Opfer und Mutter einer damals Sechsjährigen sagten am zweiten Verhandlungstag aus. Der Prozess wird weiter fortgesetzt

Xanten/Moers. Der Angeklagte schwieg auch am zweiten Prozesstag beharrlich: Seit Montag muss sich ein 61-jähriger Mann aus Xanten vor der auswärtigen Strafkammer in Moers wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in mehreren Fällen verantworten. Am Mittwoch sagten zwei weitere Opfer aus, von denen eines zum Tatzeitpunkt gerade mal sieben Jahre jung war.

Im Internet kennengelernt

Das Mädchen verbrachte mit sei ner Mutter gut ein halbes Jahr lang immer die Wochenenden im Haus des Angeklagten. Die beiden hatten sich im Januar 2010 über einen Chat im Internet kennengelernt. Die heute 16-Jährige tat sich schwer, auf die behutsamen Fragen des Vorsitzenden Richters Johannes Huismann zu antworten, konnte sich an viele Dinge nicht erinnern. Sie wusste nur noch, dass sie an Wochenenden mit ihrer Mutter oft in Xanten war und mit der leiblichen Tochter des Angeklagten gespielt, im Zimmer neben ihrem übernachtet habe.

Die Aussage ihrer zehn Jahre älteren Schwester, die vorher im Zeugenstand saß, brachte mehr Licht ins Dunkel. Der Angeklagte sei im Netz als „Krauler“ unterwegs gewesen. Die Abende in seinem Haus seien immer unentspannt gewesen: Der Angeklagte oben mit ihrer Schwester, die er jeden Abend gebadet oder geduscht, anschließend eingecremt und zu Bett gebracht habe, sie und ihre Mutter unten. Sie sei geschockt gewesen, als ihre Mutter ihr erzählt habe, dass der Angeklagte ihr gesagt habe, er sei gespannt, wann ihre kleine Schwester ihn einmal „anfassen“ würde.

Schluss gemacht

Die Mutter (55), die ein halbes Jahr mit dem Angeklagten liiert war, sagte aus, dass es ihr nicht merkwürdig vorgekommen sei, dass der Angeklagte ihre kleine Tochter und auch seine leibliche, heute 18-jährige Tochter, die er laut Staatsanwältin über zwei Jahre ebenfalls sexuell missbraucht haben soll, jeden Abend gebadet oder geduscht hat. „Er wollte das so.“ Genauso, wie er gewollt habe, dass die beiden Mädchen – seine leibliche Tochter, im Mai 2002 geboren, war auch alle zwei Wochen bei ihm – „abends immer nackig durchs Haus gehen“ sollten. Auch der Angeklagte sei abends stets unbekleidet gewesen.

„Einmal nach dem Duschen, da hat meine Tochter so geschrien, da bin ich hoch, da stand sie im Bad.“ Aber die Tochter habe nicht gesagt, was los sei. Der Angeklagte sei im Schlafzimmer gewesen. Nachdem ihre Tochter ihr erzählt hatte, dass der Angeklagte sie im Intimbereich angefasst habe, habe sie ihn angezeigt. Als der heute 61-Jährige ihr dann in einer SMS vorgeschlagen habe, dass sie es doch mal zu dritt machen könnten, habe sie mit ihm Schluss gemacht.