Die Bürgerinitiative begrüßt zwar den sachlich geführten Dialog über die Zukunft des Waldes. Dennoch gibt es schier unüberbrückbare Differenzen.

Rheinberg/Baerl. Die Bürgerinitiative „Baerler Busch ist bedroht“ begrüßt bei allen inhaltlichen Differenzen den sachlich geführten Dialog über die Zukunft des Waldes in der Facharbeitsgruppe mit Vertretern aus Politik, Naturschützern und des RVR. Sie ist auch an einem weiteren sachlichen, konstruktiven und respektvollen Dialog interessiert. „Doch in grundsätzlichen Fragen scheiden sich die Geister“, betont BI-Sprecher Kai Jacobi, „deshalb können wir mit dem Ergebnis bislang noch nicht zufrieden sein.“ Dabei gehe es um Punkte, die aus Sicht der BI unabdingbar sind.

Die Initiative hatte ein fünfjähriges Fällmoratorium gefordert, damit sich der Wald besser von den extremen Hitzeperioden erholen kann, was jedoch abgelehnt wurde. Aber noch nicht einmal die im vergangenen Jahr vereinbarte zweijährige Pause halte der RVR ein und plane für Oktober bereits größere Fällungen. Die BI honoriert, dass sich der RVR durchaus bewegt habe, seine Durchforstungsplanungen Zeitlich gestreckt habe und zu mehreren Schritten bereit ist: beispielsweise einem Totholzkonzept, der Ausweisung von Waldentwicklungsflächen und der Prüfung seines Verkehrssicherheitskonzeptes. Aber das seien alles untergeordnete Punkte und kämen vor allem zu spät. Im Kern sind es drei Aspekte, bei den Dissens herrscht.

Rechtswidrig? Eine Prüfung läuft

Die Initiative beklagt, dass sie erst mit an den Tisch gekommen sei, als die Tagesordnung dieses Dialogs durch das 15-Punkte-Programm, das Johannes Meßer vom Landschaftsbeirat konzipiert hat, schon feststand. Gerne würde die Initiative über die Bewirtschaftungsfehler des RVR der Vergangenheit sprechen.

Einiges sei missraten wie die kümmerliche Anpflanzungsversuche, anderes hält die BI auch für rechtswidrig. Eine Prüfung laufe.

Aus der Waldfunktionskarte des Umweltministeriums des Landes gehe klar hervor, dass es sich beim Baerler Busch um einen Erholungswald handelt, erklärt Gernot Fischer. „Der RVR behandelt ihn aber wie einen Wirtschaftswald.“ Der Unterschied: In einem Erholungswald seien Kahlschläge von mehr als einem Hektar nicht gestattet. Tatsächlich sei dies an fünf Teilflächen der Fall, beklagt Fischer. Die größte sei 4,6 Hektar. Die Bekämpfung der Traubenkirsche werde immer wieder als Erklärung herangezogen. Dieser Bekämpfung seien auch mächtige Buchen und Eichen zum Opfer gefallen, beklagt Jacobi.

„Ein Waldtod auf Raten“

In einem Punkt prallen aber auch zwei Denkschulen unversöhnlich aufeinander. Der RVR möchte das Kronendach lichten, damit junge Bäume sich entwickeln können. Jacobi hält diese Strategie für verhängnisvoll, spricht von „Waldtod auch Raten“.

Durch die massive Trockenheit der vergangenen Jahre würden die Bäume massivem Stress ausgesetzt. Das Licht würde das Wachstum anregen, gleichzeitig würde die Temperatur steigen und die Verdunstung der Feuchtigkeit im Boden forcieren. So würden die Bäume anfällig für Schädlinge wie Käfer und Pilze. Zeitgemäße Forstwirtschaft müsse die Intensität der Eingriffe minimieren.

„Kontrolliertes Nichtstun“ sei sinnvoll, wie sie Stadtförster Joachim Freude zitieren.