Xanten. Sieben Mitglieder einer Familie sind an Covid-19 erkrankt – bislang ohne schwere Folgen. Belastend allerdings seien Vorwürfe von Bekannten.

Wo und wie sie sich mit dem Coronavirus infiziert hat, kann die Familie aus Xanten nicht sagen. Seit Ausbruch der Pandemie habe sie Menschenansammlungen gemieden, sich eigentlich immer an die Maskenpflicht gehalten und auf die Hygiene geachtet. Und doch sind sieben der neun Familienmitglieder, die gemeinsam in einem Haus in Xanten leben, an Covid-19 erkrankt. Neben den beiden Elternteilen betrifft das vier der fünf Kinder sowie die Großmutter, die mit 80 Jahren zur Risikogruppe gehört. „Zum Glück geht es allen den Umständen entsprechend gut“, sagt die Mutter. Die Symptome seien ähnlich denen einer Erkältung. Neben Husten hätten einige Mitglieder Kopf- und Gliederschmerzen gehabt, zum Teil auch leicht erhöhte Temperatur. „So langsam wird es aber besser“, sagt die Mutter und atmet erleichtert auf.

Die ersten Symptome hätten sich bei einem der Söhne gezeigt. Dass es sich dabei und das Coronavirus handeln könnte, hat aber bis zur Diagnose niemand aus der Familie ernsthaft geglaubt. Auch nicht, als sich am Wochenende die Mutter unwohl gefühlt hat. Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit wurden eher dem schwülwarmen Wetter zugeordnet. Als die Beschwerden aber am Montag noch nicht nachließen und sich inzwischen immer mehr Familienmitglieder krank fühlten, fackelte die Mutter nicht lange. Sie rief erst ihren Arbeitgeber, dann ihren Hausarzt an, packte Kinder und Schwiegermutter ins Auto und fuhr zum Arzt, um alle testen zu lassen. Aussteigen musste die Familie dafür erst gar nicht. „Wir sollten alle im Auto sitzen bleiben, als der Abstrich genommen wurde.“ Gleich einen Tag später kam dann die Nachricht: Sieben Familienmitglieder sind infiziert.

„Natürlich haben sofort alle überlegt, woher wir das Virus haben könnten und mit wem wir in den vergangenen Tagen Kontakt hatten“, erzählt die Mutter. „Wir haben alle Freunde und Familienmitglieder angerufen, damit auch sie sich testen lassen.“ Den bisherigen Rückmeldungen zufolge gäbe es unter den Kontaktpersonen keine weiteren Infektionen.

Allerdings stehen viele Tests erst noch an – unter anderem unter den Spielern zweier Fußballmannschaften. So stand einer der Söhne, bei dem später das Virus festgestellt worden war, noch am Sonntag bei einem Vorbereitungsspiel zwischen der ersten Mannschaft der DJK Labbeck/Uedemerbruch und der zweiten Mannschaft des TuS Xanten auf dem Platz. Als Vorsichtsmaßnahme ist nun in beiden Teams der Trainings- und Spielbetrieb auf Eis gelegt, bis die negativen Ergebnisse der restlichen Spieler vorliegen.

Nicht nur aufmunternde Anrufe

Sechs weitere Personen wurden vom Kreisgesundheitsamt vorsichtshalber unter Quarantäne gestellt, die gemeinsam mit einem der später positiv getesteten Familienmitglieder am Samstag auf einer Geburtstagsfeier in Wesel gewesen sind. Ihnen werde empfohlen, sich ebenfalls testen zu lassen. Die übrigen der insgesamt 21 Gäste gelten laut Kreisgesundheitsamt nicht als enge Kontaktpersonen. So erhielt die Familie aus Xanten nicht nur aufmunternde Anrufe von Freunden, berichtet die Mutter.„Manche haben uns Vorwürfe gemacht. Sie meinen, wir hätten doch wissen müssen, dass wir an Corona erkrankt sind.“ Ihre Antwort lautet dann immer: „Das Virus geht um die ganze Welt, niemand sucht sich das aus – und ganz sicher infiziert niemand sich oder andere absichtlich!“

Im Familienalltag in Quarantäne versucht die Mutter positiv zu denken. Auch wenn im Hinterkopf die Sorge um die Schwiegermutter und den 94-jährigen Schwiegervater bleibt. Letzterer ist negativ getestet worden, ist aufgrund seines Alters und eines schwachen Herzens – er hat einen Herzschrittmacher – aber auch besonders gefährdet. Zu ihm ins Zimmer darf nur die älteste Tochter, die ebenfalls ein negatives Testergebnis hatte. Die 22-Jährige muss dann auf Abstand bleiben, eine Mund-Nasen-Maske sowie Handschuhe tragen. Die 80-jährige Schwiegermutter ist ebenfalls vorbelastet. Sie hat eine Lungenkrankheit und muss ein Sauerstoffgerät nutzen. „Wir hoffen, das Schlimmste hinter uns zu haben, aber ich habe auch schon von Leuten gehört, bei denen erst nach zwei Wochen Probleme aufgetaucht sind“, so die Mutter.

Ermutigend seien da die vielen Anrufe von Freunden, die Hilfe – etwa bei Einkäufen – anböten oder einfach mal fragten, wie es der Familie gehe. „Ich habe schon meinen Kindern gesagt: Jetzt wird sich zeigen, wer die wahren Freunde sind“, betont die Mutter. Bis mit denen aber wieder Zeit verbracht werden kann, unterhalten sich die Familienmitglieder gegenseitig. Sie spielen Karten und Gesellschaftsspiele, schauen Filme und sind viel im Garten. Am 13. August ist auch für den letzten von ihnen die Quarantäne-Zeit vorbei.