Rheinberg. Der VSR-Gewässerschutz untersuchte Grundwasserproben von 103 Bürgern in Rheinberg und Umgebung. Oftmals wird der Grenzwert überschritten

Die Nitratbelastung privater Brunnen im Kreis Wesel sei oftmals zu hoch. Das teilte jetzt der VSR-Gewässerschutz mit. Anfang Juli brachten 103 Bürgerinnen und Bürger ihr Brunnenwasser an einen VSR-Informationsstand in Rheinberg, um die Werte ihres Wassers untersuchen zu lassen. Der Gewässerschutz stellte dabei in jeder vierten Probe aus Rheinberg und Umgebung eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter, den die Trinkwasserverordnung vorschreibt, fest. Daraufhin warnte der Verein, dass das Nutzwasser aus diesen Brunnen nicht unbedenklich sei.

Die Stickstoffverbindung Nitrat (NO3-) ist nicht per se gefährlich. Die Salze und Ester der Salpetersäure sind für die meisten Pflanzen sogar ein wichtiger Nährstoff. Sie stellen daraus zum Beispiel Eiweiße her, die sie zum Überleben brauchen. In der Landwirtschaft wird Nitrat deshalb als Düngemittel eingesetzt. Als Rückstand auf Gemüse oder über das Grundwasser, welches zur Trinkwasserversorgung herangezogen wird, gelangt es auch zum Menschen. Im menschlichen Körper wird es mitunter zu Nitrit (NO2-) umgewandelt, welches insbesondere für Säuglinge schädlich sein kann und den Sauerstofftransport durch die roten Blutkörperchen stört.

Subventionen nur kontrolliert auszahlen

Verantwortlich für die hohe Nitratbelastung des Grundwassers in der Region sei die intensive Landwirtschaft, so der VSR-Gewässerschutz in einer Mitteilung. Diese sei wiederum nur durch hohe Subventionen der EU möglich. „Die EU-Agrarpolitik fördert bis heute Betriebe, für die hohe Erträge an erster Stelle stehen und die Verringerung der Nitratbelastung nur lästige Auflagen sind, die sie versuchen zu umgehen“, so die Vorsitzende des VSR-Gewässerschutzes, Susanne Bareiß-Gülzow. Die gemeinnützige Organisation fordert von der Politik, dass Subventionen nur noch an Landwirte mit einer gewässerschonenden Bewirtschaftung ausgezahlt werden.

Solche Forderungen sind nicht neu. „Regelmäßig werden die Nitratgrenzwerte überschritten“, erklärt auch Jens Harnack, zuständig für Umweltbelange der Stadt Rheinberg. „Gerade am Niederrhein passiert das immer wieder. In Rheinberg werden 56 Prozent der Flächen landwirtschaftlich genutzt, dadurch ist die Belastung auch höher.“ Auch er hält die aktuelle Landwirtschaft für nicht zukunftsfähig. „Die Bauern überschreiten die vorgeschriebenen Werte der EU, bezahlen eine Strafe und machen weiter.“

Deutschland wurde gerügt

Im vergangenen Jahr wurde Deutschland wegen seiner Versäumnisse in Sachen Grundwasserschutz vom damaligen Umweltkommissar der EU, Karmenu Vella, gerügt. „Landwirtschaftsministerin Klöckner wollte daraufhin Auflagen entwickeln, um die Stickstoffüberschüsse ausreichend zu reduzieren, aber die Agrarlobby ist zu mächtig in Deutschland“, ist sich Harnack sicher. „Dadurch werden Maßnahmen verhindert, die gesundheitlich, gesellschaftlich und am Ende auch wirtschaftlich sinnvoll wären.“

Vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband heißt es auf Nachfrage der Redaktion zu den Werten des VSR-Gewässerschutzes: „Die hier privat erhobenen Daten sind wenig repräsentativ und verfälschen den Gesamteindruck der positiven Entwicklung.“ Stattdessen wird auf die jüngsten Studien des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) verwiesen, die auf Basis von Modellanalysen erstellt wurden.

Die Werte besser messen

„Diese staatlichen LANUV-Analysen deuten darauf hin, dass es bei Einhaltung der Düngeverordnung in vielen Bereichen des Kreises Wesel zu keinen erhöhten Nitratausträgen durch die Landwirtschaft kommen kann.“ Ob die gesetzlichen Vorschriften der Düngeverordnung jederzeit eingehalten werden, wird in dem Statement jedoch nicht deutlich.

Der Rheinische Landwirtschafts-Verband verweist darüber hinaus auf die Notwendigkeit eines Grundwassermessstellennetzes, um die Nitratwerte besser messen zu können. „Dies sollte in den nächsten Jahren vom Staat umgesetzt werden, so wie es der derzeit auf Bundesebene diskutierte Entwurf einer Verwaltungsvorschrift zur Einstufung von landwirtschaftlich genutzten Gebieten hinsichtlich der Belastung mit Nitrat vorsieht.“

Der VSR appelliert an die Agrarpolitik, die EU-Agrarreform so zu gestalten, dass die Nitratbelastung der Gewässer verringert wird.

Auf der Website www.vsr-gewässerschutz.de/nitratbelastung können sich Interessenten die Belastung im Raum Rheinberg anschauen sowie Informationen dazu finden, wie sie ihr Brunnenwasser testen lassen können.