Alpen/Kleve. Jetzt äußerte sich der 25-Jährige, der in Alpen Ex-Freundin und ihre Mutter mit einem Messer schwer verletzt hattet. Er habe Drogen konsumiert.

Pascal H., der sich vor dem Landgericht wegen zweifachen versuchten Mordes, versuchter Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung verantworten muss, sorgte gestern auf der Schwanenburg in Kleve für einige Überraschungsmomente. Der 25-Jährige mit Wohnsitz in Köln, der am 10. März in Alpen seine ehemalige Lebensgefährtin und ihre Mutter mit Messerstichen schwer verletzt und anschließend vergeblich versuchte hatte, mit Hilfe von Benzin das Wohnhaus ihrer Eltern in Brand zu setzen, ließ sich zum ersten Mal zur Sache ein. „Das war so nicht gewollt, dass das so eskaliert. Ich hatte nicht die Absicht, jemanden zu töten. Ich würde sagen, dass ich das alles nicht mehr im Griff hatte. Ich werde hoffentlich die gerechte Strafe bekommen“, sagte er.

Knapp zwei Stunden erzählte der junge Mann zunächst von seiner Kindheit, körperlichen Misshandlungen durch die Mutter, den Zeiten in Kinderheimen und Aufenthalten in Kliniken, in die er sich meist selber eingewiesen habe, weil er Selbstmordgedanken gehabt habe. Zudem habe er freiwillig an einem Anti-Aggressionstraining teilgenommen.

Gelogen und Drogen genommen

Und dann beichtete der Angeklagte. Dass er in der Landesklinik in Bedburg-Hau, in die er zwei Tage nach der Tat eingewiesen worden ist, gelogen habe. Dass er Stimmen gehört habe, stimme nicht. Das habe er nur behauptet, „weil ich verhindern wollte, dass ich ins Gefängnis komme“. Und er habe sowohl vor den Ärzten in den Kliniken als auch vor seiner Freundin, dem späteren Opfer, verheimlicht, dass er Drogen nehme. Seine Joints habe er sich aus Spice und einer Kräutermischung gebaut. Nachdem seine Ex-Freundin ihm am Telefon gesagt hatte, dass sie die Beziehung beenden wolle, habe er erst einmal einen Joint geraucht.

Als die Ex-Freundin dann am Morgen des 10. März mit ihrer Mutter bei ihm vor der Tür stand, um ihre Sachen abzuholen, da sei es ihm sehr schlecht gegangen. „Ich vermute, ich habe mir zu viel reingemischt.“

Um 14 Uhr habe er sich einen Trolli gekauft, seine Dreckwäsche dort hineingepackt, sei zum Waschsalon gefahren. Wieder zurück in seiner Wohnung, habe er sich mit einem Bekannten verabredet, den er bei einem seiner Klinikaufenthalte kennengelernt hatte. „Um 16 Uhr habe ich wieder einen Joint geraucht – und gemerkt, dass es mir immer schlechter ging. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, meine Wohnung und mich selber anzuzünden.“ Er habe dann zwei Benzinkanister gekauft, sich überlegt, dass er sich doch lieber nicht anzünden, sondern besser die Pulsadern aufschneiden wolle, und sei zu Rewe gegangen, wo er sich scharfe Messer gekauft habe.

„Vorher wollte ich meiner ehemaligen Freundin aber noch ihre Sachen nach Alpen bringen.“ Und dann, so schiebt er hinterher, „vielleicht mich selber anzünden und die Reifen am Auto ihres Vaters zerstechen“.

Plötzlich totaler Hass

Ja, er sei sehr wütend gewesen. „Ich kann schlecht damit umgehen, wenn man mich verlässt.“ In Alpen angekommen, habe er sich auf dem Weg zum Elternhaus der Freundin noch einen Joint geraucht. „Ich hatte da überhaupt noch nicht die Absicht, jemanden anzugreifen.“ Plötzlich sei seine Stimmung umgeschlagen. „Ich hatte auf einmal totalen Hass.“

Dann, als die Mutter auf sein Klingeln hin die Tür öffnete, da habe er das Messer aus der Hosentasche gezogen und zugestochen. Erst auf die Mutter, dann auf seine heraneilende, ehemalige Freundin, die dabei so schwere Stichverletzungen erlitten hatte, dass sie nur durch eine Notoperation gerettet werden konnte. Nach der Tat ließ er sich widerstandslos festnehmen.

Der Prozess vor dem Landgericht in der Klever Schwanenburg wird am Donnerstag, 20. August, fortgesetzt. Dann wird der psychiatrische Gutachter seinen zu Ende bringen. Auch das Urteil soll fallen.s