedem Obdachlosen 1000 Euro geben“ lautete ein Vorschlag, ein anderes Kind wünschte, dass sein Freund mit Migrationshintergrund einen deutschen Pass bekommt. Immer wieder wünschte sich Alpens Nachwuchs zudem ein sicheres Schulumfeld, sichere Radwege sowie Schulbusse, die pünktlich und vor allem öfter verkehren.
Erstaunlich: Obwohl die Umfrage lange vor der Corona-Pandemie stattfand, war der Wunsch nach der Digitalisierung der Schulen unübersehbar. In erster Linie standen Forderungen nach einem besseren W-Lan auf dem Schulgelände sowie die Ausstattung mit Tabletts und anderen Endgeräten.
Was die örtliche Infrastruktur betrifft, wurden ein Drogeriemarkt, ein Fastfood-Restaurant, Markengeschäfte, Kino und Freibad genannt. Die bevorzugten Freizeitaktivitäten der Jugendlichen verfolgten die Ratsmitglieder mit besonderem Interesse. Denn in die Gestaltung eines geplanten Freizeittreffs für Jugendliche in Alpen-Ost sollen die späteren Nutznießer von Beginn an einbezogen werden. Dazu werden demnächst alle Klassensprecher der Alpener Sekundarschule zu Gesprächen ins Rathaus eingeladen.
Skateranlage oder Kuschelecke in Alpen?
Janine Jakobs, Mitarbeiterin des Fachbereiches 3, gab Einblicke in den Stand der Vorbereitungen: „Es soll ein Treffpunkt für Jugendliche werden mit einem leistungsfähigen W-Lan-Netz. Wir haben inzwischen 390 Fragebögen an unsere Sekundarschüler verteilt. Ob eine Skateranlage, eine Mountainbike-Strecke oder vielleicht sogar eine Kuschelecke dort entsteht, entscheiden die Jugendlichen mit.“
Bürgermeister Thomas Ahls zeigte sich mit dem Ansatz zufrieden: „Das sind die Themen, die uns in den letzten Jahren angetrieben haben. Die Einrichtung einer Mountainbike-Strecke etwa halte ich für unerlässlich.“ Günter Helbig nannte das Projekt „gut angelegtes Geld“, das später einmal Früchte tragen werde. Jörg Banemann (SPD) hob die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen hervor: „Das ist der einzige Weg, damit sie merken, von uns ernst genommen zu werden.“
Michael Weis (FDP) wertete die Einigkeit bei diesem Thema als ein Zeichen, dass die Fraktionen auch in Wahlkampfzeiten ihre Geschlossenheit in der Sache nach außen tragen. Geradezu euphorisch reagierte der Grüne Peter Nienhaus: „Ich bin begeistert. Seit 2014 stellen wir im Rat den Antrag für eine Jugendbefragung. Es musste erst der Kinderschutzbund kommen und das machen. Jugendarbeit ist ein wesentliches Anliegen der Grünen.“