Alpen/Xanten. Geschäft mit „weißen Gold“ erleidet auf dem Hof Schippers einen Zusammenbruch. Harte Zeiten für Achim Schippers, der dennoch Hoffnung hat
Für Genießer mit ausgeprägtem Sinn für regionale, saisonale Küche bricht um Ostern herum eine Hochzeit an, auf die sie sich den Winter über gefreut haben. In normalen Zeiten jedenfalls. Aber gerade ist keine normale Zeit. „Es ist eine Katastrophe“, sagen Achim Schippers und Roman Merkewitsch vom Spargelhof Schippers in Veen. Das Coronavirus beziehungsweise seine Folgen haben ihren Betrieb voll erwischt. Die beiden haben, noch ehe die Saison für das „weiße Gold“ so richtig begonnen hat, die Hälfte des üblichen Umsatzes in den Wind geschrieben. „Wenn wir mit dem Verlust im sechsstelligen Bereich bleiben“, sagt Merkewitsch, „haben wird den Supergau noch abwenden können.“
Ob’s gelingt, weiß auf dem Spargelhof momentan keiner. Zu viele Unwägbarkeiten. Dass die frostigen Nächte Anfang der Woche den emporgereckten Köpfen der begehrten Stangen unter der wärmenden Folie mächtig was auf die Mütze gegeben haben, ist noch das geringste Problem. Die beiden Geschäftsführer sitzen pausenlos am Telefon oder PC, um den schlimmsten Schaden abzuwenden. „Wir ziehen alle Register.“
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Auf ungewöhnlichem Weg ist es ihnen zumindest gelungen, Spargelstecher in der Stärke einer Fußballmannschaft nach Veen zu holen. Üblicherweise sind in der Saison vier Mal so viele da, um die Ernte auf 25 Hektar Spargelfeldern einzufahren. „Wir haben bei zwei Flügen aus Rumänien insgesamt 16 Plätze gebucht“, so Merkewitsch, „eingestiegen sind neun. Alle anderen hatten Angst.“ Zwei Rumänen sind auf Umwegen eingetroffen. Ob er mit den Schülern und Studenten, mit denen er in der WhatsApp-Gruppe „Erntehelfer-Notfall-Team“ Kontakt hält und denen er zehn Euro pro Stunde zahlt, über die ganze Saison rechnen kann, weiß Merkewitsch nicht.
Erntehelfer aus der Gastronomie
In der Not werde auch das Personal aus der Gastronomie – Köche, Kellner, Küchenhelfer – aufs Feld beordert. An „Spargelessen im Zelt“, wie’s wie alle Jahre wieder auf großen Stellwänden an den Straßen plakatiert ist, ist im Moment nicht zu denken. Das Geschäft erlebt einen Totalzusammenbruch. Von 142 Reisegruppen (je ein bis drei Busse) haben 120 storniert. „Damit fehlen uns rund 12.000 Leute auf dem Hof, mit denen wir fest kalkuliert haben“, so Merkewitsch.
Hinzu kämen Hochzeiten, Kommunionen, Geburtstage, die nicht gefeiert würden. Auch die Restaurants, die sonst beliefert würden, seien dicht. Wie auch ihr Karthaus im Schatten des Xantener Doms. Der Markt ist tot. Knapp die Hälfte der Felder werden gar nicht erst aufgedämmt. Das Gold bleibt im Boden.
Der Strohhalm, an den sich Schippers und Merkewitsch klammern, ist der Direktverkauf. Der im Hofladen läuft. Wichtiger seien „die Hütten“, wie sie die mobilen Verkaufsstellen am Wegesrand nennen. Bis zu acht wollen sie noch vor Ostern öffnen. „Aber die Leute müssen kaufen“, so Schippers. Vielleicht wachse mit den Entsagungen der Appetit auf frisches Edelgemüse. Man werde alles Menschenmögliche tun, um einen risikoarmen Einkauf zu gewährleisten. Ausgangssperre will sich auf dem Spargelhof keiner vorstellen...