Xanten. Thorsten Funke übernimmt ab August die Nachfolge von Stefan Feltes als Leiter des Berufskollegs Placidahaus in Xanten.

Eigentlich hatte Thorsten Funke nie das Ziel, Schulleiter zu werden. Seine Passion ist das Unterrichten. Weil es, wie er sagt, ungeheuer bereichernd sein könne, gemeinsam mit Kollegen junge Menschen ein Stück ihres Weges zu begleiten. Gut 22 Jahre lang hat der heute 52-Jährige Schüler am Berufskolleg Placidahaus begleitet, sie ausgebildet, sich als langjähriger Vertrauenslehrer auch ihre Sorgen angehört. Die Aussicht, die Schule nun auch mitzugestalten, zu entwickeln und nach vorne zu bringen, hat Funke schließlich doch überzeugt. Ab August leitet er als Nachfolger von Stefan Feltes die Schule, die in Xanten den höchsten Bildungsabschluss anbietet.

Dabei war Funkes Weg nach Xanten eher dem Zufall geschuldet. Nach seinem Referendariat am Seminar Oberhausen wusste das „Kind des Ruhrgebiets“, wie er sich selbst bezeichnet, gar nichts von dem Berufskolleg gegenüber des Doms. „Ich habe mit anderen Referendaren eine Sammelbewerbung an alle Einrichtungen mit freiem Träger gerichtet“, erzählt er. Bald darauf erhielt er einen Anruf von Schwester Theresita Maria Müller, die die Xantener Einrichtung damals leitete.

Das Arbeitsklima bewog ihn zur Rückkehr nach Xanten

Seine Karriere am Placidahaus startete Funke 2002 – als Erziehungsurlaubsvertretung. Nach dreieinhalb Jahren war aber erstmal wieder Schluss. Mit der Geburt der ersten Tochter strebte der junge Vater eine Festanstellung an. Am hiesigen Berufskolleg zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Also wechselte Funke nach Bocholt. Doch schon ein halbes Jahr später erhielt er wieder einen Anruf aus Xanten. „Vielleicht ist der Leitung ja bewusst geworden, was sie verloren hatte“, sagt Funke und lacht.

Vor allem das Arbeitsklima unter den Kollegen und die Werte der Schule, mit denen sich der heute zweifache Vater identifizieren kann, haben Funke zur Rückkehr bewogen. Einer dieser Werte ist, Verantwortung zu übernehmen. Und das hat der Oberhausener auch am Xantener Berufskolleg getan. Von 2009 bis 2019 übernahm er die Leitung des Bildungsgangs Berufsfachschule Sozialhelfer, seit 2019 leitet er den Bildungsgang Fachschule für Sozialwesen in der Fachrichtung Sozialpädagogik. Zudem war er langjähriger Vertrauenslehrer. Mit seiner Qualifikationserweiterung zum Schulleiter bei der Bezirksregierung Düsseldorf hat Funke 2014 auch die Voraussetzungen dafür geschaffen, um das gesamte Berufskolleg zu führen. „Damit wollte ich aber eher meine Kompetenzen als Bildungsleiter erweitern“, sagt Funke und fügt bescheiden hinzu: „Ich habe lange überlegt, ob ich die Rolle als Schulleiter ausfüllen kann.“

Positiven Einfluss auf seine Entscheidung habe gehabt, Michael Lammers als stellvertretenden Leiter an seiner Seite zu wissen, so Funke. Lammers ist seit sieben Jahren Co-Chef am Placidahaus. „Er ist nicht nur kompetent und verlässlich. Ich schätze Kollegen, die sagen, wenn sie auch mal anderer Meinung sind“, betont Funke. „Ich bin überzeugt, dass wir das als Team gut machen werden.“ Spätestens die Herausforderungen der Corona-Pandemie hätten deutlich gemacht, dass die Zeiten der Einzelkämpfer in Spitzenpositionen vorbei seien. Am Berufskolleg habe man aus diesen Herausforderungen gelernt, wolle nun die Themen Digitalisierung und Lernen auf Distanz weiter vorantreiben.

Neu am Kolleg: die berufsbegleitende Erzieher-Ausbildung

Ein wichtiger Schritt für die Schule sei zudem die praxisintegrierte Erzieher-Ausbildung (PiA), die mit dem kommenden Schuljahr erstmals am Placidahaus anläuft. „Mit PiA reagieren wir auf die gesellschaftlichen Veränderungen und eröffnen die Ausbildung einer neuen Zielgruppe“, sagt Funke. Denn PiA läuft berufsbegleitend. Die Studierenden gehen zwei Tage in der Woche zum Berufskolleg und drei Tage arbeiten. Der Vorteil: Sie verdienen von Anfang an Geld.