Xanten-Wardt . Die Xantener Genossenschaft Inselbrot Wardt will eine Begegnungsstätte mit integriertem Café und Dorfladen in dem Xantener Ortsteil errichten.
Die größten bürokratischen Hürden für den genossenschaftlich betriebenen Dorfladen in Xantens Ortsteil Wardt sind genommen. Die Finanzierung steht, der Prüfungsverband hat die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projekts erst kürzlich bestätigt. Nun kann sich die Vereinigung Inselbrot Wardt ins Genossenschaftsregister eintragen lassen und den Bauantrag stellen. Das Ziel, eine Begegnungsstätte mit integriertem Café und Dorfladen für das Inseldorf zu errichten, rückt in greifbare Nähe. Oskar Haan vom Inselbrot-Vorstand sowie Aufsichtsratsvorsitzender Wolf-Dieter Nacken rechnen mit einem Baustart Anfang 2021.
Direktvertrieb von Backwaren
Geplant ist, auf einem rund 120 Quadratmeter großen Grundstück im Wardter Neubaugebiet auf dem ehemaligen Nibelungenbad-Gelände einen Treffpunkt für die Inseldorf-Bewohner zu errichten. Das Gebäude selbst soll auf einer Fläche von 60 Quadratmetern ein Café mit einer integrierten Verkaufstheke für den Direktvertrieb von Backwaren sowie regionalen und Eine-Welt-Produkten beinhalten. Die Entwürfe hat der Wardter Architekt Jens Weber in Kooperation mit einer Arbeitsgruppe der Genossenschaft erstellt. Innen gibt es demnach Platz für drei bis vier Tische. Im Außenbereich sollen fünf bis sechs Tische aufgestellt werden – eingerahmt von einer kleinen Hecke sowie Bäumen an den Ecken, um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen und die Besucher zur Straße Am Meerend hin abzuschirmen.
„Aber nicht zu sehr“, ergänzt Aufsichtsratsvorsitzender Nacken lachend. „Es geht ja auch darum, zu überblicken, was auf der Straße los ist, Bekannte herbeizuwinken und sich – vielleicht sogar spontan – zu treffen“, erklärt er. Die Begegnung steht im Zentrum des inzwischen vier Jahre währenden Projekts.
Es gab immer wieder Rückschläge
Angefangen hat es mit einer Bedarfsanalyse der Hochschule Rhein-Waal in den Dörfern. „Für Wardt sind zwei Dinge herausgekommen. Es fehlt ein Nahversorger und es fehlt ein Dorftreff“, erzählt Nacken. Die Lösung des Problems wollten die Wardter selbst angehen. Sie gründeten eine Projektgruppe, wollten ursprünglich eine Scheune neben dem Geldmuseum zum Begegnungsort umfunktionieren. Doch aus den Plänen wurde nichts. 2018 ergab sich eine neue Option: Im Bebauungsplan für das Wardter Neubaugebiet hat die Stadt Xanten ein Sondernutzungsgebiet für den Dorfladen ausgewiesen und einem Überlassungsvertrag zugestimmt. Das heißt: Das Grundstück gehört weiterhin der Stadt, die Inselbrot-Genossenschaft hat aber uneingeschränktes Nutzungsrecht.
Ein großes Glück für die Wardter. Doch es habe auch immer wieder Rückschläge gegeben, wie Oskar Haan vom Genossenschafts-Vorstand berichtet. Etwa als bei den ersten Gesprächen mit dem EU-Entwicklungsprogramm Leader herauskam, dass eine Förderung für Dorfläden nicht vorgesehen sei. Oder als im April 2018 der Bäckerwagen von Georg Wloch schloss und damit die letzte Einkaufsmöglichkeit in Wardt verschwand. „Wir haben uns nicht unterkriegen lassen, den Bäckerwagen übernommen und damit den Wardtern gezeigt, dass man aus eigener Kraft derartige Projekte stemmen kann.“
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„Nur nicht unterkriegen lassen“
Mit Erfolg: Inzwischen gehören rund 150 Mitglieder der im Mai 2019 gegründeten Genossenschaft an. 200 bis 250 sind das selbst erklärte Ziel. Interessenten können Anteilsscheine in Höhe von jeweils 50 Euro erwerben. „Wir haben den Betrag bewusst niedrig gehalten, weil es in Wardt sehr unterschiedliche Einkommen gibt und alle die Möglichkeit haben sollen, sich an dem Projekt zu beteiligen“, erklärt Haan. Bis auch die letzten Formalitäten erledigt sind, liegt das Geld auf einem Treuhandkonto.
Und doch: Für das insgesamt 200.000 Euro teure Dorfladen-Projekt war ein Zuschuss unumgänglich. Im Juni 2019 löste sich auch dieses Problem. Nach einer Änderung der gesetzlichen Förderrichtlinien bewilligte Leader dann doch eine Finanzspritze von 65 Prozent der Gesamtkosten. „Dennoch zählen wir natürlich auf weitere Genossen“, sagt Nacken, der hofft, dass sich mit Beginn der Bauarbeiten ein Motivationsschub bei den Interessenten einstellt.
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Schon neun Parzellen verpachtet
Positiven Einfluss auf das Interesse habe bereits der neue Kneipp-Standort Ernährung an der Xantener Südsee. Dort bewirtschaftet Inselbrot Wardt in Kooperation mit dem Freizeitzentrum Xanten eine insgesamt 7000 Quadratmeter große Fläche. 1800 Quadratmeter davon sind als Ackerland mit 22 Parzellen für kleinbäuerliche Kultivierung gedacht. „Der Andrang ist groß“, sagt Haan erfreut.
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Neun Parzellen sind schon verpachtet. Die Erzeugnisse sollen ihren Weg aber auch in den Dorfladen finden. Denn: „Hausgemacht aus eigenem Anbau schmeckt’s einfach besser“, sind sich die Genossen einig.
Mit 50 Euro Genosse werden
Jeder Inselbrot-Genosse kann auf einer 50 Quadratmeter großen Parzelle am Kneipp-Standort Ernährung eigenes Obst und Gemüse anbauen. Die Kosten belaufen sich auf vier Euro pro Quadratmeter pro Jahr.
Jeder Xantener kann für je 50 Euro Anteile an der Genossenschaft erwerben. Infos:Inselbrot-Wardt-eG@t-online.de