Niklas Schafferus hat eine Ausbildung bei der Lufthansa absolviert. Doch statt die Freiheit am Himmel zu genießen, muss er am Boden bleiben.

Rheinberg. Den Traum vom Fliegen träumte Niklas Schafferus schon früh. Aufgewachsen in unmittelbarer Nähe zum Sportflugplatz Kamp-Lintfort war er schon als Junge fasziniert davon, wenn die Maschinen in den Himmel aufstiegen. Also begann er mit 14 Jahren das Segelfliegen. Spätestens da stand für den heute 24-Jährigen fest: Ich möchte Pilot werden.

Nach dem Abitur durchlief er ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren bei der Lufthansa und schaffte es unter die rund fünf Prozent aus den etwa 2000 Bewerbern pro Jahr, die für die zweijährige Ausbildung an der European Flight Academy (EFA) ausgesucht werden. Medizinische Tests, Belastbarkeits- und Sprachtests, Rollenspiele, psychologische Interviews – die Liste der Prüfungen im Auswahlverfahren war schier endlos. „Bei jedem Termin habe ich mir die Frage gestellt, ob es gereicht hat“, erinnert sich Schafferus an den Bewerbungsmarathon.

Den Eigenanteil bezahlen

Und jedes Mal blieb der Zweifel, schließlich erfolgte das Feedback nicht direkt. Am Ende hatte Schafferus sein Ziel erreicht: die Ausbildung zum Piloten bei der Lufthansa Group. Keine günstige Sache. Denn die Flugzeugführer in spe müssen rund 80.000 Euro Eigenanteil für ihre Ausbildung zahlen. „Die Lufthansa gewährt hier einen zinslosen Kredit“, sagt Schafferus.

Für ihn und die anderen Piloten-Anwärter stand die Theorie im Mittelpunkt: Insgesamt 14 Fächer, darunter Meteorologie, Luftrecht und Navigation, musste der Cockpit-Nachwuchs pauken. Die ersten sechs Monate der praktischen Ausbildung verbrachte er in Arizona in den USA auf einem einmotorigen Sportflugzeug. „Die Zeit war unglaublich“, erzählt Schafferus begeistert von der Zeit in den Staaten.

Die Liebe zur Fliegerei bekräftigen

Danach ging es nach Bremen, wo in Privatjets trainiert wurde. Das sei schon ein großer Sprung gewesen – sowohl technisch gesehen, als auch von den fliegerischen Anforderungen. „Erstmals sind wir größere Flughäfen angeflogen“, berichtet Schafferus. Rückblickend könne er gar nicht fassen, wo die zwei Jahre geblieben sind. „Wenn ich mir die Bilder anschaue, habe ich gleich das Kribbeln im Bauch und das Grinsen im Gesicht“, bekräftigt der Rheinberger seine Liebe zur Fliegerei.

Nach seiner Ausbildung sollte für Schafferus quasi die Kür folgen: die Ausbildung auf einem bestimmten Maschinentyp. „Ich vermute, auf einem A320, eines der häufigen Flugzeugtypen in der Flotte“, sagt der 24-Jährige. Doch schon die Abschlussprüfung stand unter keinem guten Stern: Diese war schon vom Lockdown bedroht, konnte aber noch in letzter Sekunde abgeschlossen werden.

Die Onlinekurse haben schon begonnen

Nun bleiben alle Maschinen am Boden, von Personalentlassungen ist die Rede. Wie es für den jungen Piloten Schafferus weitergeht? Sein Ziel, irgendwann im Cockpit zu sitzen, will er weiter verfolgen. Doch das könnte noch dauern, ahnt er. Deshalb sattelt er sicherheitshalber noch ein dreisemestriges Bachelorstudium zum Wirtschaftsingenieur, Fachrichtung Luftfahrtindustrie, auf. Seine Onlinekurse an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes haben schon begonnen.

Seine Situation beschreibt Schafferus ganz nüchtern: „Es ist halt blöd gelaufen, dafür kann niemand etwas.“ Er hofft, dass es zumindest bald wieder möglich ist, auf seinem Heimatflugplatz Kamp-Lintfort in die Luft zu gehen, um im Training zu bleiben. Sein Traum von der Fliegerei sei auf jeden Fall nicht geplatzt, er liege nur auf Eis, sagt er.