Wegen Corona kann die private Charity-Aktionen nur in kleinerer Form laufen. Absagen wollte der Organisator sie trotzdem nicht.

Am Niederrhein. Am Freitag startet „Bewegen hilft“. Aber in diesem Jahr wird die private Charity-Aktion anders ablaufen als in den Vorjahren: Wegen der Corona-Pandemie sind keine großen Veranstaltungen geplant, einige wurden auch kurzfristig gestrichen. Organisator Guido Lohmann erklärt, wieso er „Bewegen hilft“ nicht ganz abgesagt hat und wie er 66 Tonnen stemmen will.

Herr Lohmann, kurz vor dem Start von „Bewegen hilft“ haben Sie für einige Veranstaltungen die Notbremse gezogen und sie abgesagt. Wieso?

Lohmann: Ich habe die Notbremse ja schon zum zweiten Mal gezogen. Wir hatten im Januar und Februar schon eine ganze Reihe von Veranstaltungen für den Sommer geplant. Als dann Corona über uns einbrach, haben wir einige größere Sachen gestrichen. Da haben wir zwischendurch auch schon gedacht, dass wir in diesem Jahr „Bewegen hilft“ gar nicht umgesetzt bekommen.

Warum haben Sie trotzdem weitergemacht?

Ich habe mit vielen sozialen und karitativen Einrichtungen gesprochen und festgestellt, dass sie in der Corona-Krise mehr in Anspruch genommen werden als in früheren Jahren und dass sie gleichzeitig weniger Spenden bekommen als sonst – Betriebe müssen sparen, viele Menschen auch, weil sie zum Beispiel in Kurzarbeit sind oder um ihre Jobs bangen. Die Einrichtungen können außerdem Veranstaltungen wie Sommerfeste nicht organisieren, aber solche Feste sind wichtige Einnahmequellen für sie. Da haben wir uns gesagt: Jetzt müssen wir erst recht helfen. Also ging es in die zweite Planungsphase, in der viele Veranstaltungen vorbereitet wurden, wie das Schnick-Schnack-Schnuck-Turnier in Xanten.

Sie haben das Turnier und andere Veranstaltungen dann aber doch abgesagt.

Weil mir die ansteigenden Infektionszahlen Sorge bereiten. Natürlich haben wir Hygiene-Konzepte, die von den Behörden abgesegnet wurden. Aber wir können nicht sicherstellen, dass sich die Menschen auf den Veranstaltungen nicht doch zu nah kommen. Das kann passieren, weil sich die Menschen bewegen und auf den Veranstaltungen Sport machen, auch beim Dartwerfen oder Schnick, Schnack, Schnuck, und dieses Risiko erschien mir vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung zu groß. Ich finde es auch wichtig, dass wir als Vorbild auftreten und ein Zeichen setzen: Trotz all der Mühe, die wir investiert haben, sagen wir die Veranstaltungen vorsichtshalber ab, um kein Risiko einzugehen. Ich hoffe, dass wir dadurch einige Menschen wachrütteln und sie ihr Verhalten überdenken. Wir würden gern auch vieles machen, aber im Moment müssen wir es zurückstellen, weil es nicht im Interesse der gesamten Gesellschaft ist.

Haben Sie in dieser Woche auch noch einmal darüber nachgedacht, alles abzusagen?

Nein. Die Absage einzelner Veranstaltungen ist enttäuschend, keine Frage. Aber Aufgeben stand und steht nicht zur Debatte.

Die Veranstaltungen wären wichtig gewesen, um Spenden zu sammeln. Wie lassen sich die Ausfälle kompensieren?

Ganz kompensieren können wir es nicht. Aber wir haben noch eine Reihe von Veranstaltungen und kleineren Aktivitäten, die stattfinden. Wir werden weiter die Menschen über die Aktion informieren, und ich führe viele Gespräche mit Menschen, die uns früher unterstützt haben oder von denen ich glaube, dass sie uns vielleicht unterstützen. Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Wenn die Menschen erfahren, das wir 16 karitative Einrichtungen vor Ort unterstützen und dass wir jeden Euro, den wir bekommen, weiterreichen, dann sagen viele: Wir sind dabei, in diesem Jahr ist „Bewegen hilft“ noch wichtiger als sonst.

Nachdem mehrere Veranstaltungen ausfallen: Wie kann man als Einzelner stattdessen etwas für „Bewegen hilft“ tun?

Zum Beispiel der Bürgermeister von Moers, Christoph Fleischauer, hat beschlossen, dass er bis zum 22. August so viele Dienstfahrten wie möglich mit dem Fahrrad fährt, und für die zurückgelegten Kilometer sucht er Sponsoren. Das heißt, er fährt allein oder nicht im großen Pulk, er bewegt sich, er macht Sport, er hat Spaß dabei, genau das wollen wir vermitteln, und am Ende dürfte noch etwas dabei herumkommen. Solche Beispiele haben wir mehrfach. Einzelne Sportler machen etwas um zu helfen.

Sie selbst wollen in den zwei Wochen bis zum 22. August insgesamt 66 Tonnen Eisen stemmen. Wie?

Ich betreibe morgens vor der Arbeit Gewichtheben. Wenn ich zum Beispiel zehn Mal 100 Kilogramm hochdrücke, sind das 1000 Kilo. Aber 100 Kilo bekomme ich leider nicht zehn Mal nacheinander gestemmt. Deswegen sind die 66 Tonnen in den zwei Wochen eine echte Herausforderung.