Kreis Wesel. Im Kreis Wesel sterben weniger Menschen an Brustkrebs oder Schlaganfall. Das geht aus dem Gesundheitsreport der AOK Rheinland/Hamburg hervor.

Die Heilungsrate bei Brustkrebs-Patientinnen liegt im Kreis Wesel deutlich über dem Durchschnitt des Rheinlandes. Das ist eine der guten Nachrichten im Gesundheitsreport der AOK Rheinland/Hamburg, der einen Einblick in die Versorgungssituation der Menschen in den verschiedenen Regionen gibt. Dass im Kreis Wesel weniger Frauen als anderswo an Brustkrebs sterben, führt Barbara Nickesen, Regionaldirektorin der AOK Kreis Kleve – Kreis Wesel, auf eine optimale Behandlung in den zertifizierten Brustzentren und auf das Mammografie-Screening zurück. „Alle zwei Jahre haben Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren Anspruch auf diese Untersuchung“, sagt die Regionaldirektorin. „Es ist ein Früherkennungsprogramm, das nachweislich die Sterblichkeit an Brustkrebs senken kann.“ Das gilt zwar auch für die gynäkologische Krebsvorsorgeuntersuchung, diese wird aber nur von knapp 46 Prozent der 20- bis 64-jährigen Frauen im Kreis Wesel wahrgenommen – ein Wert, der nach Ansicht der AOK-Chefin verbesserungswürdig ist.

AOK-Regionaldirektorin Barbara Nickesen
AOK-Regionaldirektorin Barbara Nickesen © Elke Wiegmann

Die Entscheidung für eine Brustkrebs-Untersuchung kann lebensrettend sein

„Natürlich muss jede Frau für sich selbst entscheiden, ob sie die kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nimmt, aber letztlich kann die Entscheidung für eine Teilnahme lebensrettend sein.“

Gesunken ist auch die Sterberate von Prostatakrebs-Patienten im Kreis Wesel. Während im Rheinland von 100.000 Männern im Schnitt 38,8 an Prostata-Krebs sterben, sind es im Kreis Wesel 38,2. Die Heilungsrate könnte deutlich höher sein, wenn die urologische Früherkennungsuntersuchung mehr genutzt würde, denn diese wird nur von 14,4 Prozent der Männer im Kreisgebiet in Anspruch genommen. „Einmal jährlich sollten Männer ab 45 Jahren für diese kostenlose Untersuchung zum Hausarzt oder Urologen gehen“, erklärt Barbara Nickesen.

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Vergleichsweise niedrig ist auch die Todesfallrate bei Schlaganfallpatienten. Sie liegt im Kreis Wesel bei 63,6 Sterbefällen je 100.000 Einwohner und damit deutlich unter dem Schnitt des Rheinlandes (71,1) und des gesamten Bundesgebietes (68,0). Das könnte daran liegen, dass betroffene Patienten hier häufiger als anderswo in sogenannten Stroke-Units behandelt werden, in denen das Blutgerinnsel mit einem Katheter entfernt wird. Trotz der zurückgegangenen Sterberaten würde sich die AOK-Regionaldirektorin wünschen, dass mehr Männer und Frauen an den Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Eine Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs beispielsweise, lassen nur 9,3 Prozent der 55- bis 59-jährigen Kreis Weseler durchführen. Nur in Oberhausen, Essen, Mühlheim und Duisburg gehen noch weniger Menschen zum Gastroenterologen, um diese kostenlose Vorsorgeuntersuchung in Anspruch zu nehmen.

Der hohe Anteil der Diabetes-Patienten im Kreis Wesel ist besorgniserregend

Besorgniserregend ist auch der hohe Anteil der Diabetes-Patienten im Kreis Wesel, der mit 9,7 Prozent weit über dem Mittelwert des Rheinlandes (8,2) liegt. Asthma (6,0), die Lungenerkrankung COPD (5,1) und Adipositas (12,7) sind dagegen Erkrankungen, die hier weniger häufig auftreten.

Impfungen gehören zu den effektivsten Maßnahmen, um Erkrankungen zu vermeiden. Jede Möglichkeit, sich vor einer Erkrankung zu schützen, sollte unbedingt in Anspruch genommen werden, auch um das gleichzeitige Auftreten von mehreren Erkrankungen, wie beispielsweise der Grippe und der Infektion mit dem Corona-Virus, zu verhindern, sagt Nickesen. Aber nur 33,2 Prozent der über 60-jährigen Kreisbewohner lassen sich gegen Grippe impfen. Eindringlicher Aufruf der AOK-Chefin: „Lassen Sie sich gerade in Corona-Zeiten unbedingt im Herbst gegen Grippe impfen. Dies wird auch von bedeutenden Virologen und Lungenspezialisten aktuell empfohlen.“