Alpen. Der Landmaschinenhersteller Lemken aus Alpen konnte 2019 trotz einiger Einbrüche einen Jahresumsatz von 380 Millionen Euro verbuchen.
Hätte man Anthony van der Ley, Geschäftsführer des Landmaschinenherstellers Lemken, und Gesellschafterin Nicola Lemken vor einigen Monaten gefragt, mit welchen Umsätzen sie für das Jahr 2019 rechnen, hätte man wohl mit einer ganz anderen Zahl gesprochen, als mit der, die nun auf dem Papier steht. Denn 2019 war ein schwieriges Jahr für die Landwirte und die Landtechnikbranche.
„Viele Bauern machten nicht nur die extremen Klimabedingungen zu schaffen. Hinzu kamen politische Unsicherheiten sowie Handelsbeschränkungen, die das Geschäft für Landtechnik erschwerten“, erklärte van der Ley. Fazit: Die Investitionsbereitschaft der Landwirte in neue Technik und Geräte nahm ab. Nach einem sehr guten ersten Halbjahr gingen die Umsätze beim Alpener Agrartechnik-Spezialisten unerwartet deutlich zurück.
Landmaschinenhersteller Lemken mit stabilem Ergebnis
So drohte im Herbst sogar Kurzarbeit bei Lemken, rund 200 Leiharbeiter mussten gehen, weil die Auftragslage einbrach. Gestern haben Anthony van der Ley und Nicola Lemken aber eine Bilanz präsentiert, die sich sehen lassen konnte. Das Unternehmen erwirtschaftete im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 380 Millionen Euro – und damit genauso viel, wie 2018. „Das ist ein sehr gutes, stabiles Ergebnis auf Rekordniveau“, betonte die Gesellschafterin. Der Exportanteil lag weiterhin bei 77 Prozent. Damit gelang es dem Familienunternehmen, die Konjunkturschwäche, die der deutschen Landtechnikindustrie allgemein ein Minus von drei Prozent bescherte, positiv zu durchlaufen.
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Die Einbußen des Herbstes wurden dann im Winter kompensiert. „Wir hatten noch fertige Maschinen stehen, die wir im November und Dezember verkaufen konnten. Mit diesem Schwung haben wir unser Umsatzziel erreicht“, so van der Ley. Auf dem deutschen Heimatmarkt, mit 23 Prozent noch immer der wichtigste Absatzmarkt, hat Lemken einen Rückgang von knapp zwei Prozent zu verzeichnen. Stärkster Exportmarkt ist Frankreich, mit einem deutlichen Zuwachs von 26 Prozent. Das Geschäft im deutschen Nachbarland machte 15 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Generell konnte in Westeuropa insgesamt ein leichter Zuwachs verzeichnet werden. In Zentral- und Osteuropa ging der Umsatz um knapp neun Prozent zurück.
Traditionsfirma aus Alpen wächst in den USA kräftig
Der russische Markt blieb weitgehend stabil, während in der Ukraine nach sehr guten Jahren Einbußen von 39 Prozent zu verzeichnen waren. „Hier haben die landwirtschaftlichen Betriebe erstmals die Möglichkeit Land zu erwerben und stellten ihre Landtechnikkäufe entsprechend zurück“, erklärte van der Ley.
Die nordamerikanischen Länder legten erneut zweistellig zu. Die USA ist mit einem Wachstum von 23 Prozent jetzt der viertgrößte Markt des deutschen Landtechnikherstellers. Fast ebenso groß ist der Absatz in Kanada. Ebenfalls stabile Märkte waren Japan und auch China, wo das Familienunternehmen ein eigenes Montagewerk besitzt. Das Produktprogramm wurde 2019 um Düngerstreuer ergänzt. Damit können Landwirte jetzt das komplette Programm von der Aussaat bis zur Ernte aus einer Hand beziehen.
Lemken und Coronavirus: Videokonferenzen eingeführt
„Der Trend geht weiterhin zu komplexeren Maschinen mit Kameratechnologie und künstlicher Intelligenz“, erläuterte der Geschäftsführer. Knapp neun Millionen Euro investierte Lemken weltweit in neue Produktionsanlagen und eine verbesserte Werkslogistik. „Die ersten Wochen des aktuellen Jahres sind von einer guten Nachfrage gekennzeichnet und lassen eine positive Entwicklung erwarten“, sagte Nicola Lemken. Aber natürlich macht die Corona-Pandemie auch vor dem Alpener Betrieb nicht Halt. Das Werk in Indien wurde auf Anordnung der indischen Behörden am Samstag geschlossen.
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Das Tagesgeschäft geht aktuell aber auch in Alpen weiter. Es wurden einige Schutzmaßnahmen ergriffen: Abstände vergrößert, Schichtwechsel zeitlich weiter getrennt und statt persönlichen Meetings, Telefon- und Videokonferenzen eingeführt. Gäste und Besuchergruppen werden derzeit nicht empfangen. Benötigte Teile für die Montage werden aber noch problemlos geliefert. Allein in der vergangenen Woche konnte Lemken 270 Maschinen produzieren und ausliefern. „Wir danken unseren Mitarbeitern sehr. Sie ziehen mit uns an einem Strang und wir versuchen alles für ihre Sicherheit und Gesundheit zu tun“, betonte Lemken.