Amazon dämpft die Hoffnung, den wenig genutzten P2 umzurüsten. Man möchte lieber einen neuen Parkplatz errichten, findet aber keine Fläche
Rheinberg. Es klang nach einer logischen Schlussfolgerung: Mehr Parkplätze für wartende Lkw rund um das Logistikzentrum Amazon in Rheinberg müssen her, damit die Einbahnstraßenregelung in der Straße Minkeldonk wieder aufgehoben werden kann und die Anwohner an der Bahnhofstraße von dem zunehmenden Verkehr entlastet werden.
Die Stadt machte die Straße Minkeldonk zu Beginn des Weihnachtsgeschäftes 2019 zur Einbahnstraße, weil Amazon Probleme bei der Anlieferung von Waren hatte. Wartende Lkw in der Umgebung und deren Fahrer verursachten zunehmend Lärm, Müll und Fäkalien (wir berichteten). Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses brachten Anfang Juni eine Umnutzung des augenscheinlich fast ungenutzten Amazon-Parkplatz (P2) ins Spiel. Diesen so aufzurüsten, dass ihn auch Lkw befahren können, war die Idee. In einer Stellungnahme dämpfte Amazon die Hoffnung, diese Idee umzusetzen.
Verschiedene Varianten werden geprüft
Der Parkplatz P2 sei baulich nicht für die Nutzung von Lkw konzipiert. Der Parkplatz würde Schaden nehmen, heißt es von Amazon. Eine Option zum Umbau für 20 Lkw-Parkplätze wurde bereits entworfen, was zu einer Reduzierung von 230 Pkw-Parkplätzen führen würde. Mehr ginge nicht, weil der eigene Bedarf dann nicht mehr gedeckt werden könnte. Genaue Daten zur Parkplatzauslastung werden nicht erfasst, Amazon schätzt die Auslastung außerhalb der Hochsaison an Spitzentagen in der Woche für P1 bei 95 Prozent und von P2 bei 15 Prozent, wenn auch nur zeitweise am Tag, ein.
In der Hochsaison liegen die Werte für P1 bei 95 Prozent und P2 bei 50 Prozent. Zudem werde P2 an Wochentagen von rund 30 bis 40 Fahrzeugen der Firmen an der Hubert-Underberg-Allee genutzt. Derzeit prüfe man verschiedene Varianten, um eine dauerhafte Lösung für das Parkplatzproblem zu finden.
Infrastruktur verbessern
Amazon favorisiert eine Anmietung der noch ungeplanten Gewerbefläche von der Firma Garbe. Hier könnte zusätzlich zum Parkplatz P2 ein separater Parkplatz für LKW (P3) errichtet werden. In diesem Zuge soll auch für die Fahrer eine attraktive Infrastruktur mit Sanitäranlagen, Aufenthaltsbereich sowie Möglichkeiten den Müll zu entsorgen, eingerichtet werden. Zudem sei der Weg von diesem Gelände bis zu Einkaufsmöglichkeiten für die Fahrer kurz. „Erste Gespräche haben jedoch gezeigt, dass die Firma Garbe an einer Parkplatzvermietung wenig interessiert ist“, teilt Amazon mit.
Der Online-Versandhandel sucht daher nach einer alternativen Fläche in Rheinberg und Umgebung und hofft auf die Unterstützung der Stadt. Die Grünen, die die ganze Diskussion um die Einbahnstraßenregelung angestoßen haben, legten mit ihren Fragen im Rat ebenfalls noch einmal nach und waren empört. „In der ersten Mitteilung der Verwaltung hieß es, dass die Regelung eigentlich nur bis Januar 2020 befristet gewesen sei und jetzt stellt es sich heraus, dass es eine unbefristete Anordnung ist. Das ist schon ein starkes Stück“, sagte Jürgen Bartsch (Grüne).
Regelmäßiger Austausch
Die Straße Minkeldonk soll so lange nur aus einer Richtung befahrbar bleiben, bis Ersatzparkplätze für Lkw geschaffen worden sind. Es ist angedacht, die Regelung bis zum Weihnachtsgeschäft oder längstens bis zum Ende des Jahres beizubehalten. „Wir sollten von Amazon erwarten können, dass das Unternehmen für den Verbleib der Anlieferer und Abholer eine Lösung – auch für den Verbleib über Nacht – findet“, so Bartsch.
Die Stadt dürfe sich hier nicht entgegenkommend zeigen, sondern müsse vielmehr ein klares Signal an Amazon senden, dass der aktuelle Zustand nicht mehr toleriert werde. Erich Weisser (CDU) versuchte etwas Ruhe in die Debatte zu bringen. „Es hilft nicht, wenn wir jetzt auf das Unternehmen einschlagen. Wir müssen Gespräche führen.“ Bürgermeister Frank Tatzel versicherte, im regelmäßigen Austausch mit Amazon zu stehen. Auch jetzt waren sich alle Fraktionen einig: Es muss eine Lösung her – und zwar zeitnah.